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Augen zu und durch. Nationalspieler Paul Drux und die Füchse Berlin können in den nächsten Wochen viel gewinnen, aber auch viel verlieren.

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Topspiel in der Handball-Bundesliga: Füchse Berlin fahren selbstbewusst zum THW Kiel

Die Füchse Berlin können in den nächsten Wochen viel gewinnen, aber auch viel verlieren. Zum Auftakt der entscheidenden Phase treten sie am Sonntag beim THW Kiel an.

Nach fast drei Jahrzehnten in Deutschland hat sich Velimir Petkovic ein Netzwerk aus Freunden, Wegbegleitern und Journalisten aufgebaut, von dem jüngere Kollegen nur träumen können. Überall hat der Handball-Trainer der Füchse Berlin seine kleinen Vögelchen positioniert, von Flensburg bis Göppingen zwitschern sie ihm verlässlich die neuesten Gerüchte und Wendungen.

Da ist es nur logisch, dass sich Petkovic vor dem Bundesliga-Topspiel am Sonntag beim THW Kiel (15 Uhr, live bei Sport1) in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt umgehört hat – mit recht überraschenden Erkenntnissen. „Beim THW schlafen sie im Moment nicht ruhig, sie haben großen Respekt vor uns“, will Petkovic erfahren haben. Aber von wem eigentlich genau? „Sichere Quelle, ich kann mich auf meine Spione verlassen“, sagt der 60-Jährige und grinst. „Die reden schon darüber, was passiert, wenn sie gegen die Füchse verlieren.“

Im Hinspiel waren die Füchse noch chancenlos

Diesen Fall vorausgesetzt, würden die Berliner (44:12 Punkte) nämlich zumindest für den Moment am deutschen Rekordmeister (45:11) vorbeiziehen und jenem Ziel ein großes Stück näherkommen, das Petkovic bei Dienstantritt im Dezember recht forsch ausgegeben hat: der Qualifikation für die Champions League. Seit vier Jahren waren die Füchse nicht im renommiertesten Europapokal- Wettbewerb vertreten, in dieser Zeit mussten sie stets mit dem eher zweitklassigen EHF-Cup Vorlieb nehmen – jetzt stehen die Chancen, Tabellenrang drei und damit eine Wildcard für die Qualifikationsrunde zu erobern, allerdings so gut wie seit langer Zeit nicht mehr.

Das hängt einerseits mit den schwankenden Leistungen des THW zusammen. Nach dem Sieg im DHB-Pokal Anfang April fiel die Mannschaft von Trainer Alfred Gislason in der Bundesliga in ein Loch und ließ geradezu sensationell Punkte an Orten liegen, an denen die Kieler sonst nie Punkte liegen lassen. Andererseits zeigten die Norddeutschen in der heimischen Ostseehalle auch herausragende Leistungen, etwa im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Topfavorit FC Barcelona. „Sie haben so viele gute Spieler, dass sie immer einen raushauen können“, sagt Petkovic.

Wie trügerisch die Annahme sein kann, den Abstand zu den Spitzenteams verkürzt zu haben, mussten die bis dato verlustpunktfreien Füchse im Hinspiel schmerzlich erfahren, als sie vor heimischer Kulisse chancenlos gegen den THW waren. Allerdings fehlten ihnen damals in Fabian Wiede und Kent Robin Tönnesen nicht nur zwei Leistungsträger, sondern auch alle in Frage kommenden Linkshänder für die Position im rechten Rückraum. Das vermeintliche Spitzenspiel verkam so zu einem ungleichen Duell.

Dem THW fehlt in Spielmacher Duvnjak sein bester Mann

Vor dem Rückspiel haben sich die Vorzeichen verkehrt. Den Kielern fehlt ihr mit Abstand bester Mann, Spielmacher Domagoj Duvnjak (Knie-OP). Die Berliner reisen dagegen in Bestbesetzung in den hohen Norden, alle Nationalspieler sind ohne Verletzungen oder Blessuren aus der Länderspielpause zurückgekehrt. „Ich bin froh, dass alle an Bord sind“, sagt Petkovic, „denn es ist ja bekannt, dass in den nächsten zwei, drei Wochen die großen Entscheidungen fallen.“ Nach dem Spitzenspiel in Kiel treten die Füchse am kommenden Wochenende beim Finalturnier um den EHF-Cup an. Innerhalb weniger Tage können sie also viel gewinnen, aber auch viel verlieren. „Noch haben wir gar nichts erreicht“, betont Petkovic, „wer mich kennt, der weiß, dass ich mich nicht mit Kleinigkeiten zufrieden gebe.“ Davon können auch die Vögelchen von Flensburg bis Göppingen ein Lied singen.

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