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Sport: Tennis Borussia: Nur nicht das Image beschädigen - Wie TeBe Undiszipliniertheiten entgegen tritt

Das Foul hatte Schiedsrichter Späker aus Marl gesehen. Und natürlich sofort gepfiffen.

Von Karsten Doneck, dpa

Das Foul hatte Schiedsrichter Späker aus Marl gesehen. Und natürlich sofort gepfiffen. Kein Grund zur Aufregung also. Doch mit Ifet Taljevic ging das Temperament durch. Der Mittelfeldspieler des Fußball-Regionalligisten Tennis Borussia, gerade erst 20 Minuten zuvor eingewechselt, glaubte doch allen Ernstes, seine Mannschaft würde den Freistoß zugesprochen bekommen. Den aber sollte der Gegner, der VfB Lübeck, treten. Das brachte Taljevic arg in Rage. Er fluchte und sah wegen Meckerns prompt Gelb. Eine Farbe, die keineswegs beruhigend auf ihn wirkte. Zwei weitere Worte, "die ich lieber nicht wiederholen möchte", erzählt TeBe-Trainer Mirko Slomka - und schon wieder nestelte Späker in der Hosentasche herum und zog die Rote Karte hervor. Doch das Mitleid für Taljevic über dessen Platzverweis in der 88. Minute hielt sich bei TeBe nach der 0:1-Niederlage in Lübeck in Grenzen. "Er bekommt eine harte Strafe von mir aufgebrummt", versprach Slomka. Dem Übeltäter droht also neues Ungemach.

Gleich nach dem Abpfiff im Stadion an der Lübecker Lohmühle startete Tennis Borussia eine Good-Will-Aktion. Slomka entschuldigte sich sowohl beim Schiedsrichter als auch bei den VfB-Offiziellen für Taljevics verbale Entgleisung. "Er hat mit seinem Verhalten unser Image beschädigt. So etwas werde ich nicht dulden", grollte Slomka. Da klingt ganz leise die Sorge durch, Zustände wie in der vorigen Saison könnten bei TeBe einreißen. Da reihte sich unter dem konfusen Winfried Schäfer als Trainer eine Disziplinlosigkeit an die andere. Überall hieß es damals: TeBe - das sind die Klopper der Zweiten Liga. Die Buchstaben TB standen nur noch als Synonym für "trübe Bilanz": Auf Rekord verdächtige zwölf Platzverweise brachte es die Mannschaft in einer Saison.

TeBe hat sich fest vorgenommen, nun neben allem Fußballerischen auf dem Rasen auch um Sympathiepunkte beim Publikum zu kämpfen. Zu Hause sowieso, aber auch auswärts. Taljevics Platzverweis ist auf diesem langen Weg der erste Bremsvorgang. Eine Geldstrafe, die wohl im vierstelligen Bereich liegt, wird der 20-Jährige in die Mannschaftskasse zahlen müssen. Taljevics Mangel an Erfahrung lässt Slomka nicht als mildernden Umstand gelten. Zumal der Spieler auch als Wiederholungstäter gilt. "In der vorigen Saison ist der doch auch schon zwei Mal vom Platz geflogen", erinnert sich Slomka und richtet mehr an sich selbst die Aufforderung: "Wir müssen uns die Spieler hinbiegen."

Was die nun folgende Verhandlung vor dem Sportgericht angeht, lässt Tennis Borussia alles ganz gelassen auf sich zukommen. Allzu viel Hilfe vom Verein darf Taljevic nicht erwarten. "Jede Strafe wird akzeptiert", stellt Slomka schon mal vorsorglich fest. Ifet Taljevic, Jugoslawe mit dem Geburtsort Novi Pazar, wird künftig aber auch bei der täglichen Trainingsarbeit in Eichkamp ein schärferer Wind ins Gesicht wehen. "Ich werde ab sofort ein etwas unterkühlteres Verhältnis zu ihm haben", sagt Slomka. Der Trainer betonte aber ausdrücklich, dass der Spieler nicht suspendiert wurde.

Und auch das ist anders als im Vorjahr. Die Suspendierung - das war eine dieser unsäglichen Marotten aus der TeBe-Leidenszeit unter Winfried Schäfer. Aber auch da gehen die Borussen jetzt neue, vernünftigere Wege.

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