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Tour de France: Degenkolb verpasst Etappensieg

Radprofi John Degenkolb bleibt der erste Etappensieg bei der Tour de France weiter verwehrt. Im strömenden Regen von Bergerac musste sich der Thüringer mit Platz zwei begnügen. Es siegte Navardauskas.

Bei Donnergrollen und sintflutartigen Regenfällen sind die Hoffnungen von John Degenkolb auf seinen ersten Tour-Etappensieg weggespült worden. Nach dem Abschied aus den Pyrenäen erlebte der Thüringer ein bitteres Déjà-vu. Wie schon auf der elften Etappe sprintete Degenkolb auch auf dem drittletzten Teilstück der 101. Frankreich-Rundfahrt auf den zweiten Platz.

Diesmal musste er Ausreißer Ramunas Navardauskas aus Litauen den Vortritt lassen. Den dritten Platz belegte am Freitag in Bergerac nach 208,5 Kilometern unter teils schwierigen Witterungsverhältnissen der Norweger Alexander Kristoff.

Das Gelbe Trikot des designierten Toursiegers Vincenzo Nibali, der nach seiner Klettershow im Gebirge in der Heimat euphorisch gefeiert wurde, war auf der Flachetappe durch die Weinberge der Dordogne nicht mehr in Gefahr, wurde aber bei den teils heftigen Regenschauern gehörig durchnässt. Nur noch 191,5 Kilometer trennen den 29-jährigen Sizilianer vom größten Erfolg seiner Karriere und dem ersten italienischen Toursieg seit Marco Pantani 1998. Nibali liegt in der Gesamtwertung komfortable 7:10 Minuten vor dem Franzosen Thibaut Pinot.

Auch wenn es diesmal noch nicht klappte, wollen Degenkolb, Marcel Kittel und Co. ihre „Tour d'Allemagne“ mit weiteren Etappensiegen noch krönen und für ein „superdeutsches Wochenende“ sorgen, wie Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin betonte. Für den 29-Jährigen mit dem Hochgeschwindigkeitsmotor ist der Sieg im einzigen Zeitfahren am Samstag von Bergerac nach Périgueux mangels Konkurrenz fest eingeplant. Am Sonntag wollen dann Kittel oder André Greipel auf den Champs Élysées in Paris zuschlagen.

Degenkolb jagt indes seinem ersten Etappensieg weiter hinterher. Navardauskas war 13 Kilometer vor dem Ziel ausgerissen und hatte seinen Vorsprung bis ins Ziel gerettet. Es war der erste Sieg eines Litauers in der Tour-Geschichte. Für Degenkolb ist damit die Tour 2014 wohl endgültig verpatzt. Zwei schmerzvolle Stürze mit einer Einblutung in den Gesäßmuskel, ein knapp verpasster Etappensieg in Oyonnax und ein unfaires Ausbremsmanöver hatten ihm schwer zu schaffen gemacht.

Die Bedingungen am Freitag waren alles andere als angenehm. Den ganzen Tag über hatte es immer wieder zum Teil heftig geregnet, auf der Strecke hatten sich zeitweise kleine Sturzbäche gebildet. Im Zielbereich waren die Absperrgitter umgeweht worden. So kam es zu keiner geordneten Sprintvorbereitung, was dem Ausreißer in die Karten spielte.

Angesichts der teilweise überfluteten Fahrbahnen herrschte erhöhte Wachsamkeit bei den Fahrern. Insbesondere bei Nibali, den nur noch ein Sturz vom Tour-Sieg abhalten kann. In seiner Heimat war er nach dem vierten Etappensieg am Donnerstag in Hautacam schon überschwänglich gefeiert worden. Die täglich erscheinende Sportzeitung „Tuttosport“ titelte in Anlehnung an den für seinen außerordentlichen Erfolgshunger bekannten Eddy Merckx: „CaNIBALIssimo“. Und das Konkurrenzblatt „Gazzetta dello Sport“ schrieb: „Nibali geht in die Geschichte ein. Die Demonstration der absoluten Macht. Der Sonnenkönig, der Herrscher“.

Bis es so weit ist, steht aber zunächst am Samstag das Zeitfahren über 54 Kilometer auf dem Programm. Für alle Experten stellt sich weniger die Frage ob, sondern vielmehr mit welchem Vorsprung Tony Martin den Kampf gegen die Uhr für sich entscheiden wird. „Dass ich der Topfavorit bin, macht die Sache nicht einfacher. Ein Zeitfahren am vorletzten Tag bei der Tour ist etwas anderes als bei einer WM. Da fühlen sich 54 Kilometer wie 70 oder 80 an.“ Und Dauerregen wie am Freitag kann ganz schnell die Karten neu mischen. (dpa)

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