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Durchschlagender Erfolg. Scott Touzinsky war im Spiel gegen den VfB Friedrichshafen bester Angreifer der BR Volleys, der US-Amerikaner erzielte insgesamt 17 Punkte. Foto: dpa

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Sport: Spektakel mit Auszeiten

Volleys setzen Friedrichshafen zwar unter Druck, scheitern aber an ihren vergebenen Chancen.

Berlin - Kawika Shoji wiegt nur 82 Kilogramm, aber er ist 1,92 Meter groß. Er wirkt schlaksig, man sieht in ihm einfach nicht den Typen, der einen Ball hart, sehr hart übers Netz donnert. Shoji hat das Bild vom smarten Typen dann aber mal kurz korrigiert. Samstagabend, Schmeling-Halle, Shoji beim Aufschlag. Der US-Amerikaner knallte den Ball mit gewaltiger Wucht ins Feld des VfB Friedrichshafen. Abwehrchance: keine; der 24-Jährige hatte den BR Volleys gerade den Punkt zur 22:20-Führung gesichert, der Volleyball-Bundesligist aus Berlin stand vor dem Gewinn des ersten Satzes. Der Satzgewinn wäre ein Ausrufezeichen gewesen.

Aber dann nahm VfB-Trainer Stelian Moculescu eine Auszeit, er hatte nur ein paar Sekunden, um den Rhythmus der Volleys zu stören. Aber diese paar Sekunden reichten ihm. Ein Leichtsinnsfehler, zwei abgeblockte Bälle des Finnen Urpo Sivula, weitere Patzer, schon war’s passiert: Friedrichshafen gewann 25:23.

90 Minuten später stand Volleys-Manager Kaweh Niroomand neben dem Netz und sagte: „Wenn wir den ersten Satz gewonnen hätten, wäre das Spiel vielleicht anders verlaufen.“ Gut möglich. Ihren 3:2 (25:23, 21:25, 23:25, 25:23, 15:12)-Sieg haben die Schwaben ja nur nach hartem Kampf erzielt. 6345 Fans saßen in der Halle, bestens unterhalten mit spektakulären Ballwechseln, guter Feldabwehr, enormem Einsatz. Dazwischen immer wieder allerdings auch ein paar kurzfristige geistige Aussetzer, bei beiden Teams. Nur hatten die Volleys in diesem Punkt den Vergleich mit knappen Vorsprung gewonnen.

Für Mark Lebedew, den Volleys-Trainer, war das entscheidend: „Wir hatten genug Chancen, aber auch immer wieder zwei, drei Minuten, in denen wir uns große Fehler erlaubten.“ Der VfB ist zu clever, zu stark, als dass er solche Schwächen nicht ausnützt.

Urpo Sivula, der sensible Außenangreifer, hatte zu Beginn des ersten Satzes aggressiv Bälle ins VfB-Feld geschlagen – aber als er mehr Bälle annehmen musste, da begann er wieder zu wackeln. Deshalb ersetzte ihn Lebedew durch Björn Höhne. Der begann furios, aber auch er „fiel dann kurz in ein Loch“ (Lebedew). Und Zuspieler Shoji, der lange die Bälle gut verteilt hatte, spielte zunehmend „hektisch“. Deshalb ersetzte ihn der Coach im vierten Satz durch Jaroslav Skach. Als Skach aufs Feld kam, waren die Diagonalangreifer Oliver Venno (Friedrichshafen) und Paul Carroll (Volleys) schon unter medizinischer Beobachtung. Venno hatte sich am Fuß verletzt, Carroll kurz darauf an der Schulter. Für Carroll rückte Aleksandar Spirovski nach, kein echter Ersatz. „Wir haben ja quasi ohne Diagonalangreifer gespielt“, sagte Niroomand. „Friedrichshafen hat seinen Ausfall besser kompensiert als wir unseren.“ Überraschend, denn für Venno musste Leonardo dos Santos einspringen, ein Außenangreifer. Der zweite VfB-Diagonalangreifer, Zoran Jovanovic, ist auch verletzt. Acht Punkte erzielte dos Santos.

Volleys-Außenangreifer Scott Touzinsky kam auf 17. Und in jeder Sekunde demonstrierte der US-Amerikaner, dass er gerade seine ganz spezielle Mission absolviert. Seine Mission lautet: Imageverbesserung. Dass er die Volleys nach der vergangenen Saison aus sportlichen Gründen hatte verlassen müssen, hat sein Ehrgefühl verletzt. Im Januar holte ihn Niroomand zurück, jetzt will der Olympiasieger seine eigentliche Stärke demonstrieren. Am Samstag leistete Touzinsky dabei ganze Arbeit: Er wurde als wertvollster Spieler ausgezeichnet.

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