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Beim Marathon in Boston wurden vor zwei Jahren drei Menschen getötet.

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Terror-Anschläge im Sport: München, Boston – und jetzt Paris

1972 in München, 1996 in Atlanta, 2002 in Madrid, 2013 in Boston: Auch Sportveranstaltungen wurden in der Vergangenheit zum Ort terroristischer Anschläge.

Von Benjamin Apitius

Über acht Millionen Haushalte hatten am Freitagabend in Deutschland das Länderspiel gegen Frankreich eingeschaltet. Nach 20 Minuten Spielzeit wurden all jene, die sich auf einen gemütlichen Fußballabend eingestellt hatten, mit einem Mal Ohrenzeuge der ersten Detonation vor dem Stade de France in Paris. Kurz darauf folgte die zweite, wenig später wurde der französische Präsident François Hollande von seinem Tribünenplatz geführt, erste Meldungen über das, was vor dem Stadion Schreckliches passiert war, suchten sich ihren Weg durch die Reihen, in die Haushalte, in die Welt.

Nur wenig andere Ereignisse vereinen öffentliches Interesse und ein großes Publikum so sehr wie der Sport. Ein solcher Anschlag wie vor dem Stade de France, wenn auch nicht ausdrücklich gegen den Sport gerichtet, geschieht heute vor laufenden Kameras und vieler Millionen Auge. Das Fußballspiel zwischen Frankreich und Deutschland als Zielscheibe ihres Anschlags bot den Attentätern eine unmittelbare Versendung ihrer Tat – und ließ jeden Zuschauer gleichermaßen zu einem Zeugen und Betroffenen werden.

Sportveranstaltungen waren schon lange auch Anziehungspunkt für Terroristen. 1972 machte sich eine Gruppe fundamentalistischer Palästinenser die mediale Präsenz des Sports erstmals zunutze. Während der Olympischen Spiele in München wurde das Quartier der israelischen Mannschaft überfallen und elf Menschen als Geiseln genommen, von denen zwei sofort durch Schussverletzungen starben. Die Terroristen forderten die Freilassung von palästinensischen Gefangenen aus israelischer Haft und von den deutschen RAF-Mitgliedern Andreas Baader und Ulrike Meinhof, die in Stuttgart-Stammheim einsaßen. Bei einem Befreiungsversuch starben auch die restlichen neun Geiseln, dazu ein Polizist und fünf der Terroristen. Deutsche Fernsehanstalten berichteten damals live aus dem Olympischen Dorf.

2008 wurde die Rallye Dakar aus Sicherheitsgründen abgesagt

Sportveranstaltungen standen seither unter weit größerem Schutz und wurden trotzdem immer wieder zum Ort der Bedrohung. So mussten 1997 etwa die 60 000 Zuschauer des berühmtesten Pferderennens der Welt, des Grand National in Liverpool, kurz vor dem Start evakuiert werden, weil eine Bombendrohung eingegangen war. Die Veranstaltung wurde um 48 Stunden verschoben. Komplett abgesagt wurde dagegen 2008 die 30. Auflage der Rallye Dakar – aus Sicherheitsgründen und erstmals in ihrer Geschichte: „Wegen einer direkten Drohung von Terrororganisationen gegen die Rallye“, hieß es damals von Seiten der Rennleitung.

Immer wieder kam es in der jüngeren Vergangenheit aber auch zu Tragödien wie am Freitag in Paris. 1996 verübte ein Einzeltäter bei den Olympischen Spielen in Atlanta ein Bombenattentat, bei dem zwei Menschen starben. 2002 explodierten vor dem Champions-League-Spiel zwischen Madrid und Barcelona eine Autobombe vor dem Bernabeu-Stadion in Spaniens Hauptstadt. Bei dem Anschlag der baskischen Terrororganisation Eta wurden 17 Menschen verletzt.

2010 griff eine angolanische Terrorgruppe während des Afrika Cups den Mannschaftsbus der Fußball-Nationalmannschaft Togos an. Drei Menschen kamen bei dem Überfall ums Leben, Togo sagte daraufhin seine Teilnahme an der Meisterschaft ab.

Ebenfalls und zuletzt Ziel eines Anschlags wurde vor zweieinhalb Jahren der Stadtmarathon von Boston. Durch zwei Explosionen der auf der Zielgerade versteckten Sprengsätze wurden drei Menschen getötet und 264 weitere verletzt. US-amerikanische Bundesbehörden stuften den Anschlag als terroristischen Akt ein.

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