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Zwei ist einer zu viel. Vettel und Webber mit Teamchef Horner (Mitte).

© Reuters

Spannung in der Formel 1: Dreikampf vor dem letzten Rennen

Drei Fahrer können noch Formel-1-Weltmeister werden, zwei davon fahren für Red Bull. Doch der Rennstall schließt eine Teamorder aus - bislang.

Eine Frage beherrschte die Gespräche am Sonntagabend im Fahrerlager von Interlagos: Was, wenn es wieder so kommt? Wie verhält sich Red Bull, wenn sich beim abschließenden Formel-1-Rennen in einer Woche in Abu Dhabi erneut die Konstellation Vettel-Webber-Alonso an der Spitze ergibt? Bei dieser Reihenfolge im Ziel wäre Alonso Weltmeister. Würde Vettel seinen Teamkollegen aber vorbei lassen, hieße der Champion Mark Webber.

Das Szenario ist bei den derzeitigen Kräfteverhältnissen alles andere als unwahrscheinlich. „Eine Teamorder wird es nicht geben“, sagt Red-Bull-Chef Christian Horner, fügt allerdings hinzu: „Wir verlassen uns dabei ganz auf unsere Fahrer und darauf, dass sie wissen, was sie im jeweiligen Moment zu tun haben.“ Das klingt, als erwarte er, dass Vettel dann von sich aus zur Seite fährt. Horner liegt damit auf einer Linie mit den meisten in der Szene, die überzeugt sind, dass ein WM-Titel im Team über allem steht.

Helmut Marko, Motorsportkoordinator von Red Bull, allerdings klang direkt nach einem Telefonat mit seinem Boss Dietrich Mateschitz schon so, als könne man tatsächlich auch noch den einen Schritt weitergehen. Nicht nur, dass er betonte, dass auch in Abu Dhabi beide Fahrer absolut freie Fahrt hätten. Er sagte auch: „Wir wollen den zweiten Titel holen, aber wir müssen dabei auch auf ein bisschen Pech von Ferrari hoffen.“ Dies ergibt nur dann Sinn, wenn man davon ausgeht, dass Vettel wieder vorne liegt, seinem Teamkollegen aber keine Schützenhilfe leisten wird.

Ein Umschwenken auf Stallorder scheint schon deshalb unwahrscheinlich, weil Red Bull diese in den letzten Wochen immer wieder kategorisch ausschloss. „Red Bull ist ein Unternehmen, das in seinem ganzen Marketing sehr auf Individualität setzt und sich gerade dadurch abheben will“, sagt RTL-Experte Christian Danner. „Und wenn man sich selbst fair und der Gegner sich unfair verhält, diskreditiert man ihn.“ Speziell also dann, wenn Alonso genau durch die sieben zusätzlichen Punkte, die ihm die Ferrari-Stallorder von Hockenheim einbrachte, den Titel holen sollte. „So lässt es sich auch besser verlieren. Es ist sehr klug von Red Bull, denn der Imageverlust so einer Stallregiesache ist bei Weitem größer als das Plus durch einen Fahrer-WM-Titel“, sagt Danner. Dies gilt insbesondere für die Außenwirkung. Auch Mateschitz sagte bereits, man verliere lieber den Titel, als ihn durch die gleichen Methoden wie Ferrari zu gewinnen.

Sebastian Vettel ging nach dem Rennen nicht auf das Thema ein. Klar ist: Sein Verhältnis zu Webber hat sich stark abgekühlt, vor allem durch das Verhalten des Australiers, der vor allem in englischsprachigen Medien oft abfällige Bemerkungen gegen den Teamkollegen losließ. So sagte er: „Vettel ist nichts Besonderes, ich kann nicht sehen, dass er irgendwie anders arbeitet als ein Heikki Kovalainen.“ Große Lust darauf, Webber zum Titel zu verhelfen, hat Vettel ganz bestimmt nicht – selbst Fernando Alonso wäre ihm als Weltmeister lieber. Sollte er die Rückendeckung von Red Bull haben, könnte es sein, dass er sich auf nichts einlässt und die wohl folgenden Angriffe der englischen Medien in Kauf nimmt. Andererseits könnte Vettel mit einem freiwilligen Verzicht auf den ersten Platz wohl auch viele Sympathien gewinnen.

Am liebsten aber wäre es Vettel mit Sicherheit, wenn es gar nicht zu diesem Dilemma kommt. Am besten dadurch, dass Alonso durch irgendwelche Probleme in Abu Dhabi maximal auf Platz fünf liegt oder gar ausfällt. Dann würde sich Sebastian Vettel mit einem Sieg zum Weltmeister machen – und alle Diskussionen wären vergessen.

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