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Muss sich in der Torwartfrage entscheiden: Markus Babbel.

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Torwart-Entscheidung: Babbel und Herthas letzte Männer

Vor dem Spiel gegen FSV Frankfurt hat Hertha-Trainer Markus Babbel ein Torwart-Problem: Er muss sich zwischen Marco Sejna und Sascha Burchert entscheiden.

Berlin - Hans Meyer, der frühere Trainer von Hertha BSC, ist einmal für einen Spruch geehrt worden, den er selbst für ziemlich banal gehalten hat. Fußball, so hat Meyer gesagt, sei in schöner Regelmäßigkeit immer wieder das Gleiche. Das erfährt derzeit auch die Berliner Hertha. Vor einem Jahr fiel ihr damaliger Stammtorhüter Jaroslav Droby mehrere Wochen aus; am Donnerstag nun erreichte den Fußball-Zweitligisten die Nachricht, dass er einen guten Monat auf Torhüter Maikel Aerts verzichten muss. Aerts selbst ist gestern in seine Heimat Holland gereist, um sich dort behandeln zu lassen. Eine Operation ist vorerst nicht vorgesehen.

Vor einem Jahr hatte Lucien Favre im Tor nur die Wahl zwischen zwei jungen, unerfahrenen Ersatzleuten, Markus Babbel kann dagegen eine strategische Entscheidung treffen: Setzt er auf Marco Sejna, einen Torhüter mit reichlich Erfahrung, oder doch lieber auf den jungen Sascha Burchert, der bei Hertha als Mann der Zukunft geführt wird? „Egal für wen der Trainer sich entscheidet, ich bin überzeugt, dass er einen guten Job machen wird“, sagt Herthas Manager Michael Preetz.

Sejna oder Burchert? Wer im Hertha-Tor steht, wird erst unmittelbar vor dem Spiel beim FSV Frankfurt (13 Uhr, live bei Sky) bekannt. Ähnlich verhält es sich mit dem Einsatz des zuletzt angeschlagenen Christian Lell, der aber wohl spielen kann. „Wir sind gut aufgestellt“, sagt Herthas Torwarttrainer Christian Fiedler, „besser als vor einem Jahr.“ Die Berliner haben aus den Erfahrungen gelernt, die sie in der vergangenen Saison machen mussten. „So etwas muss ich nicht nochmal haben“, sagt Preetz. Vor einem Jahr standen als Ersatz für den verletzten Drobny nur Burchert, damals 19 Jahre alt, und Christopher Gäng, 21, zur Verfügung. Favre entschied sich für Burchert, verpflichtete dann aber kurzfristig den vereinslosen Timo Ochs, der sich jedoch gleich in seinem zweiten Einsatz verletzte. Burchert musste erneut ran, er kassierte gegen den Hamburger SV zwei unglückliche Gegentore und wurde anschließend in Verkennung der Tatsachen als „Torwart-Trottel“ verspottet. „Damit hat er schon gewisse Zeit zu tun gehabt“, sagt Karsten Heine, der Trainer von Herthas U-23-Mannschaft. „Aber für meine Begriffe hat er das sehr gut weggesteckt.“ Heine kann Burcherts Leistungsstand derzeit wohl am besten beurteilen, weil der Torhüter in dieser Saison bei allen neun Spielen der Regionalliga-Mannschaft im Tor gestanden hat. „In den letzten Spielen hat er klar an Stabilität gewonnen“, sagt Heine.

Trotzdem gilt der Routinier Sejna, 38, als Favorit für die Rolle als Vertreter des verletzten Aerts. Was auch daran liegt, dass er in den bisherigen Saisonspielen immer als Ersatzmann auf der Bank gesessen hat. Allerdings lässt sich eine klare Hierarchie – Sejna die Nummer 2, Burchert der dritte Torhüter – daraus nur bedingt ableiten. „Wir haben uns bei der Planung schon was gedacht“, sagt Christian Fiedler. Burchert hat in den vergangenen Jahren nur selten regelmäßig gespielt, deshalb soll er in Herthas zweiter Mannschaft die notwendige Praxis sammeln. „Es ist wichtig, dass er kontinuierlich durchspielt“, sagt Herthas Torwarttrainer. Das hat auch sein Chef Markus Babbel so gesehen, der während seiner Trainerzeit in Stuttgart eine ähnliche Erfahrung gemacht hat. Mit Sven Ulreich gab es ebenfalls einen jungen Torwart, der perspektivisch zur Nummer eins aufgebaut werden sollte. Doch erst als Ulreich permanent in der U 23 des VfB zum Einsatz kam, „hat er sich wesentlich weiterentwickelt“.

Mit 38 Jahren ist Marco Sejna, der älteste Zweitligaspieler dieser Saison, nicht nur am Ende seiner Entwicklung angelangt, sondern auch auf der Zielgeraden seiner Profikarriere. In diesem Sommer ist er zu dem Verein zurückgekehrt, bei dem vor 20 Jahren alles begonnen hat. Laut Fiedler bringt Sejna Ruhe und Erfahrung mit, er kennt die Situation, die ihm jetzt in Frankfurt bevorstehen könnte. „Er ist immer mal wieder ins kalte Wasser geworfen worden“, sagt Fiedler, zuletzt in der vorigen Saison beim Drittligisten FC Ingolstadt. „Da hat er fantastisch gespielt und einen erheblichen Anteil daran gehabt, dass Ingolstadt aufgestiegen ist.“

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