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Sport: Tennis Borussia: Der Verein übt schon wieder - und weiß gar nicht für welche Liga

Die Tür flog auf und als Erster erschien Frank Lange im Freien. Der ist Frohnatur und Zeugwart - in dieser Reihenfolge.

Von Karsten Doneck, dpa

Die Tür flog auf und als Erster erschien Frank Lange im Freien. Der ist Frohnatur und Zeugwart - in dieser Reihenfolge. Lange blickte kurz in die Runde, dann stellte er mit seinem trockenen Humor fest: "Mensch, wenn das jemand sieht, der ruft ja gleich beim DFB an und fragt, ob die übersehen haben, dass hier eine Meisterfeier stattfindet." Dabei hatte Tennis Borussia doch für gestern Nachmittag, 15 Uhr, nur den Trainingsbeginn für die neue Saison angesetzt, damit aber gleich etwa 80 Menschen zum Mommsenstadion gelockt: Journalisten, Kameraleute und natürlich Fans, junge und alte, männliche und weibliche. Dass TeBe so viel Aufmerksamkeit zuteil wurde, lag nicht zuletzt an der Neugier, zu erfahren, wer denn noch dem Aufruf zum Training Folge leistete. TeBe klemmt schließlich zwischen Baum und Borke. Aus der Zweiten Fußball-Bundesliga ist der Klub vom DFB geworfen worden, in der Regionalliga ist er noch nicht recht angekommen. Nun hat das Oberlandesgericht Frankfurt (Main) den Salat, weil der Fall DFB kontra TeBe auf seinen Richtertischen gelandet ist.

Tennis Borussia hatte die Profis gewarnt. Wer nicht zum ersten Training erscheine, müsse schon einen guten Rechtsanwalt haben, hatte TeBe-Geschäftsführer Michael Plassmann im Vorfeld mit schwerem Geschütz gedroht. Derlei Einschüchterungstaktik wirkte. Alle kamen. Oder fast alle. Verteidiger Jens Melzig zum Beispiel, dessen Vertrag am 30. Juni ausläuft, war schon vormittags da. Um seinen Dienstwagen zurückzugeben. Auch Bruno Akrapovic, der beim Bundesliga-Neuling Energie Cottbus eine neue Herausforderung gefunden hat, blieb das Wiedersehen mit dem bei ihm wenig beliebten Trainer Winfried Schäfer erspart. Marco Walker fehlte auch. "Einigen haben wir eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Walker hat noch zwei Tage frei", erklärte TeBe-Boss Erwin Zacharias.

Erstaunlich immerhin, dass sowohl Sasa Ciric, der sich mit Eintracht Frankfurt einig sein soll, und Francisco Copado, den Schäfer vor Monaten suspendiert hat, beim Training aufkreuzten. Diese erste Übungseinheit zielte allerdings in erster Linie wohl auf die Gehörgänge der Spieler. Schäfer und Zacharias hielten in den ungemütlichen Katakomben des Mommsenstadions zunächst eine ellenlange Ansprache - nacheinander, versteht sich, obwohl Beide bei dem hohen Grad ihrer Übereinstimmung das durchaus auch im Chor hätten schaffen können.

Für den ungewöhnlich frühen Trainingsbeginn bei TeBe hat Winfried Schäfer einen triftigen Grund. "Bis zum kommenden Freitag wollen wir auch wissen, wer weiter bei uns spielen will - in der Zweiten Liga oder notfalls auch in der Regionalliga", so der Trainer. Aber auch Schäfer hat erkannt: "Es ist eine beschissene Situation."

TeBe bereitet sich indes auch schon auf die Regionalliga vor. Und falls dort auch eine Bankbürgschaft verlangt wird? Zacharias: "Unser Etat für die dritte Liga ist ausgeglichen, es gibt keine Unterdeckung." Bis morgen will TeBe die Unterlagen einreichen. Von einem Acht-Millionen-Mark-Etat ist die Rede.

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