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Hinten hui, vorne... Unions Mannschaft um Baris Özbek (unten) mangelt es an Ideen.

© dpa

Torsten Mattuschka nur auf der Bank: Dem 1. FC Union Berlin fehlt es an Kreativität

Der 1. FC Union präsentiert sich defensiv stabil – offensiv aber fehlt ein herausragender Individualist. Der Gewöhnungsprozess an das neue 3-5-2-System von Trainer Norbert Düwel ist längst noch nicht abgeschlossen.

Ganz leicht nur, mit einer Mischung aus Faust und flacher Hand, schlug Norbert Düwel auf das Dach über der Ersatzbank. Unions Trainer blies kurz die Backen auf, atmete aus und widmete sich dann wieder gestikulierend dem Spielgeschehen. Die Szene ereignete sich am Freitagabend kurz vor Spielende zwischen dem 1. FC Union und Fortuna Düsseldorf. Glücklich sah Düwel in diesem Moment nicht aus. Sein Gesichtsausdruck stand im Kontrast zu dem, was er später von sich gab. Er sei durchaus zufrieden mit dem Spiel seiner Mannschaft und dem 1:1, sagte Düwel.

Wahrscheinlich war das nur die halbe Wahrheit. Das zweite Unentschieden im zweiten Pflichtspiel unter seiner Verantwortung dürfte Düwel nicht sonderlich gefallen haben, weil seine Mannschaft das Spiel auch hätte gewinnen können. Vor allem die Leistung in der zweiten Halbzeit war eine ansprechende. Auf dem Papier liest sich die Bilanz trotzdem wenig zufriedenstellend. Nur zwei von möglichen sechs Punkten haben die Berliner zum Start geholt. Kurios: Es ist die beste Ausbeute des 1. FC Union seit Jahren. Darauf angesprochen, verweigerte Düwel einen Kommentar. Er will sich so früh in der Saison noch nicht an Zahlenspielen beteiligen. Viel lieber sprach er darüber, was seine Mannschaft alles gut gemacht hatte. „In Karlsruhe haben wir defensiv überzeugt, gegen Düsseldorf offensiv“, sagte er.

Aus dem Spiel heraus fehlte es oft an Ideen und Kreativität

Das war, auch hier, nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich hatte Union die Düsseldorfer nach einer guten Anfangsphase auch in der zweiten Halbzeit oft unter Druck setzen können. Viele Torchancen resultierten aber aus Standardsituationen. So fiel auch der Ausgleich durch Damir Kreilach nach einem Eckball. Aus dem Spiel heraus fehlte es oft an Ideen und Kreativität.

Düsseldorfs Heinrich Schmidtgal sagte dazu: „Ich glaube, wir hätten das Spiel auch gewinnen können. Außer den Standardsituationen haben wir nicht viel zugelassen.“ Keine drei Meter neben ihm stand Unions Verteidiger Fabian Schönheim und sagte: „Düsseldorf ist mit dem Punkt sicher gut bedient. Wir hätten das Spiel eigentlich gewinnen müssen.“

So unterschiedlich waren die Meinungen, und doch lief keine Partei Gefahr, sich unglaubwürdig zu machen. Beide Mannschaften hätten tatsächlich die drei Punkte einfahren können. Düsseldorf traf zweimal Aluminium. Union scheiterte immer wieder am überragenden Michael Rensing im Tor der Fortuna.

Mattuschka dürfte unter Düwel keine Perspektive mehr haben

Es ist noch zu früh in der Saison, um mit dem Auftakt der Berliner zu hadern. Karlsruhe und Düsseldorf wurden vor dem Start von vielen Experten zu den Mannschaften gezählt, die um den Aufstieg in die Bundesliga mitspielen werden. Union ist hingegen noch nicht so richtig in der Saison angekommen, obwohl die Mannschaft gute Ansätze zeigt.

Trotz der guten Vorbereitung ist der Gewöhnungsprozess an das neue 3-5-2-System von Düwel längst noch nicht abgeschlossen. Wie erwartet verleiht es der Mannschaft in der Defensive Stabilität. Union kommt bisher als gut organisiertes Kollektiv daher, offensiv fehlt aber ein herausragender Individualist. Torsten Mattuschka dürfte unter Düwel keine Perspektive mehr haben. Gegen Düsseldorf blieb der langjährige Kapitän die komplette Spielzeit über draußen. Auch als seine Mannschaft nach mehr als einer Stunde noch immer in Rückstand lag, war er keine Option. Düwel wirkt fest entschlossen, den 1. FC Union erneuern zu wollen. Das es dabei offensiv noch etwas holprig zugeht, nimmt er in Kauf.

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