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Tennis: Becker muss erschöpft passen

Auch Helden werden müde: Nach einem Sieg gegen seinen einstigen Erzrivalen Thomas Muster war für Boris Becker das Oldie-Tennisturnier am Hamburger Rothenbaum schon wieder zu Ende.

Hamburg - "Boris hat mich angerufen und mir gesagt, dass er auf Grund einer Wadenverletzung nicht mehr spielen kann", sagte Turnierdirektor Carl-Uwe Steeb. Ungeachtet dessen strömten die Zuschauer auch am drittletzten Tag des einzigen deutschen Masters-Turniers unverdrossen auf die Anlage. Am Donnerstag waren es sogar 18.000 Zuschauer: So viele wie noch nie in der mehr als 100-jährigen Geschichte der Sandplatz-Traditionsveranstaltung.

Die Tennisfans gaben damit ein eindeutiges Votum ab für das auf der Streichliste der weltweiten Tennis-Tour stehenden Turnier. ATP-Chef Etienne de Villiers sägt schon seit geraumer Zeit am Rothenbaum und hätte den Masters-Status lieber heute als morgen an Madrid verkauft. Dagegen freilich haben sich nicht nur die Zuschauer mit ihrem zahlreichen Kommen ausgesprochen, sondern auch die Spieler mit Branchen-Primus Roger Federer an der Spitze.

Wimbledonsieger unterstützen Rothenbaum

Auch Boris Becker und Michael Stich haben ein Plädoyer für den Rothenbaum abgegeben. Doch die beiden Wimbledonsieger verschweigen auch nicht, dass sie die laxe Haltung des Deutschen Tennis Bundes (DTB) in den vergangenen Jahren nicht hilfreich fanden. "Reformen tun gut und sind notwendig, aber wer die richtigen Veränderungen verschläft, zählt selten zu den Siegern", sagte Stich. Und Becker, der das Traditionsturnier als Chairman vor Jahren schon vor dem finanziellen Kollaps bewahrt hatte, legte kräftig nach: "Wenn der Rothenbaum stirbt, fände ich das sehr, sehr schade. Aber man muss auch etwas dafür tun."

Für die körperliche Fitness gilt dasselbe. Dass er nicht mehr täglich trainiert, blieb den trotz empfindlich niedrigen Temperaturen zu später Stunde noch auf dem Center Court gebliebenen rund 8000 Zuschauer nicht verborgen. Dennoch besiegte der 39-jährige Becker seinen österreichischen Spezi Muster im Champions-Tiebreak des dritten Satzes mit 13:11. "Dass Geheimnis ist, zum Ball zu kommen", verriet Becker mit einem Schmunzeln, stieg beschwerlich vom Rednerpult und verabschiedete sich vielsagend mit den Worten: "Wenn man den nächsten Tag übersteht, ist man froh."

Auch Roger Federer will das Turnier erhalten

Wie es mit dem Rothenbaum weitergeht, steht derweil noch in den Sternen. Die Klage vor einem US-Gericht ist anhängig, und die entscheidenden Herren der ATP-Tour wollen sich erst während des Turniers in Wimbledon Anfang Juli erklären. "Wir Europäer wollen, dass das Turnier bleibt. Und nicht nur wir Europäer", sagte Roger Federer, dessen Wort als Weltranglisten-Erster durchaus Gewicht hat. "Und wir wollen informiert und mehr als bisher in die Entscheidungen eingebunden werden."

(Von Andreas Bellinger, dpa)

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