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Samantha Stosur ließ Serena Williams im US-Open-Finale keine Chance.

© dpa

Stosur schlägt Williams: US Open: Eine gegen 20 001

Die Australierin Samantha Stosur bezwingt im Finale der US Open die wütende Serena Williams – und das US-amerikanische Publikum.

Plötzlich schien er wieder da zu sein, einer dieser Momente, in denen Samantha Stosur passierte, was ihr so oft in ihrer Karriere passiert war: Sie verlor die Nerven. Aber wer hätte es ihr dieses Mal verdenken können, schlugen ihr doch die Buhrufe und Pfiffe von 20 000 Zuschauern entgegen, die nun jeden ihrer Fehler bejubelten. Dabei hatte Stosur nichts falsch gemacht, im Gegenteil. Doch die aufgebrachte Menge im Arthur-Ashe-Stadium schaffte, was Serena Williams im ersten Satz des Endspiels der US Open nie gelungen war – die beeindruckend aufspielende Stosur aus der Ruhe zu bringen. „Mir ist das durch und durch gegangen“, sagte sie, „es war so laut, dass es mir schwer gefallen ist, konzentriert zu bleiben.“

Die Zuschauer hatten sich nach einem wüsten Disput von Williams mit Schiedsrichterin Eva Asderaki auf die Seite der amerikanischen Tennis-Diva geschlagen. Stosur wankte, doch sie knickte nicht ein, und das war vielleicht das Erstaunlichste am Gewinn ihres ersten Grand-Slam-Titels. Mit 6:2 und 6:3 hatte die 27-Jährige die haushohe Favoritin vom Platz gefegt und als erste Australierin seit Evonne Goolagong Cawley in Wimbledon 1980 wieder ein Major-Turnier gewonnen.

„Dass ich hier heute so gut gespielt habe, ist ein unbeschreibliches Gefühl“, freute sich Stosur, „ich kann nicht glauben, dass ich dieses Turnier gewonnen habe.“ Ungläubig hatten auch die Zuschauer zunächst verfolgt, wie seltsam lethargisch Serena Williams spielte. Die dreimalige US-Open-Siegerin hatte am Abend zuvor die Weltranglistenerste Caroline Wozniacki vorgeführt, nun machte das Stosur mit ihr. Mit ihren berüchtigt harten und flachen Vorhandschlägen düpierte sie Williams, ebenso wie mit ihrem butterweichen Rückhand-Slice. Auch der Kick-Aufschlag Stosurs ist einmalig und wird sonst nur von Männern beherrscht. Der Weltranglistenzehnten steckte nicht nur der Halbfinalsieg über Angelique Kerber, sondern auch das längste Frauenmatch der Turniergeschichte in den Knochen, dennoch bewegte sich Stosur so leichtfüßig, dass ihr Williams im ersten Durchgang nicht beikommen konnte. Keinen Breakball ließ sie zu, holte sich mit zwölf Punkten in Folge den Auftaktsatz.

Dann kochten die Emotionen hoch. Williams wehrte im ersten Spiel des zweiten Satzes einen Breakball ab, zumindest glaubte sie es. Denn bevor Stosur den Vorhandschussball zurückspielen konnte, hatte Williams „Come on“ geschrieen und damit einen Regelverstoß begangen. Die Schiedsrichterin unterstellte ihr eine absichtliche Behinderung und zog einen Punkt ab. Es folgte ein Wortgefecht, bei dem sich Williams wie eine Furie aufführte und sich auch während des Seitenwechsels weiter in Rage redete. Trotz diverser Beleidigungen („Sie sind ein Hasser, Sie sind vollkommen außer Kontrolle“) erhielt die 29-Jährige eine überraschend milde Geldstrafe von 2000 Dollar erhalten. Vor zwei Jahren hatte sie in New York für die Beleidigung einer Linienrichter noch 82 000 Dollar zahlen müssen. Seither spielte Serena Williams auf Bewährung, die erst nach den US Open ablief. „Ich bereue nur, dass ich verloren habe“, sagte sie gewohnt stur, „ich bin sehr froh, dass ich nach allem, was ich erlitten habe, überhaupt so weit gekommen bin.“

Ohne Satzverlust war Serena Williams nach ihrem Comeback nach einer Fußverletzung durchs Turnier gestürmt. Aber auch Stosur hatte eine Leidenszeit hinter sich, vor vier Jahren hätte sie eine Borreliose fast die Karriere gekostet. Vor einem Jahr bei den French Open verlor sie das Finale, in New York ließ sie sich nicht mehr beirren. „Ich habe gelernt, dass man im Leben nicht immer eine zweite Chance bekommt“, sagte Stosur, „deshalb will ich jede Möglichkeit nutzen, die sich mir bietet. Heute ist mir das gelungen.“

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