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Der Zielhang am Hahnenkamm in Kitzbühel.

© dpa

Ski alpin: "Für manche ist Kitzbühel wichtiger als eine WM"

Für das wichtigste Ski-Wochenende der alpinen Saison kommt Vorfreude auf. Gutes Wetter und eine große Show sind zu Erwarten. Nur die Gastgeber sind etwas betrübt.

Schnee auf dem Hausberg, passable Wetteraussichten und die Hoffnung auf die erste komplette Streif seit drei Jahren - das Alpin-Wochenende von Kitzbühel kündigt sich als große Show an. Bei den gastgebenden Österreichern trübt aber die bislang magere Ausbeute der Abfahrer die Vorfreude auf das wichtigste Ski-Wochenende der alpinen Saison. Zu den Hahnenkamm-Rennen reisen Hannes Reichelt und Co. ohne Sieg und mit nur drei Podestplätzen im Gepäck. Schlechter war die Abfahrts-Bilanz des stolzen Österreichischen Skiverbands vor dem Spektakel in Tirol nur einmal in den vergangenen zehn Jahren.

Allerdings: Mit Rang zwei und drei in Wengen sammelten Reichelt und Routinier Klaus Kröll gerade noch rechtzeitig Selbstvertrauen für sich und die Fans. „Das war wichtig für Kitzbühel“, sagte ÖSV-Sportdirektor Hans Pum. „Das hat uns Sicherheit gegeben.“

Auf Dominator Aksel Lund Svindal, der in diesem Winter schon sechs Weltcup-Rennen (vier Abfahrten) gewonnen hat, fehlten Reichelt in der Schweiz nur 0,19 Sekunden. Im ersten Training am Dienstag war er als Tageszweiter auf der Streif bereits schneller. Und im Gegensatz zum Norweger weiß der Super-G-Weltmeister, wie man die Kitzbühel-Abfahrt gewinnt. 2014 war er der bislang letzte Triumphator für Rot-Weiß-Rot.

Für manche fange in Kitzbühel die Saison erst so richtig an, sagte Robert Trenkwalder der Deutschen Presse-Agentur - und der muss es wissen: Von 1998 bis 2004 trainierte er die Speedgruppe der ÖSV-Herren und gewann in dieser Zeit alle Abfahrts-Goldmedaillen bei Großereignissen. Inzwischen arbeitet er unter anderem für Rekordfrau Lindsey Vonn. „Ich kenne Athleten, die sagen, für mich ist Kitzbühel wichtiger als eine Weltmeisterschaft“, erzählte Trenkwalder.

Der Ex-Coach hatte alle großen Speedfahrer der jüngeren österreichischen Ski-Geschichte unter seinen Fittichen, Hermann Maier etwa oder Michael Walchhofer - beide Abfahrts-Weltmeister - oder auch Stephan Eberharter, der zweimal WM-Gold im Super-G eroberte.

Solche Abfahrtsgiganten kann der ÖSV aktuell nicht bieten, und hat zudem auch noch Verletzungspech: Olympiasieger Matthias Mayer fällt nach einer Wirbelfraktur die restliche Saison aus. Am Dienstag stürzte zudem Hoffnungsträger Max Franz im Training und verletzte sich schwer an Knie, Sprung- und Handgelenken. Er fällt mehrere Wochen aus.

Die Schussfahrt ist so legendär wie gefährlich, Streckenabschnitte wie Mausefalle, Karussell und Traverse sind so gefürchtet wie faszinierend. Selbst der zweimalige Slalom-Sieger Felix Neureuther träumt davon, einmal vor dem Ende seiner Karriere nicht nur den Ganslernhang, sondern auch die Streif gleich daneben zu bezwingen.

Österreichern reicht das allerdings nicht. Die wollen gewinnen. Und wissen um den öffentlichen Druck in der Ski-verrückten Alpenrepublik. „Falls es in Wengen einen Sieg gibt, bleiben uns vor Kitzbühel jede Menge blöder Fragen erspart“, hatte Altmeister Kröll jüngst gesagt. Ein Sieg wurde es zwar nicht, aber nach den Rängen zwei und drei reiste der ÖSV doch wieder mit mehr Zuversicht zum Heim-Highlight.

Nach Ansicht von Mathias Berthold dürfen sich die Österreicher berechtigte Hoffnungen machen. Der aktuelle Herren-Chef im Deutschen Skiverband war vier Jahre für Österreichs Männer zuständig und sagte: „Hannes Reichelt wird mit Sicherheit um den Sieg mitfahren.“ (dpa)

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