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Novak Djokovic.

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Tennis: Novak Djokovic: Siegen leicht gemacht

Die Dominanz von Nadal und Federer nervte ihn lange - nun bricht er sie. Mit neuer Ernährung und Energie macht sich Novak Djokovic zur Nummer eins der Tenniswelt.

Oft waren es die großen Champions vergangener Tage gewesen, die in einem ersten stillen Moment nach dem Siegesrausch ihre Nachfolger vor den Umkleiden des Center Courts im All England Club innig umarmten. Björn Borg tat es so mit Roger Federer und auch mit Rafael Nadal seinerzeit. Und Pete Sampras reiste vor zwei Jahren eigens für Federer an die Church Road, um mitzuerleben, wie der Schweizer mit seinem 15. Grand-Slam-Titel seinen Rekord brach. Mit der Umarmung schienen die Altmeister ihnen eine Art Segen zu erteilen, der zeigte, dass sie würdig waren, ihr prächtiges Tennis-Erbe fortzuführen.

Als Novak Djokovic am Sonntag schier trunken vor Glück die Umkleiden erreichte, wartete dort aber Serbiens Staatschef Boris Tadic auf ihn, und sie umarmten sich wie alte Freunde. Das bedeutete Djokovic eigentlich mehr als es die Geste der alten Champions vermocht hätte. Denn der 24 Jahre alte Serbe ist voller Stolz auf seine Heimat und voller Stolz auf das, was er selbst geschafft hatte: Djokovic war erstmals Wimbledonsieger und zudem noch neuer Weltranglistenerster geworden. Dass nun eine neue sportliche Zeitrechnung anbrechen würde, brauchte ihm kein Ehemaliger anheimzugeben, Djokovic wusste es selbst. „Das ist es, wofür ich geboren bin“, sagte er, „ich will mehr Grand Slams gewinnen, und ich werde hier ganz sicher nicht aufhören.“

Mit seinem Triumph über Nadal, den er phasenweise ausgespielt hatte, befreite sich Djokovic vom Image des ewigen Kronprinzen, das ihm seit Jahren anhaftete. Denn an Nadal und Federer kam er bisher nicht vorbei, so sehr er es versuchte. Dass ihm vor drei Jahren bei den Australian Open plötzlich der Titelgewinn gelang, besaß den Makel, dass Federer vom Drüsenfieber geschwächt gewesen war. Djokovic haderte danach mit seinen beiden Kontrahenten. „Es ist frustrierend, wenn man bei den großen Turnieren die wichtigen Matches ständig verliert, weil die beiden genau dann ihr bestes Tennis spielen“, erklärte Djokovic.

Seit Februar 2004 waren es immer nur Federer und Nadal gewesen, die an der Spitze der Weltrangliste standen und deren Namen in Wimbledon seit acht Jahren als einzige in der goldenen Siegerliste eingraviert wurden. Allein 26 Grand- Slam-Titel haben sie gemeinsam auf dem Konto, sie ließen den Verfolgern kaum mehr als die Krümel vom großen Kuchen übrig. Doch nun deutet sich ein Machtwechsel an. Dabei wurde Djokovic genau das nie recht zugetraut, obwohl es ihm an Talent nicht mangelte. Doch sein Körper war der Schwachpunkt, immer hatte Djokovic etwas. In der Winterpause stellte er dann seine Ernährung um, verlor innerhalb weniger Wochen sieben Kilogramm. Ob es tatsächlich einer Gluten-Unverträglichkeit geschuldet war, ist unklar, doch die Vorteile der neuen Leichtigkeit sind unübersehbar. Noch beweglicher, noch stärker in der Defensive als ohnehin ist Djokovic nun. Es gibt kaum noch einen Ball, den er nicht zurückbringen kann. Nadal bekam das im Finale schmerzlich zu spüren. „Seine Bewegungen sind derzeit sicher die besten der Welt“, musste der Spanier anerkennen.

Doch nicht nur diese verhalfen Djokovic zur ungeheuerlichen Serie von 41 Saisonsiegen, die erst von Federer im Halbfinale der French Open gestoppt worden war. Denn mit dem Davis-Cup-Sieg der Serben im Dezember war sein Selbstvertrauen immens angeschwollen. „Danach war ich voller Leben und Energie – und ich hatte meine Angst verloren“, sagte Djokovic, „ich glaube an meine Fähigkeiten mehr denn je.“ Die Bedingungslosigkeit könnte das letzte Teilchen sein, das Djokovic zum kompletten Spieler noch fehlte. Immer wieder deutete er an, wozu er imstande ist, diese Saison aber ist eine Demonstration der Stärke. Er ist zweifellos die verdiente Nummer eins, ob die Federer-Nadal-Ära nun bereits beendet ist, muss die Zeit zeigen. In jedem Fall aber ist wieder Bewegung im Spiel.

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