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Sport und Terrorismus: Eta verlangte von Ex-Fußballer 6000 Euro

Das Erpresserschreiben der baskischen Terror-Organisation Eta war in einem freundlichen Ton formuliert - und der Adressat der ehemalige Fußballstar und jetzige Sportdirektor des FC Barcelona, Txiki Begiristain.

"Vielleicht möchten Sie, ebenso wie viele andere Patrioten, uns einen jährlichen Beitrag zukommen lassen. Wenn ja, empfehlen wir Ihnen einen Betrag von 6000 Euro", hieß es in dem Brief von Dezember 2002, der in einem Versteck der Separatistenorganisation Eta in Frankreich von der Polizei sichergestellt wurde. In dem am Sonntag in der Zeitung "El País" in Auszügen abgedruckten Schriftstück, hieß es außerdem: "Sie erhalten einen weiteren Brief für Ihren Freund Joxe Mari Bakero." Begiristain und Bakero stammen beide aus dem Baskenland und hatten in den 90er Jahren für den FC Barcelona und die spanische Nationalmannschaft gespielt.

Von dem Erpressungsversuch erfuhr damals Begiristains Schwägerin Lierni Armendaritz. Die Frau hatte selbst einer Terrorzelle der Eta angehört und verbüßt eine Haftstrafe von 57 Jahren. Sie beschwerte sich nach Angaben der Zeitung in einem Brief, den sie aus ihrer Haftzelle den Eta-Chefs zukommen ließ. "Ich habe immer alle Aktionen der Eta unterstützt. Aber ich kann es nicht hinnehmen, dass meine Familie bedroht wird", schrieb sie erbost.

Auch Bayerns Lizarazu verweigerte die Zahlung

Die Eta schickte dem Ex-Fußballer daraufhin im Mai 2003 ein zweites Schreiben, in dem die Organisation - indirekt und in gewundenen Worten - sich bei Begiristain entschuldigte: "Wir haben leider erfahren, dass unser Brief Unruhe und Missverständnisse ausgelöst hat." Der Rückzieher der Eta konnte die Schwägerin jedoch nicht besänftigen. Im Gegenteil: Die Strafgefangene geriet noch mehr in Wallung, denn das Schreiben traf bei ihrer Mutter ein und nicht beim Ex-Fußballer. "Man hätte meine Mutter (bei Entdeckung des Briefs) wegen Unterstützung der Eta verurteilen können", hielt sie den Eta-Chefs in einem neuen Brief aus ihrer Haftzelle vor. "Ich will meine Mutter nicht mehr durch Eure Schuld weinen sehen. Also keine Briefe und keine Forderungen mehr an meine Familie!"

Die beiden früheren Fußballstars Begiristain und Bakero lehnten nach Angaben von "El País" Stellungnahmen zu dem Erpressungsversuch der Eta vor sechs Jahren ab. "Für mich ist die Angelegenheit längst gestorben", ließ Begiristain der Zeitung ausrichten. In Spanien waren schon häufiger Vermutungen angestellt worden, dass die Eta nicht nur bei baskischen Unternehmern, sondern auch bei Fußballstars "Schutzgelder" - die sogenannte "Revolutionssteuer" - erpresst. Bestätigungen dafür gab es jedoch praktisch nie; denn die baskischen Fußball-Profis wollen normalerweise über das Thema nicht sprechen.

Eine der wenigen Ausnahmen war Bixente Lizarazu. Der damals für den FC Bayern München spielende Fußballer aus dem französischen Baskenland hatte vor knapp acht Jahren öffentlich bestätigt, dass er von der Eta erpresst worden sei und die Zahlung der geforderten Gelder verweigert habe. Er wurde daraufhin unter Polizeischutz gestellt.

Hubert Kahl[dpa]

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