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Sport: Spucken und schlagen

Basketball-Schiedsrichter fürchten die Emotionen im Halbfinale zwischen Berlin und Bamberg

Berlin Nur ungern erinnert sich Schiedsrichter Markus Hesse an ein Basketball-Spiel vor zehn Jahren. Alba Berlin trat gegen Bayer Leverkusen in den Play-offs an, als in den ersten Minuten ein Spieler einem anderen in die Weichteile griff. „Wir haben es nicht gesehen“, sagt der Referee aus Hamburg, „danach konnten wir die Emotionen kaum noch unter Kontrolle bekommen.“

Auf große Emotionen kann sich Markus Hesse auch am Freitagabend gefasst machen. Er pfeift mit seinen Kollegen Ralph Umlandt und Andreas Schreiner in der Max-Schmeling-Halle das erste Halbfinalspiel zwischen Alba Berlin und GHP Bamberg (19.15 Uhr, live in DSF und TV Berlin). Es wird ein besonders hartes und körperbetontes Duell erwartet. Bambergs Basketballer pflegen unter Trainer Dirk Bauermann einen aggressiven Spielstil, Albas Trainer Emir Mutapcic will, dass sein Team dagegenhält. „Wir müssen den körperlichen Kontakt akzeptieren und uns durchsetzen“, hat er gesagt. Alle Zeichen stehen auf Kampf. Es gibt viel zu tun für die drei Schiedsrichter. „Die Play-offs sind Schwerstarbeit, keine Frage“, sagt Hesse, „die Spiele sind intensiver, und man muss sich auf alles vorbereiten: Wutausbrüche oder Schlägereien.“

Die Play-offs sind auch für die Schiedsrichter eine besondere Zeit. Weil auf dem Spielfeld härter gespielt wird, müssen sie öfter pfeifen und rücken noch mehr in den Blickpunkt. Beim fünften Spiel zwischen Frankfurt und Köln am Dienstag verhängten die Referees 81 Freiwürfe und 56 Fouls. Dennoch freut sich Markus Hesse stets, wenn die Play-offs beginnen. „Man pfeift das ganze Jahr darauf hin, dass man in die Play-offs reinkommt.“ Hochklassige Spiele zu pfeifen macht ihm besonders großen Spaß. „Ich freue mich auf das Spiel am Freitag“, sagt Hesse.

Für die Schiedsrichter ist es eine Auszeichnung, in den wichtigsten Spielen der Saison dabei zu sein. Weil dafür nur die Besten ihrer Zunft nominiert werden. „Ich wähle nach Leistung und Erfahrung aus“, sagt Harald Steinhoff, Schiedsrichter-Einsatzleiter der Basketball-Bundesliga. „Vorfälle aus der Vergangenheit spielen dabei keine Rolle.“ Wie jener aus dem vergangenen Jahr, als Trainer Bauermann im zweiten Finalspiel in Berlin Schiedsrichter Boris Schmidt beschimpfte, weil er sich massiv benachteiligt fühlte. Markus Hesse pfiff jenes Spiel ebenfalls. Zu Saisonbeginn hat er mit Bauermann über jenen Vorfall geredet, für den der Bamberger Trainer eine Geldstrafe erhielt. „Wir haben zehn Sekunden gesprochen“, sagt Hesse, „dann war die Angelegenheit erledigt.“

Am Freitag wird er bei der Vorbesprechung mit seinen Kollegen zwei Stunden vor dem Spiel über die wichtigsten Punkte reden. „Da wird die Linie festgelegt“, sagt Hesse. Die einzelnen Duelle werden auch durchgesprochen, zum Beispiel jenes zwischen den Centerspielern Stanojevic und Ensminger. Hesse will seinen Kollegen auch berichten, wie es ihm in der Hauptrunde ergangen ist, als er beide Spiele zwischen Alba und Bamberg pfiff. „Da gab es ein paar Nettigkeiten“, sagt Hesse, „es soll gespuckt worden sein, aber das konnten wir nicht sehen.“

Auf schwierige Basketballspiele bereitet er sich ungewöhnlich vor: Er liest. „Ich lese Bücher, die einem helfen, mentale Stärken weiterzuentwickeln“ sagt Hesse. Momentan schmökert er in dem Werk „Lebe deine Stärken“ des Motivationstrainers Jörg Löhr. „Da kann man lernen, wie man sein Selbstbewusstsein stärkt“, sagt Hesse. Ein großes Selbstbewusstsein wird er am Freitagabend gut gebrauchen können.

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