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Sport: Tonga trauert

… und die Fifa jubelt, weil es bei 32 WM-Teams bleibt

Paris. Ein Anliegen aus Südamerika hätte die Führung des Fußball-Weltverbandes Fifa beinahe gespalten. Die Gaucho-Fraktion hatte die Teilnehmerzahl bei der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland von 32 auf 36 aufstocken wollen und damit helle Aufregung bei der Fifa-Exekutive in Paris ausgelöst. Auf der einen Seite standen dessen Präsident Joseph Blatter und die Deutschen als Veranstalter der WM 2006, auf der anderen die Südamerikaner. Künftig kommen bei 32 Teams – wie gehabt – die acht Gruppenersten und -zweiten weiter. Sportlich eine klare Sache. Bei 36 Teams und 9 Vorrunden-Gruppen wären neben den Ersten sieben von neun Zweiten ins Achtelfinale eingezogen. Der Wettbewerb wäre unübersichtlich und für Manipulationen geöffnet worden.

Dagegen hatten sich die Südamerikaner gewehrt. Sie verlangten Kompensation, weil man ihnen kurz vor Weihnachten das Startrecht für einen festen fünften WM-Vertreter entzogen hatte. Dabei hatte es sich nur um einen halben WM-Platz gehandelt, um das Recht eines südamerikanischen Teams, gegen den Gewinner aus der ozeanischen Qualifikationsgruppe um die WM-Teilnahme zu kämpfen – ein Duell, das die Südamerikaner bislang stets gewannen. Blatter hatte Ozeanien im Winter einen festen Platz garantiert. Man müsse Entwicklungsländern einen Anreiz setzen, hatte er gesagt.

Elf Argumente gegen Ozeanien

Doch nun bleibt alles, wie es war. Dass die versammelte Fußballgemeinde von Australien, Neuseeland, Amerikanisch Samoa sowie einiger weiterer polynesischer Inseln nun beleidigt ist so wie Endass Ahongalu Fusimalohi und Basil Scarsellla, kümmerte niemanden. Der Fifa-Mann aus Tonga und der australische Kongress-Beobachter verließen den Saal nach der Abstimmungs-Niederlage (1:22). Ganz schuldlos waren die Funktionäre mit der weitesten Anreise aber nicht an dem Desaster. Die Kicker aus Neuseeland präsentierten sich gegen Japan, Kolumbien und Frankreichs Reserve äußert schwach, die Torbilanz von 1:11 beschönigt sogar noch die bescheidenen Auftritte beim Konföderationen-Cup. „Wer so spielt, hat kein Recht auf einen WM-Platz", sagte Conmebol-Chef Leoz (Paraguay).

Womöglich aber geistert schon wieder eine neue Idee durch Blatters Kopf, womit er seine Freunde aus Ozeanien trösten könnte. 2005 wird nämlich nicht nur der nächste Konföderationen-Cup in Deutschland ausgetragen, sondern zum ersten Mal gibt es eine Klubweltmeisterschaft. Weil Europa mit dem Turnier in Deutschland schon belegt ist im Fifa-Veranstaltungsplan, bieten sich für das neue Event zwei Standorte: In Japan und bei dessen WM-Partner in Südkorea gibt es genügend schöne Stadien. Zudem gieren die Top-Klubs aus Europa nach diesem Markt. Wenn die zwölf Mannschaften, jeweils die zwei besten jeder Konföderation, aber nach Australien und Neuseeland kämen, könnten sie dort als Entwicklungshelfer auch eine politische Mission erfüllen.

Martin Hägele

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