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Sport: Spannung, Bratwurst, Ribéry

Die Attraktivität der Bundesliga steigt, das gefällt auch internationalen Stars

Die Bratwurst. Sie nimmt nach wie vor eine wichtige Rolle beim Besuch eines Fußballspiels ein, darüber hinaus ist sie auch ein Wirtschaftsfaktor. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat in der 47. Bundesliga-Saison eine Studie vorgestellt, in die alles, was man als Wertschöpfung bezeichnen kann, einbezogen wurde. Ergebnis: Inklusive der Anlieferung des Bratguts ist Profifußball von wirtschaftlicher Bedeutung für Deutschland. Mehr als fünf Milliarden Euro trägt er demnach zur Volkswirtschaft bei. „Es gibt einen sehr hohen Abstrahleffekt“, hieß es bei der Unternehmensberatung McKinsey zu ihrer Untersuchung.

Das ist untertrieben, denn der deutsche Fußball leuchtet wieder. Die Bundesliga hat erneut an Attraktivität und Bedeutung gewonnen, und der Prozess scheint noch nicht zu Ende zu sein. Nur ein kleinerer Störfaktor auf diesem Weg war der Umgang des Deutsche Fußball-Bundes und seines Präsidenten Theo Zwanzigers (DFB) mit der Affäre um den ehemaligen Schiedsrichtersprecher Manfred Amerell. Sie zeigte eher, dass in der Gesellschaft Homosexualität weitaus akzeptierter ist als im Fußball von manchem angenommen wird. Die Affäre störte den erfolgreichen Betrieb Bundesliga aber nicht weiter, anders als der Suizid von Robert Enke. Obwohl zunächst nicht vorstellbar, wurde auch danach weiter Fußball gespielt.

„Seid mal stolz auf euch“, sagt Ruud van Nistelrooy vom Hamburger SV. Nicht nur dem Niederländer gefallen die hochwertigen Stadien und die Atmosphäre. Nirgendwo in Europa kommen mehr Fans: mit durchschnittlich 42 454 gab es wieder einen Rekord. Die Preise sind weiter deutlich niedriger als in den anderen europäischen Spitzenligen. Auch Arjen Robben ist begeistert. Der Spieler der Saison rät auch seinem Mannschaftskollegen Franck Ribéry, in der Bundesliga zu bleiben. Robben faszinierte bei einem FC Bayern, der mit seiner Spielweise und der Förderung deutscher Talente viele Sympathien gewonnen hat. Der FC Bayern! Damit war nun wirklich nicht zu rechnen. Ebenso wenig damit, dass die Münchner im Finale der Champions League gegen Inter Mailand die Chance haben, den international enttäuschenden Italienern bereits in diesem Jahr einen Startplatz in der Champions League für die Bundesliga abzunehmen.

Seit Jahren hofft der deutsche Fußball darauf, dass sich die Wirtschaftlichkeit der Liga sportlich auszahlt. Die DFL freut sich darüber, dass die Profiklubs mit insgesamt 600 Millionen Euro weniger Schulden haben als Manchester United aus der englischen Premier League alleine. Weil in Deutschland keine Mehrheitsinvestoren zugelassen sind, sind die Finanzen der Klubs vergleichbarer. Trotz des 22. Meistertitels von Bayern München bleibt die Liga spannender als in Spanien, wo der FC Barcelona und Real Madrid knapp 30 Punkte Vorsprung haben, oder in England, wo es eine Sensation ist, wenn mit Tottenham Hotspur erstmals seit Jahren ein anderes Team als die üblichen zu den ersten vier gehört.

Die Spieltage wurden auch in Deutschland wegen des Fernsehens weiter zersplittert. Doch trotz anfänglicher Proteste haben sich alle schnell daran gewöhnt. Viele neue Kunden haben die Änderungen dem Bezahlfernsehen aber nicht gebracht. Mit den Fernsehrechten lässt sich hierzulande wohl nur dann mehr Geld erlösen, wenn der Erlebnisfaktor steigt. Bei den Spielen der Champions League ist das höhere Niveau zwar an fast jeder Aktion der Profis zu erkennen. Nicht unterschätzen darf man aber auch die Qualität der Übertragungen. Beim sogenannten „Imaging“ könnte das Produkt Fußball in Deutschland noch aufholen, ein Mittelfeldduell der Premier League wirkt auch deshalb mitreißender, weil es medial anders inszeniert ist.

Schwer zu inszenieren ist nach wie vor die Bratwurst. Immerhin kann man auf www.stadionwurst.net inzwischen Noten geben, unter anderem für Preis, Konsistenz, Geschmack und Beilage.

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