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Sport: Tiger und Viper

Nein, der Ball ist ihm in der wahrscheinlich meisterschaftsentscheidenden 61. Minute in Bochum nicht einfach nur, wie er lachend sagt, „auf den Kopf gefallen“.

Nein, der Ball ist ihm in der wahrscheinlich meisterschaftsentscheidenden 61. Minute in Bochum nicht einfach nur, wie er lachend sagt, „auf den Kopf gefallen“. So viel fröhliche Bescheidenheit ehrt Mario Gomez. Aber der 21-jährige Stürmer des VfB Stuttgart hat bei seinem ersten Ballkontakt nach neun Wochen Verletzungspause schon wieder weit mehr getan, als nur den Kopf hinzuhalten. Tore wie dieses, das Stuttgart nach dem 1:2-Rückstand wieder zurückholte, taugen ohnehin zur Legende. Doch die Wahrheit verrät hier mehr als die Dichtung. Gomez ist im genau richtigen Moment in den Strafraum gestartet und hat eine eher zu steil geschlagene Flanke vorausstürzend per Hechtkopfball und gegen die Flugrichtung des Torhüters ins Netz gewuchtet.

So blitzte beim Stuttgarter Glücksfall auf, was bei Gomez alles andere als Zufall ist. „Super-Mario“ verbindet ja nicht einfach nur Athletik und Technik oder spanisches Temperament mit Schwabenwitz. Dieser deutsche Jungnationalspieler verheißt vielmehr, was dem hiesigen Fußball ziemlich lange gefehlt hat. Vom Typ und vom Talent her ist er wieder ein echter Mittelstürmer. Schnell, instinktsicher, torgefährlich agil – und dabei mit einer ganz anderen Körpersprache und Ausstrahlung begabt als, sagen wir: Klose oder Kuranyi. Die sind beide sehr formanfällige Stimmungsspieler. Mal Klasse, mal Flasche. Auch Podolski verkörpert nicht die vitale Mittelstürmer-Mischung aus Tiger und Viper, hat wenig von einem Rooney oder Inzaghi. Gomez dagegen ist der Typ des mitreißenden, aufreißenden Goalgetters. Und könnte so ein Mitglied in der Reihe der legendären deutschen Zentralgestirne werden. Nachfolger dann von Seeler, Müller, Fischer, Völler und, ein bisschen, Klinsmann. Das ist mehr als nur: auf den Kopf gefallen.

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