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Atleticos Albtraum. Reals Gareth Bale fügte dem Madrider Rivalen in der Champions League schon einige empfindliche Niederlagen zu. Nun fehlt der Waliser verletzt.

© Seco/dpa

Stadtderby Real - Atletico in der Champions League: Ohne den Mann vom verkehrten Flügel

Erleichterung bei Atletico Madrid: Gegner Real Madrid muss im Halbfinale der Champions League auf Gareth Bale verzichten.

Gareth Bale hat sich abgemeldet. Geht nicht mit der lädierten Wade, am Dienstag im Hinspiel muss er passen, wohl auch eine Woche später im Rückspiel, und nicht überall in Madrid ist das mit großer Trauer aufgenommen worden. Denn der Flügelstürmer Gareth Bale ist eine feste Größe bei Real Madrid und einer der besten Fußballspieler der Welt, aber was den Fußball betrifft, ist die spanische Hauptstadt traditionell so zweigeteilt, wie es Berlin einmal politisch war.

Im Zentrum und in den besseren Wohnlagen herrscht Real, im Süden und den proletarisch geprägten Vierteln halten sie es mit Atletico. An diesem Dienstag (20.45 Uhr/ZDF und Sky) und am kommenden Mittwoch duellieren sich beide Klubs im Halbfinale der Champions League. Erst im Santiago Bernabeu von Real, dann im Vicente Calderon von Atletico. Real ist wie immer Favorit, aber diesmal ohne Gareth Bale. Und das ist so unerheblich nicht.

Der Waliser ist in Reals Angriff nur ein Nebendarsteller, auf ewig wird er seine Sprints im Schatten von Cristiano Ronaldo anziehen und immer auf dem verkehrten Flügel stürmen, nämlich dort, wo der portugiesische Weltstar gerade nicht ist. Aber im derbi madrileño steht er als Symbol für den Herrschaftsanspruch des Weltklubs über die Partisanen. In den vergangenen drei Spielzeiten haben sich beide Klubs dreimal in den Play-offs der Champions League duelliert. Real gewann dreimal, zweimal im Endspiel und einmal im Viertelfinale.

Dass Bale im vergangenen Mai im Finale von Mailand Reals Führungstor vorbereitet und später im Elfmeterschießen getroffen hat – geschenkt. Viel gravierender ist aus Sicht des ewigen Außenseiters Atletico, was sich 2014 in Lissabon abgespielt hat. Im ersten europäischen Stadtduell auf höchster Ebene. Atletico reiste damals als Spanischer Meister und gar nicht so geheimer Favorit an und träumte lange vom europäischen Thron. Am Ende gewann Real nur scheinbar deutlich mit 4:1, erst nach Verlängerung und das vor allem dank Gareth Bale.

Atleticos Ziel ist der Sieg in der Champions League

Diese Nacht von Lissabon wollte vor drei Jahren einfach nicht zu Ende gehen. 90 Minuten plus fünf Minuten Nachspielzeit, die erste Hälfte Verlängerung war auch schon passé, als das Drama seinen Lauf nahm. Auf dem rechten Flügel zog Reals Argentinier Angel di Maria davon, er schoss aus spitzem Winkel, Atleticos Torhüter Thibaut Courtois wehrte ab, aber der Ball flog auf die Stirn von Gareth Bale und von dort ins Netz. 2:1. Dieses Tor des Walisers machte Real Madrid zum Sieger dieses dramatischen Endspiels vor 60 976 Zuschauern im ausverkauften Estadio da Luz. Atletico war geschlagen, und Real kam in den finalen Minuten durch Marcelo und Cristiano Ronaldo per Elfmeter noch zu zwei weiteren Toren.

In diesem Jahr nun wird Real mit einiger Wahrscheinlichkeit die spanische Meisterschaft gewinnen. Atletico liegt als Tabellendritter aussichtslos zurück, aber die Primera Division läuft seit Wochen nur so nebenbei. „Unser Ziel ist die Champions League“, sagt Diego Simeone, der unter Dauerstrom stehende Trainer des ewigen Außenseiters.

Er muss beim Hinspiel am Dienstag auf die verletzten Defensivkräfte Juanfran und José Maria Gimenez verzichten, aber Defensive können sie ohnehin alle bei Atletico, auch von der angreifenden Delegation. „Wir wissen, wer wir sind und haben vor niemandem Angst", sagt Fernando Torres. Er ist bei Atletico groß geworden, hat für Liverpool gespielt und mit Chelsea die Champions League gewonnen, er war Welt- und Europameister. „Aber nichts ist so groß wie ein internationaler Titel mit Atletico“, sagt er.

Fernando Torres ist vor ein paar Wochen 33 Jahre alt geworden, doch in Spanien nennen sie ihn immer noch El Niño, das Kind. In Atleticos Angriff ist er immer noch eine wuchtige Option zur Unterstützung der Franzosen Kevin Gameiro und Antoine Griezmann. Bei der Generalprobe, beim 5:0 am Samstag gegen Las Palmas, traf Gameiro zweimal, auch Torres schoss sein Tor, wenn auch erst in der Nachspielzeit, als längst alles entschieden war.

Wahrscheinlich wird er am Dienstag im Bernabeu erstmal auf der Ersatzbank sitzen, aber damit ist er dem Geschehen sehr viel näher als Gareth Bale, der Waliser vom verkehrten Flügel, der Atletico vor drei Jahren so furchtbar weh getan hat.

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