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Sport: Souverän und selbstbewusst

Frankreichs Handballer gewinnen das EM-Finale gegen Spanien 31:23

Es war kurz nach 18 Uhr, als Olivier Girault den großen Teller entgegennahm und zwei Konfetti-Kanonen das Siegerpodest im Züricher Hallenstadion und damit die Spieler der französischen Handball-Nationalmannschaft in glitzerndes Gold hüllten. Vor 11 500 Zuschauern wurde Frankreich gestern der Nachfolger von Deutschland, dem Titelträger von Lubljana 2004, als Handball-Europameister. Im Finale siegte der Weltmeister von 1995 und 2001 souverän und verdient mit 31:23 (17:13) gegen Weltmeister Spanien. Zuvor hatte sich Dänemark Platz drei gesichert. Die Dänen schlugen mit 32:27 (16:10) wie vor zwei Jahren Olympiasieger Kroatien.

Die Finalpaarung der derzeit dominierenden Teams des Welthandballs wertete das hervorragende Abschneiden der deutschen Mannschaft noch einmal auf. Verpasste das Team von Heiner Brand doch nach einem Remis gegen Spanien (31:31) und der einzigen Turnierniederlage gegen Frankreich (25:27) nur denkbar knapp das Halbfinale.

Das gestrige Endspiel glich zunächst der Vorrundenpartie in Basel, als die physisch sehr starken Spanier die Franzosen in der ersten Halbzeit noch geradezu überrollt hatten. Gegen die pure Wucht des spanischen Rückraums fand die französische Deckung jedenfalls zunächst kein Mittel, und der spanische Keeper David Barrufet (CF Barcelona) lief schon zu Beginn zu Weltklasseform auf. Einen Akt der Demütigung stellte das 4:1 (fünfte Minute) dar, als der spanische Linksaußen Garcia sein Pendant auf dem rechten Flügel, Rocas, per Kempa-Trick bediente. Das war Handball in technischer Perfektion. Einige Akteure Frankreichs, das die letzten beiden Pflichtspiele gegen Spanien verloren hatte, waren angesichts dieser Zaubereien und der Aura der Unbesiegbarkeit, die Keeper Barrufet ausstrahlte, schon der Verzweiflung nahe. Doch nun sorgte vor allem der erfahrene Bundesliga-Star Joel Abati (SC Magdeburg) mit seinen sechs Toren aus dem Rückraum für Beruhigung. Als Baruffet in der 16. Minute wegen einer Wadenverletzung ausschied, setzten sich die Franzosen schließlich Schritt für Schritt ab. Als Nikola Karabatic per Tempogegenstoß mit einem fantastischen Heber zum 17:13-Pausenstand traf, war eine Vorentscheidung gefallen.

In der zweiten Halbzeit erhöhte der von Didier Dinart organisierte französische Deckungsverband noch einmal den Druck, und nun knüpfte auch noch Keeper Thierry Omeyer an die herausragende Form aus den bisherigen Spielen an. Auch eine Rote Karte gegen Guillaume Gille vom HSV Hamburg wegen einer Tätlichkeit brachte Frankreich nicht aus dem Konzept. Vor allem nicht Nikolas Karabatic, der gestern überragend spielte. Der französische Rückraumspieler vom THW Kiel verkörpert derzeit den modernen Handballer: Er ist groß gewachsenen, schnell und vor allem sehr beweglich. Seinem erklärten Ziel, der beste Handballer der Welt zu werden, ist der Rechtshänder im Finale der Europameisterschaft einen großen Schritt näher gekommen. Der überragende Spieler der Franzosen erzielte gestern elf Tore.

Und an Selbstbewusstsein jedenfalls mangelt es Karabatic auch nicht. „Wir haben Europameister Deutschland, Olympiasieger Kroatien und nun Weltmeister Spanien geschlagen“, sagte er nach dem ersten EM-Titel für Frankreich. „Wir haben gezeigt, dass wir eine große Mannschaft sind.“

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