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© dpa

St. Pauli vor Aufstieg: Zum Greifen nahe

Der FC St. Pauli steht nach dem Erfolg über Augsburg vor dem Bundesligaaufstieg - auch wenn Trainer Holger Stanislawski weiter warnt.

Sie waren alle krampfhaft bemüht, auf das „wichtige nächste Spiel“ beim 1. FC Union am Samstag hinzuweisen. Sie wollten das vermeintlich leichte Restprogramm starkreden. Sie nahmen das Wort Aufstieg nicht in den Mund. Fast alle beim FC St. Pauli hielten sich am Montagabend nach dem begeisternden 3:0 gegen den FC Augsburg an die offizielle Sprachregelung des Trainers Holger Stanislawski. Er behauptet seit Monaten, St. Pauli habe nichts zu verlieren, könne nur gewinnen, weil doch niemand damit gerechnet habe, dass die Hamburger eine so starke Saison spielen. Sie selbst auch nicht.

Einer aber, der beste Spieler des stimmungsvollen Abends am ausverkauften Millerntor, durfte nach großem Einsatz und zwei Treffern etwas mehr wagen. Stürmer Marius Ebbers sagte: „Die Tür zur Bundesliga steht einen Spalt auf. Jetzt müssen wir da noch durchgehen.“ Eine Geldstrafe wird es für die verbotenen Worte nicht geben – Ebbers hatte ja nur ausgedrückt, was alle beim Blick auf die Tabelle sehen können: St. Pauli hat als Zweiter vier Punkte mehr als der Tabellendritte aus Augsburg und neun mehr als der Vierte aus Düsseldorf. Der Relegationsrang könnte schon am Samstag bei Union mit einem Sieg erreicht sein, weil die offensivstarken Hamburger die beste Tordifferenz der Zweiten Liga haben. Gleichgültig, wie verhalten Spieler und Verantwortliche reagierten, klubintern gilt der direkte Aufstieg via Rang zwei als zum Greifen nahe. Trainer Stanislawski sagte: „Es war keine Vorentscheidung, aber ein Riesenschritt, um einen der ersten drei Plätze zu sichern.“

Nach Berlin spielt St. Pauli gegen Koblenz, dann in Fürth und gegen Paderborn. Auch in Anbetracht dieser eher leichten Gegner blieb Stanislawski bei einem seiner Lieblingssätze: „Wir können in der Zweiten Liga gegen jeden gewinnen, aber auch verlieren.“ Mit Genugtuung sahen die Hamburger, dass sie sehr wohl in der Lage sind, ein Spitzenteam zu besiegen. Die Bilanz gegen die anderen Mannschaften aus dem oberen Tabellenbereich ist eher dürftig. Interessiert habe ihn das nicht, behauptete der Trainer. „Wir hatten doch schon den Auswärtsfluch, den Ostfluch und den Spitzenspielfluch. Es ist doch völlig egal, welche Spiele man gewinnt, wenn es genug sind.“

Am Montag hatte St. Pauli zunächst eher wie ein Absteiger gespielt und sich in die Pause gerettet; Augsburg beherrschte die Partie. Ein Torschuss Matthias Lehmanns ins lange Augsburger Toreck gab St. Pauli dann den Glauben an die eigene Stärke zurück. Danach hatte die Mannschaft den Raum, das gewohnt schöne Kombinationsspiel aufzuziehen und gestützt auf Charles Takyi im Mittelfeld die Pässe zu spielen, die vorn bei Ebbers ankamen und zu dessen Toren zum 2:0 und 3:0 führten.

Am Millerntor wurde nun schon einmal der Aufstieg im Jahr des 100. Vereinsjubiläums vorgefeiert. Die Torschützen kamen für Sportchef Helmut Schulte nicht überraschend: „In so einem Spiel schießen die Chefs die Tore.“ St. Pauli mag eine flache Hierarchie haben und war schon in der vergangenen Serie eine spielstarke Mannschaft. Aber erst durch die erfahrenen Anführer Lehmann und Ebbers ist das Team zum Aufstiegskandidaten gereift – wobei Ebbers in seinem zweiten Jahr bei St. Pauli erst beweist, wie gut er ist, nachdem er das erste vor allem verletzt verbracht hat. Ebbers ist ein Mannschaftsspieler, den aber auch etwas Persönliches umtreibt: auf den Erstligastationen Duisburg, Köln und Aachen konnte er nie beweisen, die Qualitäten für die Bundsliga zu besitzen. Das soll in der Spielzeit 2010/ 2011 anders werden.

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