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© dpa

Stadt und Klub: Fehlt Hertha die Berliner Seele?

Hertha müsse mehr Berliner Seele haben, sagt Trainer Lucien Favre. Dabei wurden doch so viele echte Berliner gerade erst aussortiert.

Am Ku’damm hat Lucien Favre eine hübsche Vision geäußert. „Ich bin der Auffassung, dass man in dieser Stadt mehr Berliner in der Mannschaft haben muss", sagte der Trainer von Hertha BSC im Büro der „B.Z.": Ihm sei es „wichtig, dass Hertha eine Berliner Seele hat."

Mehr Berliner im Kader? Bislang sind es - mal kurz in die Lebensläufe geguckt - fünf Fußballer von Hertha BSC, die in Berlin geboren sind: Drei von denen (Sascha Bigalke, Shervin Radjabali-Fardi und Lennart Hartmann) sind allerdings nur echten Hertha-Kennern ein Begriff; die beiden anderen - Christian Fiedler und Sofian Chahed - hatten schon mal auffälligere Tage in ihrer Heimatstadt. Hinzukommen zwei junge Brandenburger: Marc Stein und Patrick Ebert, beide aus Potsdam.

Nicht jede Berliner Seele wollte Hertha haben

So richtig viel Berliner Seele hatte Hertha vor gar nicht so langer Zeit im Kader. Es sei an dieser Stelle an die Herren J. Boateng (mittlerweile in Hamburg), K.-P. Boateng (Tottenhams Reserve), S. Salihovic (Hoffenheim), A. Dejagah (Wolfsburg), M. Fathi (Moskau) erinnert, die alle nicht mehr in Berlin spielen. Echte Typen, leidenschaftlich, streitbar, umstritten. Die Liste der verloren gegangenen Berliner ließe sich noch um A. Schmidt (ehemaliger „Pokalbubi") und A. Neuendorf (Ingolstadt) ergänzen. "Zecke", den ehemaligen Publikumsliebling, würde so mancher gern bei Herthas Amateuren sehen, aber das nur am Rande.

Hat Hertha denn selbst genug Seele?

Der Klub tut sich schwer mit seiner Heimatstadt. Bis heute gibt es keinen offiziellen Fanshop im Osten der Stadt, das „Hertha-Museum" scheint in Vergessenheit geraten zu sein, ja, nicht mal Maskottchen Herthinho - Idol für tausende Kinder - kommt aus Berlin (auf seiner Autogrammkarte steht "Brasilianischer Urwald"). Und statt des blau-weißen Gründungsdampfers "Hertha", der derzeit unbemerkt auf der Kyritzer Seenplatte unterwegs ist, schippert seit Jahren fröhlich ein rot-weißes Schiff über die Spree und wirbt für den anderen großen Berliner Klub.

Immerhin, die künstliche Kampagne „Play Berlin", die ja nicht einmal die Geschäftsführung verstanden hat, ist längst eingestellt. Der neue Slogan ist ein bisschen besser. „Aus Berlin. Für Berlin". Allein um Letzteres geht's doch auf dem Platz. Oder warum werden Typen wie Nicht-Berliner wie Simunic und Pantelic im Stadion gefeiert?

André Görke

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