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Peking 2008 - Pferdesport

© dpa

Springreiten: Ahlmann erwägt Nationenwechsel

Der wegen Dopings gesperrte Springreiter Christian Ahlmann möchte für ein anderes Land starten. Doch so einfach ist das nicht: er müsste die Staatsbürgerschaft des betreffenden Landes annehmen und dürfte die ersten zwei Jahre nicht Mitglied der Nationalmannschaft sein.

Berlin - Christian Ahlmann fühlt sich ungerecht behandelt. Der Springreiter, dessen Pferd Cöster während der Olympischen Spiele in China positiv auf die verbotene Substanz Capsaicin getestet wurde, denkt darüber nach, für ein anderes Land zu starten. „Ich bin unzufrieden mit dem Verhalten des deutschen Reitverbandes“, sagt Ahlmann. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung FN beschloss nach dem Capsaicin-Fund, den Doppel-Europameister von 2003 für zwei Jahre aus der deutschen Nationalmannschaft zu verbannen. Vier Monate lang darf Ahlmann zudem weltweit an keinem Turnier teilnehmen – weil der Internationale Reiterverband FEI ihn wegen verbotener Medikation gesperrt hat. Vor wenigen Tagen sagte Ahlmann dem „Hamburger Abendblatt“, dass er sich vorstellen könne, für eine andere Nation zu starten, es gebe allerdings noch keine konkreten Kontakte.

Ganz so einfach, wie Ahlmann sich den Nationenwechsel vorstellt, geht es nicht. „Zuvor sind bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen“, sagt Dennis Peiler, Sprecher der FN. Wer unter neuer Fahne antreten will, muss nicht nur Staatsbürger des Wahllandes sein, sondern mindestens sechs Monate dort gelebt haben. Während der ersten zwei Jahre düfen neu eingebürgerte Reiter nicht Mitglieder von Nationalmannschaften sein, innerhalb der ersten drei Jahre ist die Teilnahme an Olympischen Spielen verboten, sagt eine Sprecherin des FEI. Dort muss der Wechsel formell beantragt werden. Es gibt im Reitsport aber Beispiele, wo Reiter in ihrer neuen Wahlheimat erfolgreich sind. So startete etwa der gebürtige deutsche Springreiter Björn Nagel bei den Olympischen Spielen in China für die Ukraine.

Der Wunsch, möglichst bald wieder für eine Nationalmannschaft an den Start zu gehen, sei nicht ausschlaggebend für seine Überlegungen, sagt Ahlmann. Auch wolle er den Strafen der FN und des FEI nicht aus dem Weg gehen. Dennoch sei er verärgert, dass die FN sogar die viermonatige Sperre des FEI vor dem Internationalen Sportgerichtshof Cas anfechten will, weil dem Verband das Urteil nicht hart genug ist. Denn während der internationale Verband FEI sein Urteil auf „verbotene Medikation“ stützt, glaubt die FN immer noch daran, dass Ahlmann das Chili-Päparat Capsaicin absichtlich auf die Beine seines Pferdes gerieben habe, um den Schimmelwallach für den Schmerz beim Anstoßen an die Stangen zu sensibilisieren.

„Für uns ist der Dopingverdacht noch nicht ausgeräumt“, sagte Dennis Peiler, fügt aber hinzu: „Der Verband verstößt Christian Ahlmann nicht. Der 24-monatige Ausschluss aus einer deutschen Nationenpreismannschaft ist als Denkpause zu verstehen.“ Reinhard Wendt, der Geschäftsführer des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR), hofft, dass nach Abschluss aller Verhandlungen noch ein gemeinsamer Weg gefunden werden könne. „Ich würde mir wünschen, dass Christian uns erhalten bleibt“, sagt auch Otto Becker, ab Januar 2009 Bundestrainer der Springreiter. „Wenn alles vorbei ist, würde ich gerne wieder mit Christian zusammenarbeiten.“

Fälle wie den von Christian Ahlmann wollen die Reiterverbände künftig möglichst vermeiden. Die FN verhandelt deshalb derzeit mit der Nationalen Anti-Doping-Agentur Nada. Gemeinsam wollen die Institutionen ein gründliches Doping-Kontrollsystem für den Reitsport in Deutschland entwickeln.

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