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Hochbegabte Hand. Alexander Karakasevic überzeugt mit Ballgefühl. Foto: p-a/dpa

© picture-alliance/ dpa

Sport: Tausend Ideen und eine Kugel

Keiner beherrscht im Tischtennis das Doppel besser als Alexander Karakasevic – im Einzel ist dagegen oft sein Bauch im Weg

Berlin - Alexander Karakasevic hat gerade einen Titel verloren, der auf Jahre für ihn reserviert schien. Von der Tischtennis-Europameisterschaft im gemischten Doppel in Subotica, Serbien, ist er mit der Bronzemedaille zurückgekehrt – nach zuletzt vier ersten Plätzen. Die Mixed-EM, die inzwischen losgelöst von der eigentlichen EM stattfindet, ist seine große Bühne.

Der 34 Jahre alte Linkshänder aus Serbien kann den Ball sanft streicheln und hart schlagen. Vor allem spielt er kreativ und mit Überraschungseffekt, der Gegner wartet in der einen Ecke, der Ball landet in der anderen. „Der Mann mit den 1000 Ideen“, hat ihn einmal der Chinese Liu Guoliang genannt. Da hatte ihn Karakasevic 1997 gerade bei der WM aus dem Rennen geworfen, nur ein Jahr nach Lius Olympiasieg im Einzel. Ideen sind gerade im Doppelspiel besonders wichtig und können auch mal eine körperliche Schwäche ausgleichen.

Auf dem Weg ins Einzelfinale bei den ganz großen Turnieren ist Karakasevic nämlich meist etwas im Weg: sein Bauch. Karakasevic sieht eher wie ein Freizeitsportler aus. In den zehn Jahren, in denen er jetzt schon für Plüderhausen in der Bundesliga spielt, sind daher auch einige Geschichten über ihn aufgeblüht, die man sich wie gute Witze gerne weitererzählt. Einmal etwa soll Karakasevic den Schiedsrichter um eine Pause gebeten haben, um zur Toilette zu gehen. Genutzt habe er die Unterbrechung jedoch, um schnell eine Pizza zu essen. „90 Prozent dieser Geschichten sind falsch“, sagt Karakasevic, auch die mit der Pizza sei erfunden. „Das nervt mich mittlerweile.“

Lieber erzählt er von den zehn wahren Prozent. „Ich rauche vor dem Spiel und nach dem Spiel eine“, sagt er, und gerade das Rauchen hätte wohl zu den vielen Legenden beigetragen. „Wenn du rauchst, heißt es gleich, du trinkst auch. Und wenn du trinkst, heißt es, du schläfst nicht. So kommt eins zum anderen.“ Auf jeden Fall ist die Entwicklung des Tischtennis zu einem immer athletischeren Spiel an Karakasevic vorübergegangen.

Seine großen Momente erlebt er dafür im Doppel und Mixed. Im Doppel hat er schon mal eine Saison an der Spitze der Weltrangliste beendet, und im Mixed eben vier Europameistertitel gewonnen. Sein Doppelspiel ist genial. „Ich bin einfach damit geboren“, sagt er, außerdem seien aus seinem Land immer gute Doppelspieler gekommen wie Zoran Kalinic oder Ilija Lupulescu. Im Mixed spielt er mit Ruta Garkauskaite aus Litauen zusammen, die früher in der Bundesliga für den Berliner TSC spielte. „Sie ist die cleverste Spielern, die es im Tischtennis gibt“, sagt Karakasevic.

In den vergangenen Jahren ist Karakasevics Bühne ein wenig geschrumpft. Das Mixed wird bei Welt- und Europameisterschaften nicht mehr ausgespielt, allenfalls in einer separaten Veranstaltung wie jetzt in Serbien. Und das Doppel wurde im olympischen Programm vom Mannschaftswettbewerb verdrängt. „Das ist verrückt. Das Doppel wäre eine Chance für Europa gewesen, Medaillen zu gewinnen. Diese Regel ist nur für die Chinesen gut“, sagt Karakasevic. Und noch etwas verhindert größere Erfolge. Er muss bei einer WM mit einem Landsmann spielen, doch da fehlt ihm ein Partner, mit dem er so gut zusammen spielen kann, wie es ihm sonst mit dem Slowenen Bojan Tokic gelingt. „In einem perfekten Doppel fühlen sich beide wie eine Person.“

Bei dieser Mixed-EM hat das nicht ganz geklappt. „Wir waren nicht in guter Form“, sagt Karakasevic knapp über das Ausscheiden im Halbfinale. Auf das Mixed hatte er sich früher trotz seiner Begabung fürs Doppelspiel nicht einlassen wollen. „Aber Ruta sieht wirklich sehr gut aus, deshalb spiele ich mit ihr.“

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