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© dpa

Spieler für Spieler: Einzelkritik: Von Lehmann bis Klose

Wie die deutschen Spieler sich gegen Portugal schlugen und den Sprung ins Halbfinale schafften. Eines steht fest: An diesem Abend hatten die Deutschen die bessere Nummer 7.

Jens Lehmann: Der Torhüter setzte neue Maßstäbe – mit der Wahl seines Trikots, das so grün war wie Kermit der Frosch. Mit dieser Farbe zog Lehmann erfolgreich die Bälle an, zum ersten Mal nach einer Viertelstunde bei einem Schuss von Simao. Wirkte aufmerksam, sicher bei hohen Bällen, spielte gut mit. Vor dem 1:2 rettete Lehmann glänzend gegen Ronaldo, gegen den Abstauber von Nuno Gomes war er chancenlos.

Arne Friedrich: Sollte Ronaldos Spieldrang einengen, und ermöglichte Portugals Nummer 7 die erste Aktion des Spiels – mit einem Fehlpass. Hart am Mann, so wie es von Friedrich erwartet wurde. Ging sogar manchmal mit nach vorne, als wollte er Cristiano Ronaldo zeigen, dass er sich von ihm ein bisschen unterfordert fühlte.

Per Mertesacker: Verlor anfangs ein Kopfballduell gegen den ungefähr vier Meter kleineren Deco. Das allein ist schon ungewöhnlich. Noch ungewöhnlicher war, dass Mertesacker bei diesem Kopfball falsch stand. Das kommt so selten vor wie eine Marienerscheinung. War trotzdem der sicherere der beiden deutschen Innenverteidiger. Ist im Moment allerdings auch nicht besonders schwer.

Christoph Metzelder: Das Spiel gegen Portugal kam für den Innenverteidiger mindestens ein Spiel zu früh. Die vermeintlichen Fortschritte, die zuletzt gegen Österreich zu beobachten waren, relativierten sich gegen diesen Gegner von Format wieder. Metzelder kämpft derzeit zu viele Kämpfe, den schwersten immer noch gegen sich selbst.

Philipp Lahm: Wird in Portugal künftig vermutlich per Steckbrief gesucht: wegen hinterhältigen Balldiebstahls. Luchste seinen Gegenspielern mehrmals den Ball ab. Später war er vornehmlich damit beschäftigt, die taktischen Fehler seines Vordermannes Lukas Podolski wettzumachen. Das allein ist schon eine abendfüllende Aufgabe. Trotzdem beteiligte sich Lahm noch am eigenen Angriffsspiel.

Simon Rolfes: Löws Überraschungskandidat. Der Leverkusener rückte für den verletzten Frings ins Team und gruppierte sich mit Hitzlsperger zur Doppel-Sechs. Hatte anfangs viele Ballkontakte, brachte Passsicherheit ins Spiel, musste allerdings auch erkennen, dass die Qualität der Gegner in einem EM-Viertelfinale eine andere ist als in der Bundesliga.

Thomas Hitzlsperger: Schaffte es in der ersten Halbzeit, mit einem Freistoß die Ein-Mann-Mauer der Portugiesen zu treffen. Demnächst werden die Deutschen bei Standardsituationen vermutlich sogar an einer Null-Mann-Mauer hängen bleiben. Aber Hitzlspergers Thema war an diesem Abend ohnehin ein anderes: die Defensive. Konnte Deco nie ganz ausschalten. Aber wer kann das schon?

Bastian Schweinsteiger: Zum ersten Mal bei der EM in der Startelf. Entsprechend groß war seine Lust auf Fußball. Überragend seine Polyvalenz. Grätschte wie ein Abwehrspieler gegen Ronaldo. Schlug die Freistöße vor dem 2:0 und dem 3:1 wie ein Spielmacher alter Schule. Und vollendete den ersten Konter, nachdem er den perfekten Laufweg eines Stürmers genommen hatte. An diesem Abend hatten die Deutschen die bessere Nummer 7.

Michael Ballack: Durch die Systemänderung im deutschen Spiel durfte Ballack wieder näher ans Tor des Gegners heran. Konnte aber gar nicht anders, als der eigenen Defensive immer wieder Hilfsdienste zu leisten. Dass er aus kleinen Dingen Großes entstehen lassen kann, zeigte Ballack vor dem 1:0. Sein One-Touch-Pass auf Podolski verschaffte der deutschen Mannschaft den entscheidenden Vorteil, sein Tor zum 3:1 beruhigte die flatternden Nerven.

Lukas Podolski: Bei Podolski weiß man wenigstens, was man bekommt: beherzte Aktionen in der Offensive und haarsträubende taktische Fehler in der Defensivarbeit, die der Posten im Mittelfeld nun mal leider mit sich bringt. Exzellent Podolskis Vorarbeit vor dem 1:0, als er sich gegen Pepe und Bosingwa durchsetzte. Erschreckend allerdings sein Stellungsfehler vor dem Anschlusstreffer der Portugiesen.

Miroslav Klose: Der Münchner näherte sich anfangs wieder entschlossen seiner EM-Form. War schlecht wie vor vier Jahren in Portugal. Im Zweikampf konnte er sich nicht durchsetzen, die Kopfballduelle gewannen seine Gegenspieler, und am Boden sprang ihm der Ball vom Fuß. Traf dann mit der Schulter zum 2:0 – was irgendwie passte.

Tim Borowski: Kam eine Viertelstunde vor Schluss für Hitzlsperger. Brachte ein wichtiges Element ins deutsche Spiel. Borowski lief viel, was seinen Kollegen zu diesem Zeitpunkt schon reichlich schwer fiel.

Clemens Fritz: Bei seiner Einwechslung knapp fünf Minuten vor Schluss brach großer Jubel los – weil er Bastian Schweinsteiger ersetzte.

Marcell Jansen: Zwei Minuten vor Schluss für Klose gekommen, spielte aber nicht im Sturm, sondern anstelle von Podolski im linken Mittelfeld.

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