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Andächtig verfolgen die Herren Löw, Bierhoff und Köpke (v.l.) was es zur Verlängerung ihrer Verträge zu verkünden gibt. Überraschendes war nicht dabei. Foto: dpa

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Sport: Tag der Verlängerung

Joachim Löw unterschreibt bis 2016, Hansi Flick als Sportdirektor bis 2019.

Berlin - Kurz bevor die Leuchtdiode an seinem Mikrofon anging, leckte Wolfgang Niersbach sich mit seiner Zunge die Zähne. Dann hob er seine Stimme, verkündete Erwartetes und sagte: „Das ist ein guter Tag, ein schöner Tag.“ Die Nachricht, auf die die Wertung des Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) fußte, ist die, dass Joachim Löw seinen Vertrag als Bundestrainer über die WM 2014 hinaus bis einschließlich der Europameisterschaft 2016 in Frankreich verlängert. Ebenso verlängern sich die Zusammenarbeit mit Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff und mit Torwarttrainer Andreas Köpke. Nur Hansi Flick wird als Co-Trainer nach der WM ausscheren und ab 1. September 2014 das Amt des Sportdirektors übernehmen.

Ob die gestern im DFB-Stammsitz in Frankfurt am Main unterzeichneten Verträge der Sportlichen Leitung der Nationalmannschaft nach WM 2014 überhaupt greifen, wird dabei weniger von dem geschriebenen Wort auf dem Frankfurter Papier abhängen als vielmehr vom Abschneiden der deutschen Mannschaft bei der Endrunde selbst. Insofern wird sich erst noch zeigen, inwiefern der gestrige Tag seinen geplanten Wert entfalten wird. Nach der WM in Brasilien kann vieles ganz anders aussehen, aber bis dahin „gehen wir mit großer Motivation an die Arbeit“, wie es Löw sagte. „Wir wollen den maximalen Erfolg anstreben.“

Hansi Flick, der die Geschicke der Nationalmannschaft als Löws Assistent mitprägt und als künftiger Sportdirektor einen Fünfjahresvertrag erhielt, wurde gestern griffiger. „Wir alle haben ein riesengroßes Ziel, nämlich Weltmeister zu werden.“ Diesem Anspruch haben sich dann wohl auch die neuen Verträge zu unterziehen. Das wüssten alle Beteiligten, wie sie am Freitag sagten. Es sei doch klar, dass man Weltmeister werden wolle, wie es Niersbach sagte: „Das Problem ist, andere wollen das auch.“

Zu Inhalten der neuen Verträge, etwaige Ausstiegsklauseln, wollte niemand etwas sagen. Eigentlich hätte man gar keinen Vertrag gebraucht, so lange und so gut wie man sich kenne. Ein Handschlag hätte auch gereicht, wie es Löw sagte. Dabei kennt er natürlich die Messlatte. Er wird liefern wollen und auch müssen. „Wir sind voller Überzeugung, eine gute WM zu spielen“, sagte der 53-Jährige. Von Seiten des Verbandes sicherte ihm Niersbach alle erdenkliche Unterstützung zu, damit die Mannschaft optimal vorbereitet in das brasilianische Sommerturnier gehen wird.

„Man kann beiden nur zu dieser Entscheidung gratulieren. Bei Vertragsunterschrift kann niemand einen Titel garantieren“, sagte Franz Beckenbauer. Für den letzten deutschen Weltmeistertrainer habe Löw seine Mannschaft im Griff. „Die deutsche Mannschaft wird einen guten Fußball spielen, ob es zum Weltmeistertitel reicht, ist eine andere Sache.“

Seinen künftigen Co-Trainer darf Löw sich selbst aussuchen. „Das haben wir so vereinbart, das ist sein Ding. Das war auch schon bei Hansi Flick so“, sagte Niersbach. Auch ob der neue Assistent schon mit zur WM 2014 nach Brasilien fährt, kann Löw bestimmen.

Von nun an beginnt die detaillierte WM-Planung. Im November stehen zwei brisante Testspiele an. Mitte November spielt die deutsche Mannschaft erst in Mailand gegen Italien und wenige Tage später im Wembley-Stadion gegen England. Diese beiden Spiele werden mehr Erkenntnisse abwerfen als die zurückliegende WM-Qualifikation. Im kommenden Frühjahr kommt es dann noch zum Testspiel gegen Chile, ehe es nach dem Bundesligaabschluss in die direkte WM-Vorbereitung geht. Dabei zieht es den deutschen Tross nach 1990 und 2010 zum dritten Mal nach Südtirol. Das Trainingslager in St. Leonhardt soll zwischen 19. Mai und 3. Juni für zirka zehn Tage abgehalten werden. Die Termingestaltung wird erst nach der WM-Auslosung konkret, die am 6. Dezember im Atlantik-Badeort Costa do Sauípen vorgenommen wird. Michael Rosentritt

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