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STEIL Pass: Die Macht des ersten Wortes

Stefan Hermanns über das unselige Wirken der Funktionäre im Fußball

Kleine Preisfrage: Wie heißt eigentlich der Sportdirektor des FC Chelsea, der Guus Hiddink öffentlich nicht in die Aufstellung seiner Mannschaft reinredet? Keine Ahnung. Richtig! Und noch ’ne Frage: Wer ist der Präsident von Manchester United, der Alex Fergusson nicht vorschreibt, welche Spieler er zu verpflichten hat? Keine Ahnung. Wieder richtig! Und wie heißt noch mal der Manager des FC Bayern, der neben dem Trainer auf der Bank sitzt, der seinem Trainer explizit die Erlaubnis erteilen muss, den Torhüter zu wechseln, und sich nach vielen Spielen ausführlich zu Wort meldet? Okay, war nur eine rhetorische Frage.

Aber könnte es sein, dass der missliche Zustand des deutschen Fußballs im Vergleich zum englischen auch damit zusammenhängt, dass sich viel zu viele Leute, Manager und Sportdirektoren, Präsidenten und Verwaltungsratsmitglieder, ins Kernressort der Trainer mischen? All die Rummenigges, Assauers, Beckenbauers, selbst Stoibers. Oder nehmen wir – aus geografisch naheliegenden Gründen – Hertha BSC. Seit mehr als einem Jahrzehnt besitzt der Klub eine Art Ersatztrainer, der die offizielle Bezeichnung Vorsitzender der Geschäftsführung trägt. Bei Pressekonferenzen vor den Bundesligaspielen sitzt Dieter Hoeneß selbstverständlich in der Mitte des Podiums, und natürlich hat er immer das erste Wort. Ich weiß nicht, wie viele Pressekonferenzen ich schon erlebt habe, die Herthas verantwortlicher Cheftrainer mit der Wendung begonnen hat: „Dieter Hoeneß hat eigentlich schon alles gesagt …“ So lässt man seinen Trainer glänzen.

Dass Funktionäre das erste Wort haben, ist ja gar nicht das Schlimmste. Viel schlimmer ist, dass sie auch das letzte haben.

— Stefan Hermanns schreibt an dieser Stelle im Wechsel mit Philipp Köster.

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