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Fröhlich mit Pokal: Stuart Bingham nach seinem Sieg in Sheffield.

© Imago

Snooker-WM in Sheffield: Stuart Bingham gewinnt Finale gegen Shaun Murphy

Mit ihm hatte vor dem Turnier kaum jemand gerechnet. Doch nun ist Stuart Bingham neuer Snooker-Weltmeister. Das Finale gegen Shaun Murphy war dabei lange Zeit komplett offen.

Irgendwann hielt es Stuart Bingham nicht mehr aus. Eine Stunde war im hart umkämpften 31. Frame des WM-Finales gegen Shaun Murphy gespielt. Es stand 15:15, Murphy hatte gerade einen 12:15-Rückstand aufgeholt. Und plötzlich drückte bei Bingham die Blase. Ein verschämtes Lächeln huschte über sein Gesicht als er den Schiedsrichter um eine Toilettenpause bat. Dann verschwand er für drei Minuten in den Katakomben des Crucible Theatres. Fünf weitere Minuten später hatte Bingham den Frame gewonnen und damit den Willen des eigentlich als Favoriten ins Rennen gegangenen Murphy gebrochen.

„Als es 15:15 stand, bereitete ich in Gedanken schon meine Verlierer-Rede vor. Meine Arme fühlten sich an wie die von jemand anderem“, sagte Bingham nach dem spannenden Duell, das er am Ende mit 18:15 gewann. Mit 38 Jahren ist der Mann aus dem englischen Basildon der drittälteste Weltmeister in der Snooker-Geschichte – und einer der überraschendsten. Der Sieg bringt dem neuen Champion 300.000 Pfund Preisgeld, dazu ist er nun Weltranglistenzweiter. „Nach 20 Jahren als Profi mit Blut, Schweiß und Tränen hier zu stehen, bedeutet mir so viel“, erklärte Bingham bei der Siegerehrung.

Bingham besiegte die drei besten Spieler der Saison

Vor dem Turnier in Sheffield hatte Bingham gerade einmal zwei Titel auf der Main-Tour gewinnen können. 2011 stänkerte Mark Allen nach einer Niederlage gegen Bingham, dass der „keine Eier“ hätte. „Seit dieser Zeit hat sich alles verändert“, sagte Bingham nach seinem WM-Triumph.

In Sheffield besiegte er nacheinander die drei besten Spieler der Saison. Binghams Sieg über Ronnie O’Sullivan im Viertelfinale (13:9) wurde noch eher der Schwäche des Gegners zugeschrieben. Doch dann konnte Bingham im Halbfinale auch noch Judd Trump schlagen, der zuvor durch das Turnier gestürmt war. Bingham bewies nicht nur taktisches Geschick und Lochstärke, sondern auch Nervenstärke. Als er einen 16:14-Vorsprung verspielt hatte, blieb er eiskalt und holte sich anschließend den Entscheidungsframe zum 17:16-Erfolg.

Im Finale gegen Murphy, der 2005 der letzte große Überraschungsweltmeister im Snooker war, ließ sich Bingham auch von frühen 0:3- und 4:8-Rückständen nicht beeindrucken und drehte das Match. Im letztlich entscheidenden 31. Frame snookerte er Murphy mehrfach auf spektakuläre Weise, so dass dieser insgesamt 38 Foulpunkte kassierte und seine Führung im Durchgang verlor. Murphy, der im Februar beim Turnier in Berlin ebenfalls das Finale verloren hatte, zeigte sich anschließend als fairer Sportsmann und lobte: „Es gibt keinen Spieler, der den Titel so sehr verdient wie Stuart.“

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