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Sport: Tennis Borussia: Ausgleich vor Gericht

Es war schön, wie Ulrich Weber gestern sagte: "Das ist völlig inakzeptabel." So lässig, aber doch so bestimmt.

Es war schön, wie Ulrich Weber gestern sagte: "Das ist völlig inakzeptabel." So lässig, aber doch so bestimmt. Mit diesem Kopfschütteln, das man als milden Spott betrachten konnte. 300 000 Mark waren also völlig inakzeptabel. Schließlich forderte Weber, der Anwalt von Winfried Schäfer, des früheren Trainers des Fußball-Zweitligisten Tennis Borussia, 3,975 Millionen Mark Abfindung von Schäfers altem Verein. Gestern aber bot TeBe 300 000 Mark an. TeBe nannte es einen Vergleich, Weber, diplomatisch umschrieben, eine Unverschämtheit.

Letztendlich war es großzügig. Denn das Landesarbeitsgericht Berlin verurteilte TeBe gestern zu einer Abfindung an Schäfer in Höhe von 237 500 Mark. In erster Instanz hatte Schäfer freilich komplett verloren. Sein Vertrag ist ungültig, hatte der Richter damals festgestellt. Der Vertrag lief zwar bis Juni 2002, aber er galt nur für die Erste und Zweite Bundesliga. TeBe aber war im Sommer 2000 in die Regionalliga zwangsabgestiegen und hatte Schäfer im August gekündigt. Gestern urteilte das Gericht, TeBe habe Schäfer dessen Kündigung nicht formgerecht zugestellt. Der Vertrag sei deshalb noch einen Monat länger gelaufen. Macht ein Monatsgehalt, 150 000 Mark, plus anteilig das Weihnachtsgeld. Gesamtsumme: 237 500 Mark. Knapp 50 000 Mark weniger, als der Schäfer-Anwalt Weber zuvor als inakzeptable Summe abgelehnt hatte. Aber später sagte er: "Als TeBe-Anwalt hätte ich die gleiche Summe geboten." Weber beschlich nämlich ein schlechtes Gefühl. "Ich denke, die Richterin folgt uns nicht." So gab es immerhin noch einen Punktgewinn.

Die Richterin Daniele Reber verfolgte ohne Gemütsregung eine kleine Schlammschlacht. Schäfers Anwalt ließ genüsslich protokollieren, dass TeBe und sein Hauptsponsor Göttinger Gruppe vorsätzlich den Lizenzentzug provoziert hätten. "So kamen sie aus den Verträgen heraus." TeBe-Anwalt Ernesto Loh präsentierte dafür Schäfer als eitlen Trainer, der sich zu schade gewesen sei, in der Regionalliga zu trainieren. Deshalb habe er auf der Klausel mit der Ersten und Zweiten Liga bestanden.

Und dann führte Loh den früheren TeBe-Trainer auch noch als mutmaßlichen Lügner vor. "Ich habe nach meiner Kündigung als Trainer kein Arbeitslosengeld erhalten", hatte Schäfer gesagt. Das soll er beschwören, forderte der TeBe-Anwalt. Schließlich hätte in Presseberichten das Gegenteil gestanden. Da blickte Schäfer erst starr, dann schüttelte er den Kopf, ganz langsam, fast wie betäubt. Nicht mal das glaubt man ihm. Später, vor der Tür, sagte er dann: "Die Geschichte mit dem Arbeitslosengeld zeigt doch das Niveau der Göttinger Gruppe." Seine Hand wischte anklagend durch die Luft. Schäfer zögerte kurz, als wollte er noch etwas anfügen. Aber dann kam bloß: "Mehr möchte ich dazu nicht sagen." Er hat das Thema TeBe abgehakt. Jetzt wohl endgültig.

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