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Sport: Sogar zu schwach für Randale

Nur das 0:3 der Türken gegen Kroatien überrascht in den Play-offs zur EM

Berlin - Neutrale Fans sind meistens für den Außenseiter, deshalb war es für sie enttäuschend, dass die Hinspiele der Play-offs der Qualifikation zur Fußball-Europameisterschaft bis auf die klare Heimniederlage der Türkei gegen Kroatien ohne Überraschung blieben.

Türkei - Kroatien 0:3. Schon kurz nach der Halbzeit hatten die 50 000 Zuschauer in der Istanbuler Arena ihre gesamte Mannschaft in größtmöglicher Lautstärke ausgepfiffen. Als sich der türkische Nationaltorwart Volkan Demirel deswegen hinter seinem Tor mit den Fans anlegte, war auch ein einzelner Sündenbock gefunden. Der Keeper wurde fortan angefeindet, bei mindestens einem Gegentor hatte er auch nicht gut ausgesehen. Die Türkei zeigte vor allem in der Defensive eine desaströse Leistung. „Jetzt ist es fast unmöglich, dass wir uns noch qualifizieren“, sagte Nationaltrainer Guus Hiddink. „Vielleicht gelingt uns ein Houdini-Akt.“ Realistischer ist die Entlassung des Niederländers.

Bevor sich die Fans zu ihren Pfiffen gegen die eigene Mannschaft und „Hiddink raus“-Rufen entschlossen, war es eine ganze Halbzeit lang fast still gewesen in Istanbul. Bayern-Stürmer Ivica Olic brachte Kroatien schon nach zwei Spielminuten in Führung und schockierte damit die türkischen Anhänger. Nach einer halben Stunde köpfte Mario Mandzukic vom VfL Wolfsburg das 2:0 für Kroatien, die türkischen Abwehrspieler wirkten in dieser Szene ähnlich erstarrt wie die Zuschauer, beim 0:3 durch Vedran Corluka kurz nach der Pause war es nicht anders.

Befürchtungen vor einer aufgeheizten Stimmung in Istanbul mit Schlägereien auch unter Spielern wie vor fünf Jahren beim WM-Qualifikationsspiel gegen die Schweiz erwiesen sich als abwegig. Die Türken spielten insgesamt einfach zu schwach, die Fassungslosigkeit darüber sorgte für Sprachlosigkeit statt für Wut.

Bosnien-Herzegowina - Portugal 0:0. Es ist üblich, dass Cristiano Ronaldo von den Fans mit „Messi, Messi“-Sprechchören verhöhnt wird. Besonders bot sich den bosnischen Fans der Gesang an, als der Portugiese den Ball zehn Meter am Tor vorbeijagte. Der Ball war aber auf dem ackerartigen Platz in Zenica versprungen. „Portugal musste auf einem Platz spielen, den die Uefa besser nicht erlaubt hätte“, sagte Trainer Paulo Bento. Doch Portugal musste gar nicht alleine spielen. Der vermeintliche Vorteil für die Gastgeber war keiner mehr, als Vedad Ibisevic eine gute Chance vergab, weil der Ball einen unvorhersehbaren Hüpfer machte. Das war schon gegen Ende eines ereignisarmen Spiels, nach dem beide Teams im Rückspiel noch Chancen haben.

Tschechien - Montenegro 2:0. Der ewige Torjäger Milan Baros saß nur auf der Bank, doch der ewige Spielgestalter Tomas Rosicky lenkte das Spiel beim 2:0 der Tschechen und machte es wahrscheinlich, dass seine Mannschaft erneut bei einer EM dabei sein wird. Montenegro, das nach den Leistungen in den Gruppenspielen nur dem Namen nach Außenseiter war, verlor nach einer Stunde in Prag den Faden und kassierte durch einen Fernschuss von Vaclav Pilar und ein Tor in der Nachspielzeit von Tomas Sivok die beiden Treffer. „Ich bin sehr zufrieden“, sagte Tschechiens Coach Michal Bilek.

Estland - Irland 0:4. „Manche Märchen haben einfach ein trauriges Ende“, sagte Raio Piiroja. Er war einer der beiden Esten, die in Tallinn mit Gelb-Rot vom Platz mussten. Sein Team konnte zwar über weite Strecken mithalten, hat nach den Toren von Keith Andrews, Jonathan Walters und zweimal Robbie Keane aber wohl keine Chance mehr, sich für die EM zu qualifizieren. Die von Giovanni Trapattoni trainierten Iren werden zum ersten Mal seit 1988 dabei sein. Tsp

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