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Fast schon verloren und dann doch noch gewonnen: Fernando Verdasco steht wie im Vorjahr im Viertelfinale der US Open.

© dpa

Tennis: Spanier dominieren die US Open

Bei den US Open in Flushing Meadows spielen die spanischen Tennisprofis die Hauptrolle. Dafür enttäuschen die Gastgeber: Kein einziger US-Amerikaner schaffte bei den Herren den Sprung ins Viertelfinale.

Es gibt viele Orte, die im Laufe der Jahrhunderte von spanischen Konquistadoren besetzt worden waren. Teile Nordamerikas gehörten auch dazu, doch das winzige Örtchen Queens, einen Stadtteil von New York, vermochten die Spanier nie zu erobern. Und schon gar nicht jenes Tennisstadion, welches das größte seiner Art ist, und in dem das Siegen beim letzten Grand-Slam-Turnier der Saison so besonders verlockend erscheint. Sicherlich, es gab mal zwei Spanier, die diesen Titel gewannen: Manuel Santana 1965 und Manuel Orantes zehn Jahre später. Jedoch geschah das noch auf der alten Anlage in Forest Hills, und sie sind wohl auch kein Vergleich zu jenen Eroberungen, die ihre Landsleute auf der roten Asche von Roland Garros in Paris verzeichneten. Spanien und Sand, diese beiden Begriffe waren über Jahrzehnte hinweg untrennbar miteinander verbunden. Doch mit dieser Ausschließlichkeit ist es nun vorbei: Queens erlebt den Feldzug einer neuen spanischen Generation, die inzwischen jeden Belag zu beherrschen weiß.

„Seit 15, 20 Jahren gewinnen wir fast alles“, erklärte Feliciano Lopez, die Nummer 25 der Welt, „früher waren wir die Besten auf Sand, jetzt gewinnen wir auch auf Rasen und überall sonst. Es ist an der Zeit, dass die Leute das begreifen.“ In New York kam man nicht umhin, diesen Wandel zu bemerken. Neun Spanier standen in der dritten Runde, und damit sogar mehr als jemals bei den French Open. Sechs von ihnen zogen weiter ins Achtelfinale, und bedingt durch zwei spanische Duelle sind nun zwei von ihnen im Viertelfinale: Rafael Nadal und Fernando Verdasco. Da sie dort aufeinander treffen, haben die Spanier bereits einen sicheren Halbfinalisten. „Das ist sehr wichtig für das spanische Tennis“, betonte Nadal, „besonders, weil dieses Turnier wegen des Belags und der Bälle so schwierig für uns ist.“ Der Boden ist extrem schnell, die Bälle sind weicher als sonst und nehmen so die von den Spaniern von klein auf perfekt einstudierte Waffe – den Topspin – nicht so gut an. Dennoch war Nadal der erste gewesen, der mit seinen Siegen in Wimbledon und bei den Australian Open das Dogma aufweichte, Spanien beherberge nur Sandplatzkönige.

Besonders die Amerikaner, die mit Sam Querrey gerade den letzten der Ihren aus dem Wettbewerb verabschieden mussten, blicken wehmütig in Richtung der Iberer. Denn im letzten Jahrzehnt waren diese Vorreiter modernster Trainingsmethoden, ihre zahlreichen Akademien brachte nun insgesamt eine Armada von 13 Spielern in den Top 100 hervor, die in dieser Saison bereits 16 Titel auf sich verteilen. Dieses Wissen wollen sich die darbenden Amerikaner gerne aneignen und daher verpflichtete der Verband mit dem Ex-Profi Jose Higueras einen Insider für die Trainerschulungen. Der kennt das spanische Erfolgsprinzip: „Die Spieler beherrschen perfekt die Bewegung in jede Richtung, ebenso wie eine kontrollierte Offensive, sie haben hohe Quoten beim Aufschlag und sind unglaublich fit.“

Es kommt ihnen inzwischen zugute, dass die Spanier seit der Umstellung des ATP-Wertungssystems quasi genötigt wurden, ihre Weltranglistenpunkte auch anderswo als auf Sand zu sammeln. „Wenn man an der Spitze stehen will, muss man überall spielen können“, weiß Nadal, der mit dem Sieg bei den US Open seinen Karriere-Grand-Slam besiegeln könnte. Dennoch ist er vorsichtig mit Prognosen: „Die US Open zu gewinnen, wird eines der Ziele sein für den Rest meiner Karriere.“

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