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Sport: Torlos glücklich

Hertha freut sich über das Remis in Stuttgart – doch am Mittwoch im Pokal muss das Team besser sein

In der hektischen Schlussphase des Bundesligaspiels zwischen Hertha und dem VfB Stuttgart geht sein Debüt fast unter. Zu hoch ist der Druck auf die Berliner, zu wichtig ein Erfolg beim Tabellenzweiten nach den beiden Niederlagen gegen Mainz und Schalke. Und trotzdem ist die Einwechslung des 18 Jahre alten Christopher Schorch eine Viertelstunde vor Schluss keine unwesentliche. Es steht 0:0, Schorch soll den quirligen Ludovic Magnin stoppen. Schorch hat nicht eine Sekunde Erfahrung in der Bundesliga, aber Trainer Falko Götz muss ihn mangels Alternativen bringen. „Wir wussten natürlich nicht, wie er reagieren wird“, sagt Götz später. „Das hat er gut gemacht.“ Die Verteidigung bleibt stabil, Hertha gewinnt einen Punkt. „Den haben wir uns redlich verdient“, meint Götz.

Auch Christopher Schorch ist nach dem Spiel glücklich. „Ich habe es genossen, vor so vielen Menschen zu spielen“, sagt er. „Aber eine Viertelstunde macht mich noch nicht zu einem Bundesligaspieler.“ Schorch wird noch mehr bringen müssen, der Freitagabend war erst ein Anfang für den „ganz hoch Talentierten“ (Manager Dieter Hoeneß). Für Hertha sollte das Spiel in Stuttgart ebenfalls nur ein Auftakt gewesen sein. Ein 0:0 wird am Mittwoch im DFB-Pokal nicht reichen. Und bei einer Niederlage könnte der kleine Erfolg vom Freitag rasch verblassen. Denn der nächste Gegner in der Bundesliga heißt Bayern München.

Die Berliner wollen die Erfahrung, gegen den zuletzt durch die Liga rauschenden Tabellenzweiten mithalten zu können, positiv nutzen. „So kann und muss man hier vielleicht sogar spielen“, sagt Hoeneß. Große Veränderungen sind im Hinblick auf Mittwoch nicht zu erwarten. Einzig der am Freitag gesperrte Kapitän Arne Friedrich wird zurückkehren in die Startformation und auf der rechten Seite Jerome Boateng ersetzen. Von ihrem Anspruch, in dieser Saison offensiv aufzuspielen, haben sich die Berliner zumindest vorübergehend verabschiedet, gegen Stuttgart war Marko Pantelic einziger Stürmer. In dieser entscheidenden Saisonphase, auf dem sechsten Platz in der Bundesliga und im Viertelfinale des DFB-Pokals, zählt für Hertha ausschließlich der Erfolg. Die Mittel scheinen egal zu werden. Aber wird das reichen für einen Sieg am Mittwoch?

Die Statistiker haben 30 Schüsse der Stuttgarter in Richtung Tor gezählt, Hertha schaffte gerade fünf. Auf das Tor flog ein von den Berlinern getretener Ball nicht ein einziges Mal. Seine Mannschaft müsse am Mittwoch etwas zielstrebiger spielen, sagt Hoeneß: „Wir waren manchmal ein bisschen zu umständlich, haben zu viele Ballkontakte gehabt.“ Herthas Mittelfeld spielte den Ball selbst nach schnellen Eroberungen häufig zurück in die Abwehr. Es war auffällig, wie zögerlich Hertha aufrückte. Stuttgarts Sportdirektor Horst Heldt sieht hier den Schlüssel für das Pokalspiel. „Die kantigen Innenverteidiger der Berliner räumen alles ab, wenn sie direkt vor dem eigenen Strafraum stehen“, sagt Heldt. Im K.o.-Spiel erwartet er eine offensivere Abwehr der Berliner: „Hin und wieder werden sie Richtung Mittellinie gehen müssen. Dann kommt die Schnelligkeit unserer Stürmer zur Geltung.“

Christopher Schorch wird am Mittwoch, wenn überhaupt, auf der Bank Platz nehmen. Das wäre für ihn kein Rückschritt. Vor zwei Wochen, während Hertha im Olympiastadion gegen den HSV spielte, verkaufte Schorch noch Hertha-Devotionalien im Fanshop. Er macht eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann. Schorch erklärt: „Wenn ich nicht spiele, warum soll ich nicht arbeiten?“

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