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Cottbus

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Titelkampf/Abstiegskampf: Wolfsburg stolpert in Cottbus

Wolfsburg hat mit einem 0:2 in Cottbus die Chance verpasst, den Vorsprung an der Spitze zu vergrößern. "Unsere Stürmer haben nicht ihren besten Tag erwischt", sagte Trainer Magath. "Die hatten Ladehemmung. Warum, weiß ich nicht."

Von Karsten Doneck, dpa

Der Rekord lag greifbar nahe. Elf Siege hintereinander - das hat im Verlauf einer Saison in der Fußball-Bundesliga noch keine Mannschaft geschafft. Beim Erreichen der neuen Bestmarke konnte für Tabellenführer VfL Wolfsburg am Sonntagabend eigentlich nichts schief gehen. Schließlich war Energie Cottbus der Gegner, der Tabellenvorletzte. Da diskutiert man dann im Vorfeld schon mal eher über die Höhe des zu erwartenden Wolfsburger Sieges.

2:0 (0:0) endete das Spiel im Cottbuser Stadion der Freundschaft - und der Bundesliga-Rekord blieb unangetastet. Mit einer hochkonzentrierten Vorstellung und einem überragenden Gerhard Tremmel im Tor ging nämlich der FC Energie überraschend als Sieger vom Platz.

"Es passte einfach alles", jubelte der Cottbuser Trainer Bojan Prasnikar nach dem Abpfiff und ergänzte: "Auf den Wolfsburgern lastete  viel Druck, das war vielleicht ganz gut für uns."

Der VfL Wolfsburg mag sich damit trösten, dass er trotz der Niederlage Spitzenreiter bleibt. Aber der Vorsprung auf Verfolger Hertha BSC beträgt jetzt nur noch zwei Punkte. Felix Magath schert das Tabellenbild wenig. "Für uns geht es um den fünften Platz, und da sehen wir doch noch ganz gut aus", stellte der Wolfsburger Trainer ganz trocken fest. Dass seiner Mannschaft der elfte Sieg in Serie verwehrt blieb, dafür fand Magath einen triftigen Grund. "Wir hatten eine Reihe sehr guter Chancen, es ist uns aber nicht gelungen, die zu nutzen", sagte er.

Die Wolfsburger waren vor 15.750 Zuschauern in Cottbus   erwartungsgemäß die von der Spielanlage her reifere Elf. Doch die Offensivkräfte entwickelten in Nähe des gegnerischen Strafraums einen Hang zu Unkonzentriertheiten. "Unsere Stürmer haben nicht ihren besten Tag erwischt. Die hatten Ladehemmung. Warum, weiß ich nicht. Das ist halt manchmal mal so", sagte Magath.

Den beiden VfL-Stürmern Grafite und Edin Dzeko, die zusammen in dieser Saison schon 38 Tore erzielt haben und damit weitaus mehr als die gesamte Cottbuser Mannschaft, gelang in der Tat wenig bis gar nichts. Dabei bekam jeder von den beiden während der  90 Minuten durchaus die Gelegenheit, sein Trefferkonto  aufzubessern. Doch bei seiner besten Chance in der ersten Halbzeit trat Grafite den Ball überhastet und reichlich unkontrolliert über das Cottbuser Tor. Sein Kollege Dzeko hatte seine aussichtsreichste Szene nach einem Fehler des Cottbusers Cagdas Atan kurz nach der Pause, doch Torwart Gerhard Tremmel verhinderte mit der Fußspitze einen Rückstand.

"Wir brauchen im Abstiegskampf Herz, Leidenschaft und Wille", hatte Bojan Prasnikar seinen Spielern vorab gepredigt.  Solche Wünsche blieben nicht ungehört. Bei den Cottbusern war jedenfalls deutlich die Absicht zu erkennen, die nach der 0:4-Pleite bei Schalke 04 zuletzt über die Maßen ergrimmten Fans schnell wieder zu versöhnen. Da wurde  nach Leibeskräften gerannt, gekämpft, gegrätscht,  Energie entwickelte dadurch eine  Wucht, die den Tabellenführer nicht unbeeindruckt ließ. Ihre wenigen Torchancen spielten sich die Lausitzer nicht heraus, sie wurden - im wahrsten Sinne des Wortes - erarbeitet.

Der Lohn für den aufopferungsvollen Einsatz stellte sich spät ein. Dimitar Rangelow gelang 18 Minuten vor dem Ende per Kopf das 1:0, sein neunter Saisontreffer. Und Ervin Skela erhöhte kurz vor Schluss zum 2:0-Endstand. "Wir haben abgewartet, den Gegner kommen lassen und dann am Ende selbst zugeschlagen", analysierte Gerhard Tremmel, Torwart des FC Energie, das lebhafte Spiel.

Durch den Sieg stieß Energie Cottbus auf den Nicht-Abstiegsplatz 15 vor. Kein Grund indes, sich schon zurückzulehnen. "Wir haben noch ein schweres Programm. Wir werden bis zur letzten Runde im Abstiegskampf stecken", kündigt Prasnikar noch mehr Schwerarbeit an. Bei ähnlichen Leistungen wie gegen Wolfsburg kann der FC Energie dann aber auch wieder auf den vorbehaltlosen Rückhalt seiner ehedem erbosten Fans bauen.

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