zum Hauptinhalt
Elisa Klinkenberg vor ihrem Bild „Wimbledon White Only“.

© promo

Sport und Kunst beim Turnier in Berlin: Wie Elisa Klinkenberg von der Tennishoffnung zur angesagten Künstlerin wurde

Sie träumte von einer großen Tenniskarriere, jetzt schafft sie Kunstwerke rund um ihren Lieblingssport. Ein Treffen am Rande des Turniers in Berlin.

Für Elisa Klinkenberg fühlt sich das Tennisturnier auf der Anlage des LTTC Rot-Weiß wie eine Rückkehr nach Hause an. Als Jugendliche spielte sie hier selbst bei dem damaligen Nachwuchsturnier, das national und international einen exzellenten Ruf besaß. Klinkenberg, heute 33, wollte es zum Profi schaffen. „Ich war eine sehr offensive Spielerin und bin immer draufgegangen auf den Ball“, erzählt sie und muss dabei schmunzeln.

Dass es mit der großen Tenniskarriere nicht klappte, lag weniger an ihrem Talent – Klinkenberg schaffte es immerhin bis auf Platz 717 der Weltrangliste – vielmehr spielte ihr Körper irgendwann nicht mehr mit. Der Rücken und die Bandscheiben beendeten ihren Traum, trotzdem ist sie nun wieder eine Attraktion beim Berliner Turnier.

Elisa Klinkenberg hat mit ihrer Kunst ein neues Kapitel aufgeschlagen. Im Rückblick findet sie das ebenso erstaunlich wie den Wunsch, Tennisprofi zu werden, denn: „Ich komme nicht aus einer klassischen Tennis- oder Künstlerinnen-Familie.“ Mit dem Sport fing sie an, weil sie direkt neben der Tennisanlage vom TC Orange-Weiß Friedrichshagen aufwuchs und als Dreijährige der Meinung war: Das will ich auch machen. Mit der Kunst, weil sie einen geistigen Ausgleich zu ihrem damaligen Job suchte.

Nachdem ich aufhören musste, fiel es mir eine Zeitlang schwer, mir Tennismatches anzuschauen.

Elisa Klinkenberg über das bittere Ende ihrer Tenniskarriere.

Nach dem bitteren Ende ihrer Tennislaufbahn fing sie irgendwann an, Landschaftsbilder zu malen – so wie das viele angehende Künstler und Künstlerinnen zunächst einmal tun. Damit etwas zu erreichen, stand zunächst nicht im Mittelpunkt ihres Tuns. Doch irgendwann sollte sie ein Buch darüber schreiben – es wurde ein Referenzwerk im Fachbuchsegment. Viel Geld verdiente sie damit zwar nicht, aber „es öffnete mir Türen.“ Ihre neue Situation war vergleichbar mit der einer Tennisspielerin, die ihr erstes Turnier gewonnen hat und nun von ihren Kolleginnen mit ganz anderen Augen betrachtet wird.

Mehr als sieben Jahre macht sie nun schon Kunst, nur kurze Zeit zuvor hatte Klinkenberg noch mit Sabine Lisicki die Schulbank an der Sportschule Hohenschönhausen gedrückt, hatte an der Seite von Julia Görges in der Tennis-Bundesliga gespielt und wurde von Torben Beltz betreut, der später Angelique Kerber zur Nummer eins machte und mit ihr Grand-Slam-Titel gewann. Bis zu Ion Tiriac war vorgedrungen, dass Elisa Klinkenberg (damals Peth) Potenzial hat, an der rumänischen Tennisakademie des einstigen Managers von Boris Becker wurde sie von Adrian Marcu und Daniel Dobre trainiert und sollte zum Juwel reifen. Alles lange her.

Klinkenberg fing mit Landschaftsmalerei an

Heute kann Klinkenberg darüber reden, ohne Wehmut zu verspüren. Das war nicht immer so: „Nachdem ich aufhören musste, fiel es mir eine Zeitlang schwer, mir Tennismatches anzuschauen“, erzählt sie. Heute kann sie das wieder und inzwischen hat sie sogar einen Weg gefunden, Tennis und Kunst zu verbinden. Beim Turnier in Berlin sind Bilder von ihr ausgestellt, auf denen es um ihren Lieblingssport geht.

Dabei hat sich die Berlinerin künstlerisch weiterentwickelt. Landschaften zu malen, war ihr irgendwann zu eindimensional, erklärt sie die Wandlung hin zu etwas abstrakteren Motiven. Auf Werken wie „Wimbledon White Only“ oder „Empty Like The Center Court After The Final“ fließen nun ihre eigenen Gedanken und Gefühle mit ein, sie hat ihr Repertoire weiterentwickelt und in dieser Hinsicht auch noch viel vor. „Ich möchte an Installationen arbeiten und finde Performance Kunst in Verbindung mit Tennis spannend“, sagt sie.

Tennis meets Kunst bei Elisa Klinkenberg.
Tennis meets Kunst bei Elisa Klinkenberg.

© promo

Im Tennis blieb die Weltspitze für sie unerreichbar. In der Kunst arbeitet sie daran, sie eines Tages zu erreichen. Einen Namen hat sie sich in der Szene zumindest schon mal gemacht. Ihre Werke werden in vielen Galerie deutschlandweit gezeigt. Dabei ist Klinkenberg bewusst, dass ihre Werke durchaus streitbar sind. „Ich erwarte nicht, dass jedem meine Bilder gefallen. Aber Kunst ist doch auch Diskurs und deswegen freue ich mich, wenn über mein Tun gestritten wird“, sagt sie.

Sie fände es toll, wenn irgendwann vielleicht sogar Tennisbilder von ihr auf der legendärsten Anlage der Welt an der Church Road hängen würden, auch wenn sie es im Moment nicht so recht glauben mag. Aber wo Wimbledon sich noch konservativ gibt, sind andere Turniere schon weiter. In Paris bei den French Open wird Sport mit Kunst verknüpft, dort gab es zuletzt regelmäßig Ausstellungen. „Ich wäre bereit für Roland Garros“, sagt Klinkenberg und grinst.

5000
Euro sind für die Tennisbilder von Elisa Klinkenberg bezahlt worden.

Wie im Tennis lässt sich auch in der Kunst der Erfolg am Geld messen, das damit verdient wird. Klinkenberg hat diesbezüglich „noch Luft nach oben“, wie sie es selbst ausdrückt. Aber angesichts von Verkaufssummen um die 5000 Euro, die pro Bild aufgerufen werden, gehört sie zumindest schon zu den etablierten Akteurinnen in einer Szene, in der es Frauen nicht immer leicht haben.

Am Sonntag tauscht sie in Berlin aber ihr Arbeitsgerät noch einmal ein und wird im Rahmen eines Prominenten-Turniers selbst auf dem Tennisplatz stehen. Nach all den Jahren ist das für Elisa Klinkenberg immer noch etwas Besonderes, auch wenn hier längst der Spaß im Vordergrund steht. Nach der Tenniswoche in Berlin wird sie in ihrem Atelier am Müggelsee an neuen Projekten arbeiten.

Für Klinkenberg hat sich damit ein Kreis geschlossen – als kleines Kind träumte sie nicht weit entfernt von ihrem heutigen kreativen Zentrum von einer Karriere als Tennisprofi. Jetzt ist sie mit ihrer Kunst dort angekommen, wo sie immer hinwollte. Und klar ist: Elisa Klinkenberg hat noch viel vor.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
false
showPaywallPiano:
false