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Sport: Thomas Strunz: Bayerisches Auslaufmodell

Auch auf der Dienstreise nach London kam Thomas Strunz lediglich als Lückenfüller zum Zug. Weil Carsten Jancker und Bixente Lizarazu verletzt ausfielen, nahm Trainer Ottmar Hitzfeld den erfahrenen Abwehrspieler wenigstens als 19.

Auch auf der Dienstreise nach London kam Thomas Strunz lediglich als Lückenfüller zum Zug. Weil Carsten Jancker und Bixente Lizarazu verletzt ausfielen, nahm Trainer Ottmar Hitzfeld den erfahrenen Abwehrspieler wenigstens als 19. Mann mit zum Champions-League-Spiel des FC Bayern München bei Arsenal London. An seinem Status ändert das nichts: Strunz ist in München ein Auslaufmodell.

"Ich bin jetzt hier in London, gebe mein Bestes, und alles andere ergibt sich. Für mich zählen die Fakten, über alles andere mache ich mir keine Gedanken", beschrieb Strunz nüchtern seine Lage. Seit einem klärenden Gespräch mit Hitzfeld vor zwei Monaten weiß der 41-malige Nationalspieler, dass für ihn beim FC Bayern spätestens am Saisonende Schluss sein wird. Der Vertrag wird nicht verlängert.

Vor vier Jahren markierte London noch den Höhepunkt der Karriere. Im Wembley-Stadion wurde Strunz Europameister, spielte im Finale gegen Tschechien 90 Minuten durch. "Das weiß doch keiner mehr, dass ich dabei war", bemerkte er scherzhaft. Unvergesslich gemacht hat ihn vermutlich eher der frühere Bayern-Trainer Giovanni Trapattoni mit seinem legendären Wutausbruch ("Was erlauben Struuuuunz?").

Schnee von gestern: Jetzt ist der 32-Jährige auf Vereinssuche. Sein Berater Heinz Gruler sondiert den Mark, nachdem ein Wechsel zum 1. FC Köln platzte, weil die Rheinländer nur einen Vertrag bis zum Saisonende anboten. "Ich war nicht bereit, für ein halbes Jahr mit der Familie umzuziehen", erklärte Strunz. Bei der Zukunftsplanung hat er klare Prinzipien ("Ich werde mich nirgendwo anbiedern") und konkrete Vorstellungen: "Das Finanzielle, Sportliche und die Lebensart müssen stimmen." Nach insgesamt 235 Bundesligaspielen für den MSV Duisburg, VfB Stuttgart und Bayern München ist auch das Ausland nicht tabu. "Die Kinder sind klein, gehen noch nicht in die Schule. Das wäre kein Problem", sagte Strunz.

Erst vor zwei Wochen ist er zum dritten Mal Vater geworden. Und Thomas junior hält den Papa mehr auf Trab als der Fußball. Denn fünf Bundesligaspiele und zwei Kurzeinsätze in der Champions League sind für den früheren Leistungsträger eine magere Bilanz. Seit Strunz über seine Zukunft Klarheit hat, wechselte ihn Hitzfeld in der Bundesliga nur noch einmal ein. "Die Probleme sind aber nicht darin begründet, dass ich zum Trainer gegangen bin", glaubt Strunz: "Wichtig für mich war zu wissen, was Sache ist. Der Trainer weiß, dass ich weiterhin alles geben werde."

Die schleichende Ausmusterung hatte sich schon seit längerem angekündigt. Im vergangenen Jahr fiel er nach einer Knie-Operation monatelang aus. Immer wieder warfen Strunz Verletzungen zurück. "Es ist schwer, nach einer langen Pause wieder den Anschluss zu finden", bemerkte Hitzfeld. Hier widerspricht Strunz: "Das hat nichts mit den Verletzungen zu tun. Vor der Saison wurden zwei Spieler geholt, die meine Positionen spielen." Nämlich Willy Sagnol und Ciriaco Sforza. "Es ist klar, dass neue Spieler erst einmal spielen und das Vertrauen des Trainers haben", betonte Strunz. Für ihn ist da kein Platz mehr.

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