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Haas

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Tennis: Russisches Rätsel

Tennisprofi Haas soll beim Davis-Cup in Moskau vergiftet worden - sein Teamkollege Waske heizt Spekulationen an.

Der Tennisprofi Alexander Waske staunte nicht schlecht, als er hörte, was ihm ein russischer Sportmanager kürzlich erzählte. Waskes Teamkollege Thomas Haas sei beim Davis-Cup-Halbfinale in Moskau Ende September gar nicht durch einen Magen-Darm-Virus außer Gefecht gesetzt worden. Vielmehr hätte man ihn vergiftet. „Ich habe es erst für Spekulation gehalten und ihm zu verstehen gegeben, dass ich das nicht glauben könne“, sagt Waske, „aber er sagte zu mir: ‚Sei doch nicht so naiv. Es gibt immer Mittel und Wege.‘“ Wer die angeblichen Drahtzieher seien, ob sie aus der russischen Mannschaft oder dem Umfeld kämen, wollte der Informant Waske allerdings nicht preisgeben. Er habe Angst vor Repressalien und fürchte um seine berufliche Zukunft, die auch in enger Verbindung zum russischen Tennissport stünde.

Waske rief nach dem Gespräch umgehend bei seinem Freund Haas an, allein in der Absicht, ihn ein wenig moralisch aufzubauen. Wie schon öfter in der Vergangenheit gab es auch nach den Tagen von Moskau Vermutungen, die deutsche Nummer eins habe im entscheidenden Moment gekniffen. Mit der Vergiftungstheorie hoffte Waske, Haas die Selbstzweifel zu nehmen. Über Haas gelangte die Geschichte allerdings an die Öffentlichkeit und damit ist der Deutsche Tennisbund (DTB) gefordert, dem Fall nachzugehen. „Präsident von Waldenfels versucht derzeit, Haas zu erreichen und von ihm genaueres zu erfahren“, erklärte DTB-Pressesprecher Oliver Quante. Man wolle so schnell wie möglich für Aufklärung sorgen, es sei allerdings schwierig, da die Beweise fehlen.

Denn auch Mannschaftsarzt Erich Rembeck stellte keine Anzeichen für eine Vergiftung bei Haas fest. In Moskau sah für ihn alles nach einem Magen-Darm-Infekt aus, der auch medikamentös behandelt wurde. Haas flog nach dem Davis-Cup-Einsatz direkt weiter zum Turnier nach Bangkok, fühlte sich jedoch immer noch nicht besser und ließ daher einige Tage später in München von Rembeck eine Blut- und Stuhlanalyse vornehmen. „Es gab keine Hinweise auf eine Gefährdung“, erklärte der Mediziner. „Keine Symptome und keine Blutveränderung liegen vor, die ein Anzeichen auf eine Vergiftung geben würden. Dieser Verdacht ist durch nichts aufrecht zu erhalten.“ Zwar müsse explizit auf eine Vergiftung hin bei einem Test untersucht werden, was im Fall von Haas nicht geschehen ist, dennoch hätten auch Leber-, Nieren- und Blutwerte keine Hinweise auf Vergiftungserscheinungen gezeigt.

Haas selbst ließ verlauten, er könne sich die Möglichkeit durchaus vorstellen: „Mir ging es wochenlang sehr schlecht.“ Seine Verdacht richtet sich gegen das Essen im Hotel: Er sei der einzige Spieler gewesen, der sich immer einen Nachtisch bestellt habe. „Da es keinen anderen von uns erwischt hat, müssen die es, wenn es stimmen sollte, dort gemacht haben.“ Haas will am Freitag nach New York fliegen, um sich auf eine mögliche Vergiftung hin untersuchen zu lassen. Auch der Tennis-Weltverband ITF hat sich inzwischen eingeschaltet. „Wir nehmen das sehr ernst“, sagte ITF-Sprecherin Barbara Travers. „Wenn es sich bewahrheitet, wäre es furchtbar. Die Untersuchungen beginnen heute, jetzt sofort.“

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