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Sport: Szenen aus dem Varieté

Turbine Potsdam holt durch ein 3:0 gegen Frankfurt den DFB-Pokal der Frauen und erzielt dabei schön herausgespielte Tore

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin - Die Szene hätte gut ins Varieté gepasst. Schon wie Conny Pohlers den Ball annahm, diese Leichtigkeit. Erst recht ihre Raffinesse, wie sie dann den Ball an der ihr im Weg stehenden Katrin Kliehm vorbeilupfte. Und dann der Abschluss: Halb im Fallen, halb im Drehen gab Pohlers dem Ball die Richtung und den Drall, so dass sich Torfrau Marleen Wissink vergeblich streckte. Durch das Tor von Pohlers nach 23 Minuten führte Turbine Potsdam im DFB-Pokalfinale der Frauen im Berliner Olympiastadion 1:0. Der Weg war geebnet. Am Ende verteidigten die Potsdamerinnen mit einem 3:0 (2:0)-Sieg über den Deutschen Meister 1. FFC Frankfurt den im Vorjahr eroberten Pokal. Es war eine Wiederholung des Erfolges von 2004. Auch da hatte Turbine 3:0 gewonnen, auch da war Frankfurt der Gegner gewesen.

Ein wesentlicher Unterschied zwischen beiden Mannschaften lag gestern im Angriff. Hier Conny Pohlers, die Unbekümmerte, die Freche. Da Birgit Prinz, die Erfahrene, die aktuelle Weltfußballerin des Jahres. Prinz hatte die große Gelegenheit, ihre Frankfurterinnen früh in Führung zu bringen. Frei tauchte sie vor Turbines Torhüterin Nadine Angerer auf, doch im entscheidenden Moment schien sie verunsichert, zauderte für den Bruchteil einer Sekunde. Angerer fuhr beherzt dazwischen und rettete. Nur fünf Minuten später gelang Pohlers auf der Gegenseite nach Vorlage von Navina Omilade auf spektakuläre Weise der Führungstreffer. Spektakulär? „Ich habe einfach draufgehalten, und dann war der Ball drin – und das mit links, das kommt bei mir nicht häufig vor“, sagte sie. Auch schöne Tore sind offenbar manchmal ganz simpel zu erzielen.

Die Frankfurterinnen erfuhren danach eine vielleicht mitentscheidende Schwächung. Birgit Prinz humpelte verletzt vom Platz. Eine Zerrung im rechten Oberschenkel machte ihr zu schaffen. „Als sie ging, da war irgendwie die Luft raus bei unserem Gegner. Das muss man ehrlich zugeben“, sagte Potsdams Trainer Bernd Schröder. Sein Kollege auf Frankfurter Seite, Hans-Jürgen Tritschoks, wollte das Ausscheiden von Prinz indes nicht als Ausrede für das folgende Auftreten seiner Mannschaft gelten lassen. „Klar, sie ist nicht immer zu ersetzen“, sagte er. „Aber wir haben auch andere Spielerinnen, die Verantwortung übernehmen müssen.“ Nur: Keine der anderen fühlte sich offenbar dazu sonderlich berufen.

Es kam, was kommen musste: Die Potsdamerinnen kontrollierten das Spiel, das 2:0 durch Petra Wimbersky nach einer guten halben Stunde war praktisch schon die Entscheidung. „Dem Tor ging ein klares Foul an unserer Renate Lingor im Mittelfeld voraus“, beschwerte sich Frankfurts Trainer Tritschoks. Indirekt gab er damit auch den Hinweis darauf, dass die Potsdamerinnen über weite Strecken bissiger, engagierter in die Zweikämpfe gingen. „Wir sind nicht aggressiv genug gewesen“, gab Renate Lingor unumwunden zu. Bei den hohen Temperaturen im Berliner Olympiastadion wurden die Schritte der meisten Spielerinnen mit Fortdauer der Partie immer schleppender, bei Turbine reichte die Kraft sogar noch, um durch Anja Mittag in der Schlussphase das 3:0 nachzulegen. Hingegen fehlte den Frankfurterinnen das Stehvermögen, um in letzter Minute wenigstens noch einen Foulelfmeter zum Ehrentor zu nutzen. Pia Wunderlich schob den Ball knapp am linken Pfosten vorbei.

Turbine feierte, Turbine jubelte. „Total geil, ein geiles Gefühl“, stammelte Potsdams Mittelfeldspielerin Jennifer Zietz nur noch. Und auch der Verlierer schloss schnell seinen Frieden mit der Niederlage. Manager Siegfried Dietrich blickte lieber nach vorne. „Wir waren jetzt sieben Mal in Folge in Berlin im Endspiel, wir wollen nächstes Jahr wieder hin, wir greifen wieder an“, sagte er kämpferisch. Wenn da nur nicht Turbine Potsdam wäre.

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