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STEIL Pass: Das Abstruse wird alltäglich Stefan Hermanns über schwierige Zeiten für Fußballromantiker

Journalisten sind immer auf der Suche nach der exklusiven Geschichte, aber manchmal erkennt man die Geschichte einfach nicht. Vor ein paar Jahren hat mir eine Bekannte, die gerade ihren Job bei AOL angetreten hatte, voller Stolz erzählt, dass ihr Arbeitgeber den Namen des Hamburger Volksparkstadions kaufen werde.

Journalisten sind immer auf der Suche nach der exklusiven Geschichte, aber manchmal erkennt man die Geschichte einfach nicht. Vor ein paar Jahren hat mir eine Bekannte, die gerade ihren Job bei AOL angetreten hatte, voller Stolz erzählt, dass ihr Arbeitgeber den Namen des Hamburger Volksparkstadions kaufen werde. Ich habe das für so abstrus gehalten, dass ich nicht mal auf die Idee gekommen bin, der Sache nachzugehen. Immerhin hat diese Ignoranz meiner Bekannten den Arbeitsplatz gerettet. Die Angelegenheit war noch streng geheim.

Was ich aber eigentlich sagen will: Dinge, die im Fußball vor ein paar Jahren noch jenseits aller Vorstellung lagen, sind längst alltäglich. Dass Stadien häufiger ihren Namen wechseln als Heidi Klum ihre Garderobe zum Beispiel oder dass ein gestandener Klub in England heute einem russischen Ölbaron gehört, morgen einem thailändischen Politiker und übermorgen einem Scheich aus dem Morgenland. Der traditionelle Fan sieht solche Entwicklungen angeblich überaus kritisch. Angeblich. So einfach ist die Angelegenheit nämlich gar nicht.

Die bösen Investoren? In Manchester feierten City-Fans in Scheichkostümen den Verkauf ihres Klubs an ein Konsortium aus Abu Dhabi. Die Aussicht auf viel Geld überspielt jede Skepsis. 660 Millionen Euro wollen die neuen Besitzer in Spieler investieren, Robinho soll nur ihr Einstandsgeschenk gewesen sein. So funktioniert das Geschäft. Der HSV hat es nicht anders gemacht, als er den Namen des Volksparkstadions verscherbelt hat. Noch bevor es Proteste geben konnte, gab der Klub zu Protokoll, dass das frische Geld natürlich in teure Stars investiert werde. Dagegen hilft nicht mal Romantik.

Stefan Hermanns schreibt an dieser Stelle im Wechsel mit Philipp Köster.

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