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STEILPASS Fans: Nicht dolle, nur flach

Dirk Gieselmanns Neffe revolutioniert die Bundesliga.

Ich war bei meinem Neffen zu Besuch. Er ist sechs, genau in dem Alter also, in dem ein Junge beginnt, mit noch kindlicher Begeisterung Erwachsenendinge zu tun, ohne sie auch nur im Geringsten zu beherrschen. Auf Englisch singen zum Beispiel, Witze erzählen und vor allem: Fußball spielen. Und so verhaftete er mich gleich beim Ankommen – ich müsse unbedingt und jetzt sofort mit ihm auf dem Flur Fußball spielen. Na gut. Wenn es sein muss.

Ich stellte mich also in die Tür, die als Tor diente, mir gegenüber mein Neffe, der beim Versuch, den Ball auf den Holzdielen unter Kontrolle zu halten, aussah wie ein kleiner Hund auf einem zugefrorenen See. Bevor das sogenannte Spiel losging, diktierte er mir noch schnell und atemlos die Regeln. Er dürfe alles, auch Hochschuss. Ich hingegen dürfe so gut wie nichts: den Ball nicht in die Hand nehmen, auch nicht dolle schießen und sowieso nur flach, eigentlich nur zu ihm zurückpassen – ich sei ja schließlich „ein Brofi“, wie er feststellte. Das schmeichelte mir so sehr, dass ich mich ohne Widerrede den Handicaps unterwarf.

Ein „Brofi“ zu sein, davon träume ich schließlich, seit ich angefangen habe, Erwachsenendinge zu tun, ohne sie auch nur im Geringsten zu beherrschen. Es schmeichelte mir sogar so sehr, dass ich meine 3:21-Niederlage ganz gut verschmerzen konnte. Jedenfalls hatte ich keine Rachegelüste, als ich den kleinen Hund auf seinem zugefrorenen See jubeln sah, obwohl ziemlich hämisch mir gegenüber. Da kam mir eine Idee: Damit die Liga spannend bleibt, darf Bayern schon am Samstag gegen Werder nicht mehr dolle schießen und sowieso nur flach. Sie sind ja schließlich „Brofis“.

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