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TeBe, Blau Weiss und Michael Fuß: Treffen der unerfüllten Träume

Michael Fuß, Berlins berühmtester Amateurfußballer, spielt am Freitagabend mit Blau Weiss im Derby im Berliner Pokal gegen seinen alten Klub TeBe.

Wenn Michael Fuß Lust auf Fußball hat, packt er seine Tasche und geht zwei, drei Mal um die Ecke, bis er den Platz an der Markgrafenstraße erreicht. Hier, auf einem stumpfen, abgewetzten Kunstrasenplatz trainiert der SV Blau Weiss. Drei Mal die Woche, so wie die meisten Mannschaften in der Bezirksliga. Fuß reicht das, er hat mit 35 Jahren keine sportlichen Ambitionen mehr.

Nur heute Abend, da will er es nochmal allen zeigen, sich reinhauen, so wie er es all die Jahre getan hat. Und natürlich, das versteht sich bei Fuß von selbst, will er mindestens ein Tor machen. Denn es geht gegen Tennis Borussia, „den Verein, wo ich meine schönste Zeit hatte“, wie Fuß sagt. In der zweiten Runde des Berliner Pokals treffen am Freitagabend im Mommsenstadion (19.30 Uhr) TeBe und der SV Blau Weiss aufeinander. Zwei ehemalige Bundesligisten, die inzwischen abgestürzt sind. Tennis Borussia spielt in der sechsten, Blau Weiss in der achten Liga. Ihre erfolgreichsten Zeiten hatten sie getrennt voneinander, TeBe in den siebziger und Blau Weiss in den achtziger Jahren. Damals noch als SV Blau-Weiß 90. Zu dieser Zeit begann Fuß als Knirps bei den Tempelhofern. Da war noch nicht daran zu denken, dass aus ihm einmal der wohl schillerndste Berliner Amateurfußballer der Jahrtausendwende werden sollte.

Fuß ist auf den Plätzen der Stadt so bekannt wie mancher Spieler von Hertha BSC oder dem 1. FC Union. Seine Torquote ist legendär, in der Saison 1999/2000 gelangen ihm in der höchsten Berliner Spielklasse für Türkiyemspor 66 Treffer in 34 Spielen – wohl ein Rekord für die Ewigkeit. Bei dem türkischstämmigen Klub aus Kreuzberg fühlte er sich wohl, so sehr, dass er sogar zum Islam konvertierte. Seitdem lautet sein vollständiger Name Michael Mert Fuß. Zeitweise war er mit einer Türkin verheiratet.

Seine Bekanntheit gründet weit weniger auf all den Toren, sondern mehr darauf, dass er es nie wirklich zu den Profis geschafft hat. Fuß blieb immer der Unvollendete. „Ich hatte während meiner Karriere viel Pech“, sagt er. Etwa 1997 als er einen Vertrag beim Hamburger SV bekam. Trainer Felix Magath wollte den Stürmer mit dem präzisen Schuss unbedingt, doch kurz nach der Unterschrift wurde Magath entlassen und dessen Nachfolger Frank Pagelsdorf konnte mit dem Neuen nichts anfangen. Fuß ging zu TeBe, machte acht Zweitliga-Spiele unter Winfried Schäfer, der Durchbruch gelang ihm aber nicht. Seine Zeit bei den Charlottenburgern kam erst, als es mit dem Klub bergab ging. In der Oberliga wurde er mehrmals Torschützenkönig. Beinahe wäre er nach einem starken Auftritt in einem Testspiel gegen Hertha BSC zu Energie Cottbus gewechselt, aber der damalige Bundesligist wollte keine 70 000 Euro ausgeben. Fuß blieb bei TeBe. Dass ein Bundesligist die vergleichsweise läppische Summe nicht zahlen wollte, hatte ihn gekränkt.

Sein Traum vom Profifußball blieb unerfüllt. Genauso wie die Sehnsucht bei TeBe und Blau Weiss von der Rückkehr nach oben.

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