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© dpa

Tabellenführung: Hertha wird plötzlich interessant

Hertha BSC rückt als Tabellenführer stärker in den Fokus. Die Spieler sehen sich auf einmal mit Fragen zu ungewohnten Themen konfrontiert.

Berlin - Heute mal was ganz anderes. Die Reporterin vom DSF dreht einen Film über Frauenfußball und will wissen, was die Herren Profis davon halten, „ihr wisst schon, Hertha hat doch jetzt diese Kooperation mit dem 1. FC Lübars“. Hm, Bewegung an der frischen Luft ist sehr gut für die Gesundheit, sagt der Mittelfeldspieler Gojko Kacar. Nein, ein Spiel hat er noch nicht gesehen, „aber wenn du mich anrufst, komme ich gerne mal vorbei“. Dem Kotrainer Harald Gämperle rutscht die Bemerkung heraus, dass Frauen und Fußball „eigentlich nicht so gut zusammenpassen“, was natürlich keinesfalls abwertend gemeint ist, aber … Ratlos hebt Gämperle die Arme, aus der Nummer kommt er jetzt nicht mehr raus.

Haben Sie eine Sekunde? Favre: "Keine Zeit, viel zu tun"

Die exponierte Position an der Tabellenspitze der Bundesliga bringt es mit sich, dass sich die Angestellten von Hertha BSC immer häufiger auch zu fremden Themen äußern müssen. Lucien Favre geht dieser Gefahr aus dem Weg, indem er vom Trainingsplatz so schnell wie möglich in die Kabine läuft, „keine Zeit, viel zu tun“. Hat der unverhoffte Erfolg den Schweizer verändert? „Überhaupt nicht“, sagt Kotrainer Gämperle, und dass Favre gerade erst an diesem Morgen sehr laut geworden sei, „er kann schon mal brüllen, wenn ihm was nicht passt“.

Gämperle muss in diesen Tagen oft als Kronzeuge herhalten für Herthas unheimlich-unbeirrten Marsch durch den Bundesliga-Alltag. Schon beim FC Zürich hat er als Favres Assistent gearbeitet und mit ihm zwei Meisterschaften gefeiert. Gämperle sagt, das könne man nicht mit der Bundesliga vergleichen, „in der Schweiz gab es sonst nur den FC Basel, der über allen steht, die hatten viel mehr Geld und Potenzial als wir“. Damit ist ziemlich genau das Verhältnis zwischen dem Underdog Hertha und dem FC Bayern beschrieben.

Dann muss eben der Kotrainer reden

Den ersten Titel erkämpften sich Favres Züricher 2006 auf dramatische Weise, mit einem 2:1 am letzten Spieltag in Basel, das Siegtor fiel in der dritten Minute der Nachspielzeit. Diese Konstellation ist in Berlin nicht mehr möglich. Das Spiel gegen die Bayern hat Hertha schon gewonnen, „es war furchtbar, auf der Tribüne zu sitzen “, sagt Gojko Kacar. „In den letzten Minuten habe ich so oft mit dem Fuß aufgestampft, wahrscheinlich hat das mit der Verletzung deshalb so lang gedauert.“ Der Serbe hat nicht mehr gespielt, seitdem er sich im letzten Hinrundenspiel am Schienbein verletzt hat. Am Dienstag stand er das erste Mal wieder im Mannschaftstraining. „Ich habe keine Schmerzen mehr“, sagt Kacar. Er ist bereit für das Kerngeschäft, das Spiel am Samstag gegen Bayer Leverkusen. Die Lübarser Frauen spielen dann in Schwerin und werden auf Kacars Besuch noch ein Weilchen warten müssen.

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