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Dieser Wurf tut weh. Assistent Thorsten Schiffner (r.) hat einen vollen Bierbecher in den Nacken bekommen.

© dpa

St. Pauli - Schalke abgebrochen: St. Pauli hat die Unschuld verloren

Nach dem Spielabbruch steht St. Pauli am Pranger. Der ramponierte Ruf schockt die Hamburger Verantwortlichen mehr als die vorläufige 0:2-Niederlage gegen Schalke.

Dieser 1. April 2011 markiert eine Zeitenwende für den FC St. Pauli. Voller Stolz hat der kleine Klub vom Kiez immer auf seine Anhänger geschaut, die sich mutig gegen Rassismus, Sexismus und die kapitalistischen Auswüchse des Fußballs stemmen. Irgendwie anders, irgendwie besser durfte man sich als Fan der Braun-Weißen fühlen. Und dieser Verein steht nun plötzlich am Pranger der Liga.

Der Verlust der Unschuld und der ramponierte Ruf schockten die Hamburger Verantwortlichen am Freitag mehr als die vorläufige 0:2-Niederlage gegen Schalke, die aber, wie die Deutsche Fußball-Liga (DFL) am Samstag mitteilte, ebenso wenig Eintrag in die Statistiken finden wird wie die Treffer Rauls und Draxlers sowie die Platzverweise gegen die Hamburger Profis Kalla und Bartels es werden.

„Wir werten so, als hätte das Spiel nicht stattgefunden“, sagte ein Sprecher der DFL. Zu Wochenbeginn werde der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) seine Ermittlungen aufnehmen und dann rasch ein Urteil fällen. Auf den FC St. Pauli kommt eine hohe Geldstrafe oder sogar ein Heimspiel ohne Zuschauer zu – die Gegner in den letzten verbleibenden Partien sind Werder Bremen und der FC Bayern.

Dass die Schalker die Punkte am Grünen Tisch erhalten, gilt als ausgemacht. Schiedsrichter Aytekin sagte am Freitag nur, er habe keinen Spielraum gehabt, nachdem sein Assistent zusammengesackt sei. Er werde den Vorfall im Spielberichtsbogen dokumentieren. „Alles andere entscheidet das Sportgericht.“ Thorsten Schiffner wurde noch im Stadion untersucht; er sei eher geschockt als wirklich verletzt, hieß es.

Der Wurf eines vollen Bierbechers an den Nacken seines Assistenten ließ dem Schiedsrichter keine Wahl, als das Spiel abzubrechen. St. Paulis Manager Helmut Schulte fasste das Ganze mit versteinerter Miene zusammen: „Das war ein schwarzer Tag für den FC St. Pauli. Wir haben verloren, zwei Feldverweise bekommen, und es wird Ermittlungen gegen uns geben.

Ich bin sehr traurig, dass es hier einen Abbruch geben musste.“ Dass auch der Abstieg wieder ein Stück näher rückte, ging völlig unter. Schulte sprach von einem „schwarzen Schaf“ und bat, die Anhänger des FC nun nicht in Sippenhaft zu nehmen. Noch am Freitag wurde ein 43 Jahre alter Mann festgenommen. Seine Personalien wurden aufgenommen, der Mann wurde anschließend wieder freigelassen.

Dass Schiffner den Bierbecher abbekam, hatte eine Vorgeschichte. In der 65. Minute flog ein Freistoß des Hamburgers Max Kruse ins Schalker Tor. St. Pauli bejubelte den Ausgleich nach Raúls Führungstreffer in der 26. Minute, Aytekin wollte zum Anstoßpunkt zeigen, doch Assistent Schiffner wedelte mit der Fahne: Abseits! Zu Recht hatte er Boll im Abseits gesehen. Wütend pfiffen die Fans der „Paulianer“, und schon zu diesem Zeitpunkt flog allerhand von der Haupttribüne. Als im Gegenzug Draxlers 2:0 für Schalke fiel, tobte das Stadion. Der Schuldige für die achte Heimniederlage schien gefunden.

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