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Bob Hanning hat in seiner Funktion als DHB-Vizepräsident einige unpopuläre Entscheidungen getroffen.

© dpa

Streit im Handball-Verband: Bob Hanning spaltet den Sport

Vier Handball-Landesverbände wollen das Präsidium des DHB abwählen – vor allem wegen Vize Bob Hanning. Der ist genervt von den Diskussionen.

Am Montag hat der Deutsche Handball-Bund (DHB) eine interessante Mitteilung verschickt. Dem Verband bleibt ein bekanntes Gesicht aus großen Zeiten in einer nicht ganz unwichtigen Funktion erhalten: Markus Baur, 44, hat seinen Vertrag als Trainer der Junioren-Nationalteams demnach vorzeitig um zwei Jahre verlängert. Der 228-fache Nationalspieler und Kapitän der deutschen Weltmeistermannschaft von 2007 wird den Nachwuchs auf der Schwelle zum Profitum also bis 2017 anleiten dürfen.

Dummerweise ist diese positive Nachricht ziemlich untergegangen angesichts der Geschehnisse vom Wochenende. Da hatten vier der fünf großen Landesverbände – namentlich Hessen, Bayern, Niedersachsen und Württemberg – einen Antrag eingereicht, in dem sie die Abwahl des DHB-Präsidiums und aller für die Ressorts zuständigen Vizepräsidenten fordern. Zwei Monate vor dem außerordentlichen Bundestag am 26. September, auf dem ein Nachfolger für den im März zurückgetretenen Präsidenten Bernhard Bauer bestimmt werden sollte, offenbart sich damit erneut, wie tief der deutsche Handball im Moment gespalten ist.

Hanning ist genervt von den Diskussionen

Im Kern der Debatte geht es vor allem um die Person Bob Hanning, den Manager von Bundesligist Füchse Berlin und DHB-Vizepräsidenten Leistungssport. Kritiker werfen ihm Machtfülle, die Verquickung seiner Ämter in Verein und Verband und regelmäßige Alleingänge vor. Hannings Befürworter loben dagegen ausdrücklich den Arbeitsethos und die fachliche Kompetenz des 47-Jährigen, der die sportlichen Strukturen im mitgliederstärksten Handball-Verband der Welt in knapp zwei Jahren Amtszeit ziemlich umgekrempelt hat. Hanning selbst schweigt zu dem Thema, er ist genervt von den nicht enden wollenden Diskussionen um seine Person. „Wenn wir in der Sache streiten wollen, okay“, sagte er auf Nachfrage, „aber inhaltlich gehören diese Themen ins Präsidium, und da werde ich sie von meiner Seite auch belassen.“

Der Streit um die (Neu-)Besetzung des DHB-Präsidiums ist nicht zuletzt ein Streit der Generationen. So hat sich eine Allianz prominenter Ex-Funktionäre gebildet, die regelmäßig Hannings Demission fordert, angefangen bei Vlado Stenzel, dem Trainer des Weltmeisterteams von 1978, bis hin zum wohl bekanntesten Gesicht der Sportart, Heiner Brand. Die neuerliche Initiative der Landesverbände begrüße er ausdrücklich, ließ Brand kürzlich wissen. Was zwischen dem Ex-Bundestrainer und seinem einstigen Co-Trainer Hanning passiert ist, lässt sich im Detail schwer ergründen. Nach Tagesspiegel-Informationen soll sich Hanning unter anderem gegen einen Rentenvertrag für Brand beim DHB eingesetzt haben, den Ex-Präsident Bauer ausgearbeitet hatte. So oder so: Brand und Hanning sprechen kein Wort mehr miteinander.

Die Landesverbände fühlen sich übergangen

Andererseits kann sich Hanning auch auf seine Fürsprecher verlassen, die Ligaverbände der (männlichen und weiblichen) Bundesliga etwa. „Wir stehen zu Bob Hanning, daran hat sich nichts geändert“, sagt Uwe Schwenker, der Präsident der HBL. „Ich kann einfach nicht verstehen, dass man so viel Kraft aufbringt, um den Mann zu demontieren, der im Moment der Motor unseres Sports ist“, ergänzt er. „Alles fokussiert sich auf seine Person, es geht einzig und allein um Bob.“

Hans Artschwager widerspricht dieser Darstellung vehement. Der Präsident des württembergischen Verbands, der den Abwahl-Antrag stellvertretend für die anderen Landesverbände eingereicht hat, sagt: „Wir haben damit einen Sturm losgetreten, der so nicht beabsichtigt war. Wir haben das aber nicht gemacht, um Streit loszubrechen. Es geht auch um das Standing der Landesverbände.“ Diese fühlten sich insbesondere bei der Entscheidung für einen potenziellen Nachfolger von Ex-Präsident Bauer übergangen. Eine Findungskommission, bestehend aus den Mitgliedern des DHB-Präsidiums, hatte dafür kürzlich Andreas Michelmann vorgeschlagen, den einstigen Präsident des Verbands Sachsen-Anhalt und aktuellen Bürgermeister von Aschersleben. HBL-Präsident Schwenker entgegnet: „Die Verbände hätten ja eigene Kandidaten ernennen können, aber das hat auch keiner getan. Jetzt sind die einfach nur dagegen.“

Und jeder verteidigt weiterhin seinen Standpunkt. Immerhin: In den nächsten Tagen soll es noch einen Schlichtungsversuch mit allen Beteiligten geben. Wie der ausgeht? „Ich habe keine Ahnung“, sagt Schwenker. Sicher ist im Moment wohl nur, dass beim Bundestag am 26. September alles passieren kann. Und nichts.

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