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Sport: Späte Wende

Im letzten Moment dreht Nicolas Kiefer das erste Davis-Cup-Match gegen Südafrika – Haas erhöht auf 2:0

Johannesburg Thomas Haas stützte sein Kinn auf die linke Hand und blickte zu Boden. Sein Teamkollege Rainer Schüttler kratzte sich mit einem Finger im Augenwinkel, als könne auch er nicht mehr hinsehen. Beide ahnten offenbar den folgenden Ballwechsel voraus: Der Südafrikaner Wesley Moodie schlug den Tennisball an dem am Netz stehenden Nicolas Kiefer vorbei ins Feld – zur 2:0-Führung nach Sätzen. Zwei Stunden später aber bot sich ein völlig anderes Bild: Haas und Schüttler standen vor ihren Stühlen auf und klatschten begeistert ihren Teamkollegen ab.

In der Ellis Park Arena in Johannesburg hatte ein kurioses Tennismatch für das deutsche Davis-Cup-Team ein erfreuliches Ende gefunden. Gerade noch rechtzeitig, im Tiebreak des dritten Satzes, drehte Nicolas Kiefer gegen den Südafrikaner das erste Match der Davis-Cup-Begegnung gegen Südafrika und siegte noch mit 4:6, 6:7, 7:6, 6:3, 6:2. „Sieg ist Sieg“, sagte Kiefer, „Wesley hat unglaublich aufgeschlagen, ich hatte im Prinzip keine Chance ins Spiel zu kommen und habe einfach nur gewartet.“ Drei Stunden und 42 Minuten hatte er für den knappen Erfolg benötigt. Danach trat Thomas Haas gegen Wayne Ferreira an, Haas siegte in dem weniger spektakulären Match mit 6:3, 6:0, 7:6 (7:3) und brachte damit die Mannschaft von Teamkapitän Patrick Kühnen mit 2:0 in Führung.

Rainer Schüttler musste am ersten Davis-Cup-Tag zusehen. „Wir haben darüber gesprochen“, sagte Schüttler, „Thomas Haas und Nicolas Kiefer stehen vor mir in der Weltrangliste, also ist es okay.“ Der Heimvorteil der Südafrikaner war nur ein gering. Die Ellis Park Arena, die 4500 Zuschauer fasst, war nur zu einem Drittel gefüllt, was daran liegen dürfte, dass das Stadion in einem von Kriminalität geplagten Viertel in Johannesburg liegt. Trotz der geringen Unterstützung durch die Zuschauer ließ Moodie seinem Gegner anfänglich keine Chance. Die Aufschläge krachten unerreichbar ins Feld von Kiefer, der in der Weltrangliste 82 Plätze vor dem Südafrikaner rangiert. „Moodie serviert den zweiten Aufschlag wie den ersten“, sagte Kühnen verwundert. Erst in den Sätzen vier und fünf hatte sich Kiefer besser auf das Service eingestellt und variierte seine Returns.

Im zweiten Einzel hatte der südafrikanische Teamchef Kevin Curren eigentlich Rik de Voest vorgesehen, doch der Youngster meldete sich kurz vor der Partie krank. So kam der 33-jährige Wayne Ferreira, der eigentlich nur für das Doppel vorgesehen war, zu einem vorzeitigen Comeback. Ferreira hat im vergangenen Jahr nach den US Open seinen Rücktritt vom Tennis bekannt gegeben. Der Südafrikaner lebt in San Francisco und wurde von Curren eigens für das Match gegen Deutschland reaktiviert. Für Haas kam der Wechsel gelegen, er hatte bisher viermal gegen Ferreira gespielt – und viermal gewonnen. Gestern gab es im fünften Spiel den fünften Sieg für Haas.

Auch das deutsche Team kämpft mit einer Krankheit. Alexander Waske, der im Doppel vorgesehen war, leidet zurzeit an einer fiebrigen Grippe. „Es ist mehr als unwahrscheinlich, dass er am Samstag spielen kann“, sagte Kühnen. Der Teamchef dürfte heute im Doppel (11 Uhr, live im DSF) auf die Kombination Kiefer und Schüttler setzen. Beide spielten zuletzt im verlorenen Doppelfinale bei den Olympischen Spielen in Athen zusammen. Nun gibt es für beide die Chance, die negative Erinnerung durch eine positive zu ersetzen. Tsp

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