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Sport: Stürmender Verteidiger

Die Eisbären erwarten viel von Neuzugang Regehr

Von Katrin Schulze

Berlin - Mit der Größe hat der smarte Mann so seine Probleme. Seine hellgrünen Augen suchen einen Punkt irgendwo am Horizont, schauen fragend ins Weite. „Manchmal denke ich, ich könnte in so einer wuseligen Großstadt wie Berlin verloren gehen“, sagt Richie Regehr. Er sagt es mit einem ulkigen Grinsen, und dennoch nimmt man es dem jungen Eishockey-Profi aus dem winzigen Örtchen Rosthern in der kanadischen Provinz Saskatchewan ab. Dass er nun in der kommenden Saison im vergleichsweise riesigen Berlin, beim Deutschen Meister, über das Eis kurven darf, findet der Kanadier trotzdem „einfach klasse, weil die Eisbären ein topbesetztes Team mit großen Ambitionen sind“.

Diese Wertschätzung beruht auf Gegenseitigkeit. Eisbären-Manager Peter John Lee war so begeistert von Regehr, dass er dessen Wechsel von den Frankfurt Lions nach Berlin noch vor Ablauf der vergangenen Saison der Deutschen EishockeyLiga (DEL) perfekt machte. Der 25-Jährige erzielte für die Lions in der vergangenen Spielzeit 24 Tore und bereitete 23 Treffer vor – eine herausragende Bilanz für einen Verteidiger, die zum offensiv geprägten Spiel der Eisbären passt. Überhaupt musste viel zusammenpassen, bevor die Berliner sich zu einem Transfer durchringen konnten.

Im Gegensatz zu vielen anderen DEL-Mannschaften, die einen florierenden An- und Verkauf betreiben, setzen die Eisbären auf Kontinuität und den eigenen Nachwuchs. „Es ist besser, sich vernünftig punktuell zu verstärken, als sinnlos viel einzukaufen“, sagt Manager Lee. Und so blieb Regehr in diesem Sommer die einzige Verstärkung im Team der Berliner – bis Donnerstag, als die Eisbären die Verpflichtung des US-Amerikaners Matt McIlvane meldeten. Mit seinen Auftritten in diversen Testspielen konnte McIlvane den Berliner Manager zwar überzeugen, beim heutigen Pokalspiel der Eisbären in Crimmitschau (Beginn 18 Uhr) fehlt er allerdings wegen einer Ellbogenverletzung. Anders als Regehr gilt der 22 Jahre alte Stürmer nur als Ergänzungsspieler für eine Saison, in der die Eisbären mit Liga, Pokal und Champions League ein enormes Pensum vor sich haben.

Regehr ist vor dieser hohen Belastung nicht bange. „Es wird nicht leicht“, sagt er. „Aber ich mag es abwechslungsreich.“ Das sieht man an seinen Hobbys. Regehr geht gern angeln, golfen, surfen und Wasserski fahren. Nur auf einen Sport könnte der 1,83 Meter große Kanadier ganz verzichten. „Ich hasse es, zu rennen“, sagt Regehr. Vielleicht auch ein Grund, warum er sich bislang nicht in der nordamerikanischen Profiliga NHL durchsetzen konnte.

Bevor er nach Frankfurt kam, hatte Regehr schon 20 Spiele in der NHL für die Calgary Flames absolviert. Wie sehr er sich noch mit dem Klub verbunden fühlt, zeigt sein T-Shirt mit dem Symbol der Flames. „Natürlich bleibt es mein ultimatives Ziel, in der NHL zu spielen“, sagt Regehr. Dort, wo sein älterer Bruder Robyn, der fast zehn Zentimeter mehr misst als er, mit 633 NHL-Partien längst angekommen ist. Alles eine Frage der Größe eben.

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