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Skirennfahrer Matthias Lanzinger ist nach einer Unterschenkelamputation in den Behindertensport eingestiegen. In Sotschi hofft er auf Medaillen.

© dpa

Skirennfahrer Matthias Lanzinger nach Amputation: "Ich wollte ein Comeback"

Matthias Lanzinger war erfolgreicher Skirennläufer. Nach einem schweren Sturz und einer Unterschenkelamputation tritt er nun bei den Paralympischen Spielen an. Im Interview spricht er über den Wiedereinstieg in den Profisport, Medaillenhoffnung und warum ihm Bergwanderungen so fehlen.

Herr Lanzinger, Sie waren zweimal Österreichischer Meister und Europacup-Sieger. Nach einer Amputation des linken Unterschenkels treten Sie nun bei den Paralympischen Spielen in Sotschi an. Wie schaffen Sie es, mit dem großen Medieninteresse fertig zu werden?

Wie ich in den Sport eingestiegen bin, habe ich es in erster Linie für mich selbst gemacht. Natürlich ist das Medieninteresse hier sehr groß, aber das war es schon seitdem ich in den Behindertensport eingestiegen bin. Daher lasse ich mich davon nicht ablenken. Es hat keine besonderen Auswirkungen.

Gibt es Unterschiede in der Trainingsvorbereitung für Olympische und Paralympische Spiele?

Sehr wenige. Der Paralympische Sport ist extrem professionell geworden. Wir betreiben annähernd denselben Aufwand. Der große Unterschied: Im Nicht-Behindertensport hat man sich nicht speziell auf die Olympischen Spiele vorbereitet, da ist der Weltcup im Vordergrund gestanden. Olympia war dann das besondere Rennen. Bei uns ist das etwas anderes, weil die Paralympics ein ganz spezieller Höhepunkt sind.

Welche Ziele haben Sie sich für Sotschi 2014 gesetzt?

Ich bin natürlich hergefahren, um Medaillen zu gewinnen. Aufgrund der Saisonergebnisse darf ich auch berechtigt darauf hoffen. 1 – 2 Medaillen wären sehr erfolgreich, wenn es noch besser gehen würde, wäre es natürlich sehr schön. Mir ist aber bewusst, dass alles zusammen stimmen muss und ich am Ende auch leer ausgehen kann.

Welche Auswirkungen hat es auf Ihre Motivation, dass Österreich keine Regierungsdelegation nach Sotschi schickt?

Überhaupt keine. Wir sind hier wegen des Sports. Wir haben ein friedliches Fest. Alle 45 Nationen leben auf engstem Raum gut zusammen. Alles was rund herum passiert, ist für den Sport nicht relevant. Denn aus dem Starthaus muss ich am Ende selbst heraus gehen.

Wie schaffen Sie es, den technisch aufwendigen und teuren Sport zu finanzieren?

Ich habe seit vielen Jahren tolle Sponsoren dir mir das alles ermöglichen. Da darf ich mich privilegiert sehen, dass ich vom Skisport leben kann. Ich arbeite noch für meine Ausrüsterfirma Salomon im Marketingbereich. Das plane ich auch nach dem Ende meiner Karriere. Ich habe jetzt mein Studium für Sportmanagement abgeschlossen, hänge noch ein zweites dran, damit ich für die Zukunft abgesichert bin.

Geht Ihnen etwas ab, was Sie derzeit nicht machen können?

Das Einzige sind vielleicht meine Bergwanderungen. Ich war sehr oft in den Bergen. Da bin ich jetzt ein wenig eingeschränkt, weil mir mein Stumpf doch manchmal weh tut. Da geht mir manchmal einiges an Lebensqualität ab.

Wie unterstützt Ihre Familie ihren Leistungssport?

Meine Frau war mit entscheidend dafür, dass ich wieder in den Sport eingestiegen bin. Sie hat gemerkt, dass ich das aus meinem Herzen noch einmal gerne machen würde und mich sehr darin bestärkt. Nur ist es für mich nicht mehr so leicht von zu Hause wegzufahren, weil wir eine kleine Tochter haben. Sorge wegen der politischen Situation jetzt hat sie überhaupt keine.

Wären Sie für eine Zusammenlegung der Olympischen und Paralympischen Spiele?

Nein, macht keinen Sinn. Ich finde es toll, dass wir an den gleichen Sportstätten fahren. Auch gleich nach den Olympischen Spielen, da ist alles noch aktuell. Das soll aber so bleiben.

Wann konnten Sie die Entscheidung fällen, in den Paralympischen Sport einzusteigen?

Nach meinem Unfall war mir wichtig, Abstand vom Sport zu gewinnen und mein Leben neu zu planen. Ich habe bei Salomon begonnen zu arbeiten, auch beim ORF und bei der Kronen Zeitung. Wie ich mich beruflich neu aufgestellt habe, ist mir klar geworden, wenn ich ein Comeback will, dann bald. Und so habe ich es 2011 auch gemacht, um noch einmal zu versuchen, an die Weltspitze heranzukommen. Für den Beruf habe ich ja noch 40 Jahre Zeit. Mein Ziel, Sotschi 2014, habe ich erreicht, daher ist es für mich ein gelungenes Projekt. Wie es ausgeht, werden wir ja sehen.

Welche Wünsche haben Sie für Ihr Leben und an die Öffentlichkeit?

Dass man den Behindertensport mehr wahrnimmt. Dass gesehen wird, welch sportliche Leistungen hier erbracht werden und wir ein wenig selbstzufriedener werden. Leute, die bei uns an den Start gehen, haben oft eine höhere Zufriedenheit als Nicht–Behinderte Menschen. Wenn ich sonst einen Wunsch frei hätte, dann würde ich mir wünschen, dass mein Leben für immer so bleibt, wie es jetzt ist. Mein Leben ist privat gesehen perfekt und wunderschön.

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