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STEILPASS Ausland: Mit Messi am Pissoir

Dominik Bardow murmelt über die mantrische Macht des Fußballs.

Ich gebe zu: Auch für mich verlieren die vielen Clásicos allmählich an Reiz. Dennoch bin ich neulich mit Freunden in eine Bar, um Spaniern zu lauschen, wie sie Barcelona und Madrid zum Unentschieden brüllen. Nach dem Spiel stand ein kleinwüchsiger Mann im Barça-Trikot neben mir am Pissoir und murmelte vor sich hin: Messi, Messi, Messi... Als ich davon erzählte, scherzten meine Begleiter, das habe mit Überkompensation zu tun, Messi sei ja schließlich auch klein und doch der Größte. Je mehr ich darüber nachdenke, glaube ich, dass Fußball etwas Mantrisches hat.

Messi, Messi, Messi, müssen auch die Beamten in der italienischen Kleinstadt Fermo gemurmelt haben, als sie auf Bitten von Spielerberatern hin hunderte Fußballprofis aus Südamerika einbürgerten.

Mtiliga, Mtiliga, Mtiliga, muss Morten Olsen gemurmelt haben, als der dänische Nationaltrainer gegen Italien Patrick Mtiliga einwechseln wollte. Doch war sich der sechsmalige Nationalspieler zu schade dafür. Mtiliga hat nun viel Zeit zum Murmeln, denn er wird künftig nicht mehr eingeladen.

Zwetanow, Zwetanow, Zwetanow, muss der Besitzer des bulgarischen Klubs FK Etar gemurmelt haben, als er seinen Trainer Zanko Zwetanow entließ – zum dritten Mal in dieser Saison. Vermutlich stellt er ihn doch wieder ein. Mantras sind etwas Mächtiges.

Vielleicht sollten wir alle einfach mehr murmeln. Messi, Messi, Messi...

Dominik Bardow schreibt in dieser Kolumne über das Ausland, Lars Spannagel beschäftigt sich mit dem deutschen Fußball und Dirk Gieselmann hat einen Blick auf die Fußballfans.

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