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Sport: Tore mit Geduld

Die Eisbären gewinnen das erste Spiel um die Eishockey-Meisterschaft 5:2 und wollen heute den Matchball vorbereiten

Berlin. Rich Chernomaz hatte alles versucht. Jedenfalls alles, was ein Trainer zur Motivationshilfe während eines Spiels so in seinem Repertoire hat. Chernomaz hatte auf seine Spieler eingeredet, mit den Armen rudernd Emotion und Erregung gezeigt, über den Schiedsrichter geschimpft – und dann hatte Chernomaz doch resigniert. Die letzten fünf Minuten des ersten Finalspiels um die deutsche Eishockey-Meisterschaft erlebte er regungslos auf der Bank seiner Frankfurt Lions. Der Coach sehnte das Ende eines für ihn so betrüblichen Betriebsausflugs herbei, während auf der anderen Spielerbank im Sportforum ein Trainer zufrieden lächelte. Pierre Pagé freute sich zu Recht. Seine Eisbären hatten gesiegt, in überzeugender Manier die chancenlosen Lions 5:2 bezwungen

Es war der erste von drei Siegen, die die Berliner hinter sich bringen müssen, auf dem Weg zum größten Erfolg ihrer Vereinsgeschichte. In der nach dem Modus Best of five gespielten Finalserie führen sie 1:0, bereits heute kann beim zweiten Spiel in Frankfurt ein weiterer Schritt Richtung Titel erfolgen. Wenn die Berliner so bestimmt und konzentriert auftreten wie beim 5:2, stehen ihre Chancen in der Frankfurter Halle am Ratsweg nicht schlecht. Denn am Donnerstag entstand der Eindruck, dass die Frankfurter Spieler – im Gegensatz zu ihrem Trainer – noch nicht im Finale angekommen sind. Die fünf Spiele lange Halbfinalserie gegen Hamburg hat Kraft gekostet. Physisch sowieso, und vielleicht haben sie sich in Frankfurt zu sehr darüber gefreut, überhaupt dabei sein zu dürfen, in der Endspielserie.

Über den Sieger des ersten Spiels gab es von der ersten Minute an jedenfalls keine Zweifel. Frankfurt wirkte uninspiriert, hatte dem Offensivdrang der Eisbären schon im ersten Drittel nichts entgegenzusetzten. Nur mit dem Toreschießen taten sich die Berliner schwer. Aber sie hatten Geduld, warteten auf Fehler des Gegners: Das 1:0 für Berlin durch den überragenden Micki Dupont fiel, als der Frankfurter David Sulkovsky auf der Strafbank saß. Es sollte das erste von fünf Überzahltoren der Eisbären sein. Und da lag der Fehler der Frankfurter, mit der Disziplin nahmen sie es nicht so genau, worüber ihr Manager Lance Nethery erstaunt war. „Man spielt hier gegen die Mannschaft mit dem weitaus besten Powerplay in der Liga, da muss man disziplinierter sein.“

Netherys Trainer war ähnlicher Meinung, kritisierte aber die Leistung von Schiedsrichter Willi Schimm. Der Unparteiische hatte den Eisbären im letzten Drittel eine 5:3-Überzahl gestattet, die Berliner nutzten sie zum vorentscheidenden 3:1 durch Rob Shearer. Chernomaz konnte das nicht fassen. „Unmöglich“ sei zumindest die Hinausstellung von Sebastian Klenner gewesen. Nethery sah es anders. So nach dem Motto, lasst mir doch meinen Trainer zufrieden. „Es ist sein Job, dass er sich auch mal aufregt.“ Nein, am Schiedsrichter habe es nicht gelegen, die Berliner seien einfach zu überlegen gewesen, meinte der Manager.

Da hatte natürlich auch der Taktiker Nethery gesprochen, der hatte den Gegner aus Kalkül hochgejubelt. Vermutlich vergeblich. In Sicherheit wähnt sich bei den Eisbären trotz des ersten Erfolges niemand. In Gedanken waren die Berliner Spieler am Donnerstagabend schon in Frankfurt. „Wir werden alles dafür tun, das Spiel am Samstag zu gewinnen“, sagte ihr Kapitän Ricard Persson. Der Schwede erwartet für heute eine offensive Frankfurter Mannschaft. „Aber wir haben genug Mittel, um dagegenzuhalten.“

Premiere übertragt das zweite Finalspiel ab 18.30 Uhr live; RBB zeigt um 24 Uhr eine Zusammenfassung

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