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Da bleibt nur noch die Gratulation. Novak Djokovic zeigt sich als fairer Verlierer im Finale gegen Stanislas Wawrinka.

© AFP

Update

Novak Djokovic verliert French-Open-Finale: Stanislas Wawrinka lässt den Traum platzen

In einem grandiosen Finale unterliegt Novak Djokovic dem Schweizer Stanislas Wawrinka. Nach seiner dritten Finalniederlage bei den French Open verabschiedet das Publikum den Serben erstmals mit minutenlangem Applaus.

Der Applaus wollte nicht aufhören. Minutenlang klatschten und johlten die 15 000 Zuschauer frenetisch auf den Rängen des Court Philipp Chatrier – für Novak Djokovic. Der Serbe stand auf dem Podest für die Siegerehrung und kämpfte mit den Tränen. Nie zuvor war ihm so viel Sympathie in einem der größten Tennisstadien entgegen gebracht worden. Nie hatte er so viel Wärme und Respekt vom Publikum gespürt. Die Tränen übermannten ihn. Djokovic winkte dankbar in die Menge, dann schaffte er ein Lächeln. Er hatte erst verlieren müssen, um diese Zuneigung zu bekommen, die er sich immer gewünscht hatte. Doch den so ersehnten Coupe des Mousquetaires, den durfte Stanislas Wawrinka glücklich in die Höhe recken.

Mit 4:6, 6:4, 6:3 und 6:4 hatte sich der 30 Jahre alte Schweizer mit einer furiosen Leistung seine zweite Grand-Slam-Trophäe nach den Australian Open im letzten Jahr gesichert. „Ich habe das Match meines Lebens gespielt“, freute sich der Lausanner und wurde mit genauso tosendem Applaus bedacht. Das war in den Runden zuvor mitunter noch anders gewesen. Schließlich nahmen es ihm die Franzosen immer noch übel, dass er ihnen im Winter den Davis-Cup-Sieg weggeschnappt hatte und buhten ihn aus. Doch mit der beeindruckenden Art, wie Wawrinka in diesem Endspiel auftrumpfte, riss er alle Zuschauer von den Sitzen. Und wer hätte es vermutet, nachdem Wawrinka vor einem Jahr als frisch gekürter Melbourne-Champion gleich in der ersten Runde von Paris gescheitert war. Dem Spanier Albert Costa war 2002 das gleiche Missgeschick passiert auf dem Weg zu seinem Titel. Und es gab ein weiteres gutes Omen: Denn das einzige Mal, dass sich die Nummer eins und die acht in einem Major-Finale gegenüber standen, war 2014 in Melbourne. „Mich hat mein Grand-Slam-Sieg in den letzten Runden einfach unheimlich beruhigt“, sagte Wawrinka, „ich wusste, ich habe es schon einmal geschafft. Ich weiß, wie es geht.“

Stanislas Wawrinka machte Djokovic mit seiner knallharten Rückhand das Leben schwer

Genauso wusste er, wie er Djokovic, der im Viertel- und Halbfinale zwei zehrende Partien gegen Rafael Nadal und Andy Murray überstehen musste, packen kann. „Novak hat noch nie gerne gegen mich gespielt“, betonte Wawrinka, „wenn ich aggressiv spiele, schmeckt ihm das nicht.“ Es wurde ein Kraftakt auf höchstem Niveau, bei dem die beiden die Bälle bis zu 39 Mal übers Netz donnerten. Wawrinka machte Djokovic mit seiner knallharten Rückhand das Leben schwer, der Serbe ist defensiv eine Klasse für sich. Doch dem 28-Jährigen ging zusehends die Luft aus, der enorme Druck tat sein übriges. Auch der von Wawrinka. 15 Breakbälle erkämpfte er sich, nutzte vier. 60 Winner hämmerte er ins Feld, doppelt so viele wie Djokovic gelangen. Mit dem Break zum 4:2 im dritten Satz war die Partie auf Seiten des Schweizers gekippt. Wawrinka zirkelte einen Vorhandschlag sogar spektakulär am Netzpfosten vorbei, es gelang ihm nun alles.

Die Zuschauer tobten, mehr noch, als Djokovic mit 2:0 im vierten Durchgang in Führung ging. Sie wollte mehr sehen von diesem großartigen Spektakel. Djokovic kämpfte, doch die Kraft fehlte. Mit einem krachenden Rückhandschlag beendete Wawrinka nach über drei Stunden das Match seines Lebens und gewann damit das zweite Grand-Slam-Finale seiner Karriere. Er hatte es nun aller Welt gezeigt. Sein Triumph in Melbourne war nicht bloß der Verletzung von Nadal geschuldet gewesen. Wawrinka hatte es sich verdient, es war sein großer Moment.

Dabei hätte es Djokovic' Rendezvous mit der Geschichte werden sollen. Er wollte endlich die French Open gewinnen. Keiner hatte in dieser Saison besser gespielt, sogar Nadal räumte er aus dem Weg. Doch dann wurde es einer seiner bittersten Momente. Und das spürten die Zuschauer. Vielleicht zum ersten Mal offenbarte er ihnen sein Innerstes. „Mir bedeutetet euer Applaus unendlich viel. Und ihr seid mein Ansporn, dass ich weiter versuche, diese Trophäe zu gewinnen.“

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