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Sport: Sturm trotz Flaute

Während die Segler beim America’s Cup pausieren, werden die Herausforderer beschimpft

Auckland. Zum zweiten Mal hintereinander wurde die vierte Wettfahrt im 31. Finale des America’s Cup zwischen dem Team New Zealand und der Alinghi abgesagt. Grund: anhaltende Flaute auf dem 20 Seemeilen vor Auckland liegenden Rennkurs. Die landesweit größte Zeitung, der „New Zealand Herald“, hatte dies vielleicht schon geahnt, deshalb selbst für einen Sturm gesorgt. In einem Porträt über den aus Neuseeland stammenden Steuermann auf der Alinghi, Russell Coutts, vergleicht das national-konservative Blatt den zweimaligen America’s-Cup-Gewinner mit der Schweiz. „Coutts und die Schweiz genießen eine lange Vergangenheit von Respekt und hoher Leistung, die ihnen eine verhängnisvolle und abscheuliche Arroganz und fehlende Sensibilität gegenüber den Gefühlen anderer Länder einbrachte“, beginnt der Artikel. Dann zählt der Autor einige Vergleiche auf, um letztlich zu beschließen: „Keiner von beiden kann seine Aura loswerden, ein wenig stumpfsinnig zu sein. Oder sollen wir sagen – langweilig? … Coutts Vermächtnis wird es für immer sein, dass er Neuseeland verraten hat.“

Der „Herald“ hatte bereits in der Vergangenheit gegen Coutts und seinen Taktiker Brad Butterworth und Alinghi gewettert. So in bösen, emotional angeheizten Artikeln, Kommentaren („Schweizer Käse mit schlechtem Geschmack“) und mehreren Leserbriefseiten („Buuh an Herr Bertarelli“). Auf denen mokierten sich Neuseeländer sehr boshaft über die Schweiz, Bertarelli, den Milliardär und Hauptgeldgeber des Teams aus Europa, und „die Verräter“. Bis die Zeitung Anfang Februar eine Umfrage veröffentlichte, in der 80 Prozent sich dafür aussprachen, Coutts und Butterworth vom Verdikt des Verrats zu befreien. Seitdem hatte der „Herald“ seinen Kurs zumindest zeitweise korrigiert. Aber das war ganz offensichtlich nur die Ruhe vor dem Sturm.

Ingo Petz

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